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Ausstellung Aktives Museum Südwestfalen

Luftschutzbunker am Obergraben mit Bild der ehemaligen Synagoge
An der Außenwand des Luftschutzbunkers am Obergraben fällt ein 12 qm großes Foto der Siegener Synagoge auf. Sie stand an diesem Ort. Eine Tafel informiert über die unterschiedliche Nutzung dieses Ortes in der Innenstadt von Siegen: Synagoge - Luftschutzbunker - Museum.
Daneben befindet sich an der Bunkerwand eine Eisenskulptur des israelischen Künstlers Dan Richter-Levin. Sie trägt den Titel: "Innere Ordnung - eingerahmt."
An einer Bruchsteinmauer links vor dem Eingang befindet sich eine dort 1964 angebrachte Gedenktafel. In jenem Jahr fand erstmals eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Toten aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde Siegen statt. Solche Gedenkstunden werden alljährlich am 9. November von der 1959 gegründeten Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet. Auf der Tafel ist für die Eröffnung der Synagoge irrtümlich das Jahr 1906 angegeben. Es muss richtig 1904 heißen.
Die Besucher betreten den Lern- und Gedenkort durch ein schmiedeeisernes Tor, auf dem ein siebenarmiger Leuchter (Menorah) angebracht ist.
Nun schauen sie auf ein Foto der ehemaligen Synagoge der Stadt, die an diesem Ort von 1904 - 1938 stand. Daneben befindet sich eine Gedenktafel mit den Namen, Lebensdaten und Adressen der Opfer aus der jüdischen Gemeinde Siegens. Diese Tafel wurde 1988 eingeweiht.
Beim Betreten der Museumsräume fällt der Blick auf eine Mesusa am rechten Türpfosten. Gläubige Juden berühren diese beim Eintritt in einen Raum und sprechen dazu einen Segen. Durch Berühren einer Klangwand können die Besucher sich akustisch auf den Besuch der Ausstellung einstimmen.

Klangwand im Aktiven Museum. Zum Anhören der Klangbeispiele bitte Anklicken (mp3-Datei, 858 kb)
Diese akustische Wand wurde von den Siegenern Gabi Bosch und Rolf Großmann erdacht und gestaltet. Sie trägt die hebräische Aufschrift "Hamakom" und "Habai"" ("Der Ort" - "Das Haus"). Dies soll an den Tempel in Jerusalem erinnern. Durch Berühren der Tafel ertönen Klangdokumente wie z. B. Synagogengesänge, jiddische Lieder, aber auch Fragmente aus Reden, Naziparolen, Kriegsgeräusche usw.
Die Ausstellung beginnt mit der ersten festen Ansiedlung jüdischer Familien, die in unserer Region erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts belegbar ist. Vereinzelte Nachrichten über den Aufenthalt von Juden gibt es seit dem Jahr 1252. Sie werden im ersten Raum dokumentiert.
Weiterhin finden die Besucher Belege antijüdischer Diskriminierungen (gelber Fleck - Hut - Judenstern) aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie können den Text einer antisemitischen Rede des ehemaligen Hofpredigers Adolf Stoecker, der seinerzeit den hiesigen Wahlkreis fast 20 Jahre lang vertrat, lesen.
Während der Öffnungszeiten wird ein Videofilm gezeigt, der Fotos der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus unserer Region zeigt. Wer noch weitere Bilder besitzt, wird gebeten, diese dem Museum leihweise zur Ergänzung des Films zu überlassen. Eine Liste der im Film zu sehenden Bilder kann an der Kasse eingesehen werden. Ziel des Museums ist es, möglichst von jeder Person aus der ehemaligen Gemeinde ein Foto zeigen zu können.
Auf sechs Schiebewänden finden die Besucher Dokumente, die Geschichte des hiesigen Judentums und des Nationalsozialismus in diesem Jahrhundert betreffend. Diese Wände sind nach folgenden Themen gegliedert:
- Reichstagswahlergebnisse Kreis und Stadt Siegen; Ergebnisse der Reichspräsidentenwahlen
- Der "Boykott" - 1. April 1933
- Dokumente der bekanntesten jüdischen Familien vor Ort: Frank und Herrmann
- Beginn der Entrechtung - Arisierung 1933 -1939
- Der Novemberpogrom in Siegen (10. November 1938)
- Auswanderung - Deportation - Selbstmord
Auf großformatigen Tafeln wird die Geschichte weiterer ehemaliger jüdischen Gemeinden im Kreis Siegen-Wittgenstein dokumentiert: Die Gemeinden in den Städten Hilchenbach, Bad Laasphe und Bad Berleburg. Letztere können auf eine kontinuierliche jüdische Besiedlung von annähernd 300 Jahren zurückblicken.
Weitere Opfergruppen des nationalsozialistischen Terrorsystems werden anhand lokaler Beispiele dargestellt: Verfolgung und Tötung sogenannter "Zigeuner", behinderter Menschen, der "Ernsten Bibelforscher" (Zeugen Jehovas) und Kommunisten. Hier ist beispielhaft der Lebensweg des Siegener Abgeordneten im Preußischen Landtag, Walter Krämer (1892 - 1941), nachgezeichnet. Ihm wurde posthum im Jahr 2000 die größte Auszeichnung des Staates Israel verliehen, indem er in die Reihe "Gerechter der Völker" aufgenommen wurde.