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Die Jovy-Gruppe - ein Beispiel für Widerstand

Mitglieder der Jovy-Gruppe im Kottenforst

Vor 1933 gab es eine Vielzahl von konfessionellen, politischen und bündischen Jugendgruppen, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schrittweise gleichgeschaltet oder verboten wurden. Die NSDAP war bestrebt, eine einheitliche deutsche Staatsjugend aufzubauen: die Hitlerjugend (HJ) und den Bund Deutscher Mädel (BDM). Der Eintritt in die HJ und den BDM wurde zur Pflicht, die Erziehung der jungen Menschen geriet unter staatliche Kontrolle.

Die Reaktionen der Jugendlichen war sehr unterschiedlich. Je mehr HJ und BDM den Pflicht- und Zwangscharakter betonten, desto häufiger wurde Kritik geäußert. Einzelne distanzierten sich mit der Zeit von den staatlichen Jugendorganisationen und bildeten illegale Gruppen.

Um den aus der HJ gedrängten Jugendführer Günter Platz, sammelten sich mehrere junge Menschen. Sie gehörten durchaus der Hitlerjugend an, aber die nach Wohnblöcken organisierten HJ-Gruppen ließen tiefergehende Freundschaften kaum zu.

Die Gemeinschaft um Günter Platz wuchs zusammen. Sie gestalteten ihre Freizeit selbstbestimmt, gingen auf "Fahrt", zelteten in der freien Natur und veranstalteten Singabende. Obwohl diese bündischen Umtriebe verboten waren, gingen sie dieses Risiko ein.

1937 bis 1939 folgten einige Auslandsfahrten. In Frankreich lernten die Jugendlichen deutsche Emigranten um Karl Otto Paetel kennen, eine bekannte Persönlichkeit der Jugendbewegung. Tagsüber trieben sie Sport, am Abend kam es zu politischen Diskussionen. Besonders Michael Jovy, Edgar Lohner und Helmut Giesen ließen sich von den Argumenten gegen die Regierung um Adolf Hitler überzeugen. Für sie wurde die Ablehnung des Nationalsozialismus aus politischen Gründen immer wichtiger. Zurück in Bonn befolgte die Gruppe den Rat Paetels und traf sich zu Schulungsabenden, um beispielsweise auch Hitlers Buch "Mein Kampf" zu lesen. Im Frühjahr 1939 fielen die Jugendlichen der Polizei während eines Auftritts der Don-Kosaken auf. Ihre Aktivitäten wurden beobachtet.

Im Winter 1939/40 wurden Mitglieder der Jovy-Gruppe verhaftet und vor dem Volksgerichtshof in Berlin wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" angeklagt. Der Hauptbeschuldigte Michael Jovy wurde 1941 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.