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„Lieber Mischa“ – ein humorvoller Guide zum Judentum Eine Lesung mit Lena Gorelik (München)

Datum: 21.06.2011 19:30
Ort: Jüdisches Museum Westfalen, Julius-Ambrunn-Str.1, Dorsten
Preis: 8 Euro

Lena Gorelik gehört der neuen Generation junger Juden in Deutschland an, die sich über ihre Zukunft, nicht über ihre Vergangenheit definieren wollen. Sie hat einen frechen, unverblümten und nachdenklichen Guide (nicht: Führer) darüber geschrieben, wie man als junger Jude heute in Deutschland seinen Platz findet – und wie man als Nichtjude dabei ganz unverkrampft bleibt.

Gorelik geht humorvoll entspannt mit den üblichen Klischees um. Da sie gerade Mutter geworden ist, erklärt Lena Gorelik in ihrem soeben erschienenen Buch ihrem Sohn nicht nur vorsorglich, wie er sich später einmal ihrer mütterlichen Fürsorge entziehen kann, sondern auch, warum so viel auf Festen geweint wird. Warum sein Großvater lieber Sudokus macht als in der Tora liest. Warum er auf seine Nase und seine Ohren stolz sein kann.

Wie er die Weltherrschaft erlangt und trotzdem kein Rothschild wird. Wie er es auf die Liste der 10 coolsten Juden der Welt schafft und wie er sich Leute charmant vom Leib hält, die mit Leuchten in den Augen sagen: Was, du bist wirklich Jude?!

Zur Autorin:

Lena Gorelik (geb. 1981) kam 1992 mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München studierte sie „Osteuropastudien“. Ihre bisher veröffentlichten Bücher „Hochzeit in Jerusalem“, „Verliebt in Sankt Petersburg“ und „Meine weißen Nächte“ wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet. Lena Gorelik lebt mit ihrer Familie in München.


Aus den Besprechungen zu „Lieber Mischa“:

Gefühlte Leitfrage: Wie komme ich damit klar, zu einer völlig überkandidelten Gemeinschaft zu gehören, die sich, Goreliks Ausführungen zufolge, primär durch den permanenten Konsum ekligen Essens sowie eine sehr aktive Streitkultur auszeichnet? Zum Glück hat die Ich-Erzählerin bereits einen Fonds eingerichtet, der dem Noch-Kleinkind im späteren Leben eine Psychoanalyse ermöglichen soll. Die wird es auch bitter nötig haben, glaubt man den Ankündigungen seiner Mutter, innerhalb der nächsten Jahrzehnte zur jüdischen Über-Mamme zu mutieren, die ihrem Sohn permanent warme Schals und Essen hinterherträgt. (...) Ihr ist ein vergnüglicher Beitrag zum Diskurs „Darf-man-über-Juden-lachen?“ der letzten Jahre gelungen. (Süddeutsche Zeitung)

Für ihre Selbstbestimmung als junge Mutter, immer jung bleibende Tochter einer Mutter, als Frau eines offenbar umgänglichen jüdischen Ehemannes, schließlich als im Grunde keineswegs, aber zur metaphysischen Sicherheit eben doch auch ein bisschen gläubige Kulturjüdin in Deutschland – für all diese "Identitätssachen" hat Lena Gorelik dieses Mal mit Bedacht ein recht romantisches Erzählgenre gewählt: den zum Buch sich auswachsenden Brief an das gerade geborene Kind. (...) Aus Barockem und Romantischem erwächst im Fortgang des anekdoten- und arabeskenreichen Erzählens jedenfalls die wundersamste Erziehungsfibel, die ein Einjähriger wohl je erhielt. Der Knabe ist zu beneiden. Aber da wir mitlesen können, was seine Erzählmutter ihm so alles mit auf den Kindheitsweg gibt, sind wir es auch. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Veranstaltungsort: Jüdisches Museum Westfalen, Julius-Ambrunn-Str.1, Dorsten

Eintritt: 8 Euro

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