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Wissenswertes Entstehung der Begegnungsstätte Alte Synagoge

Entstehungsgeschichte

Gedenktafel an der Außenmauer der Begegnungsstätte

Seit 1994 gibt es im Zentrum von Wuppertal-Elberfeld die „Begegnungsstätte Alte Synagoge“, ein Ort des Gedenkens, der Erinnerung und des Lernens an der Stelle, an der von 1865 bis zur „Reichskristallnacht“ am 10. November 1938 die Elberfelder Synagoge stand.

Die Ruine der ausgebrannten Synagoge wurde durch die Bombardierung am 25. Juni 1943 vollständige dem Erdboden gleichgemacht. Nach dem Krieg diente das Grundstück lange Zeit als Parkplatz. Im November 1962 brachte die Stadt Wuppertal auf Initiative der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eine Bronzetafel an, die auch heute noch existiert. Der für die 1950er Jahre typische Text lautet:

HIER STAND DIE SYNAGOGE DER
JÜDISCHEN GEMEINDE. SIE
WURDE AM 9. NOVEMBER 1938
EIN OPFER DES RASSENWAHNS
DIE STADT WUPPERTAL
9.NOVEMBER 1962

In den 1980er Jahren wurde von verschiedenen Seiten eine würdigere Gestaltung des Ortes gefordert, so dass die Stadt Wuppertal 1986 den Bau einer Begegnungsstätte beschloss. Nachdem 1988 ein eingeschränkter Architektenwettbewerb ausgewertet worden war, begann man 1991 mit dem Bau nach den Entwürfen der Kölner Architekten- und Künstlergemeinschaft Busmann & Haberer, Zbyszek Oksiuta und Volker Püschel. Begleitet wurde das Vorhaben von einer Kommission. Auf Initiative gründete sich im Juni 1993 daraus der „Trägerverein Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal e.V.“. Am 15. April 1994 wurde die Begegnungsstätte in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Johannes Rau und des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, eingeweiht.

Baubeschreibung

Architektur der Begegnungsstätte

Den Grundriss der zerstörten Synagoge bezeichnet auf dem landschaftlich gestalteten Außengelände eine Fläche von grauen Granitplatten – die „Grabplatte“. Darunter befinden sich noch Reste der alten Fundamente. Nur an der nördlichen Seite blieb die Ruine einer der Grundmauern sichtbar, die als „Mahnmal“ an die Katastrophe der „Reichskristallnacht“ erinnert. Davor ist ein Satz des deutsch-jüdischen Gelehrten Martin Buber (1878-1965) in deutscher und hebräischer Sprache eingraviert: „Wer kämpft, wird wiederbekämpft, wer gestaltet, schöpft aus dem Lebendigen, und wo das Leben wächst, verringert sich das Tote."

Als „Antwort auf Zerstörung und Lärm und überhaupt das viele Ungelöste“ (Peter Busmann) schließt sich an die alte Mauer ein Garten mit zehn verschiedenen, schräg gepflanzten Apfelbäumen und einem künstlichen Wasserlauf in der Mitte an – ein „unbetretbarer Ort“.

Hinter dem kubusförmigen Haupthaus, das verkantet auf der Süd-Ost-Ecke des Synagogengrundrisses steht, erhellt eine große weiß verputzte Rückwand einen durch geometrische Formen, schwere Materialien und schwarze, weiße und graue Farbgebung gestalteten Platz. In seiner Mitte laden ein einzelner Baum (Sofora Japonica) und ein wie hingeworfener Granitblock zum Sitzen ein.

An dem barackenförmigen Langhaus aus Sichtbeton entlang führt ein schmaler Weg um das Gebäudeensemble zum Eingang in der mit Blei verkleideten Rotunde.

Im lichtdurchfluteten Inneren des Haupthauses fällt ein Psalmvers auf, der in hebräischer und deutscher Sprache hoch oben angebracht ist: „Sie steckten in Brand dein Heiligtum, entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund. Psalm 74,7.“ In einem vom Fußboden bis zum Dach reichenden Fenster, das den Blick auf den Wasserlauf im Obstgarten freigibt, steht das hebräische Wort „Schalom“ geschrieben.

Im Souterrain befinden sich das Büro, eine Teeküche und ein Seminarraum mit der Bibliothek, in dem Vorträge, Lesungen und Versammlungen stattfinden und der als Arbeitsraum für Schulklassen, Konfirmanden, Projekt- und anderen Lerngruppen dient.