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Fachtag für Bildner*innen: „(Zwangs)Migration und Flucht – Geschichte(n) von damals und heute“

Wie können wir vielstimmige Migrations- und Fluchtgeschichten in einer diversen Gesellschaft sichtbar machen, erzählen und erinnern? Wie binden wir Erfahrungen und Realitäten von Teilnehmenden in die Bildungsarbeit zu Flucht und (Zwangs)Migration ein? Wie positionieren wir uns als Bildner*innen zu aktuellen Debatten rund um Migration? Mit diesen Fragen setzte ein Fachtag in Düsseldorf auseinander.

Verfasst am 20. Februar 2024

Der Fachtag „(Zwangs)Migration und Flucht – Geschichte(n) von damals & heute“ fand am 8. Dezember 2023 an der Hochschule Düsseldorf (HSD) statt und wurde vom Erinnerungsort Alter Schlachthof in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) organisiert. Zahlreiche politische Bildner*innen aus ganz NRW nahmen an der Veranstaltung in Düsseldorf teil. Die Vielfalt der dabei vertretenen Disiplinen machte die Bedeutung des Themas in unterschiedlichen Bereichen deutlich: Lehrkräfte, Gedenkstättenpädagog*innen, Studierende sowie zivilgesellschaftliche Akteur*innen aus Vereinen, Institutionen, Projekt und Initiativen nutzten den Fachtag nicht nur zur Weiterbildung sondern auch zum Austausch.

Eine besondere Perspektive brachten sechs Oberstufenschüler*innen der Leverkusener Käthe-Kollwitz-Schule und des Düsseldorfer Georg-Büchner-Gymnasiums ein. Die Jugendlichen hatten an einem dem Fachtag vorausgegangenen Kooperationsprojekt zwischen dem Erinnerungsort Alter Schlachthof und DOMiD teilgenommen. Während des Projekts arbeiteten die Schüler*innen zu historischer und gegenwärtiger (Zwangs)Migration und Flucht und vernetzten dabei die erinnerungskulturellen Praxen des Erinnerungsortes in Düsseldorf des Kölner DOMiD. Während des Fachtags berichteten die Jugendlichen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen während des Projekts: Welche Objekte und Geschichten sie im DOMiD und im Erinnerungsort Alter Schlachthof besonders berührt hatten und wie es für sie war, sich diese anzueignen und den Schüler*innen der jeweils anderen Schule vorzustellen.  

Nach diesem persönlichen Einstieg folgten Impulsvorträge, die am Nachmittag in Workshops vertieft wurden. Das Projekt „Ein anderes Duisburg. Migration erinnern - Antirassistische Städte schaffen“, vorgestellt von Ceren Türkmen und Ali Şirin vom Zentrum für Erinnerungskultur, bot spannende Einblicke in die praktische Erinnerungsarbeit. Ebenso wurde die Ausstellung „Pack deine Sachen! - Ausstellung über Flucht von Frauen aus der Ukraine heute" von Xenia Gromak und Eva Grütgen vorgestellt, die auch in der Bibliothek der HSD besichtigt werden konnte. In den Workshops wurden diese Projekte als Ausgangspunkt genutzt, um mit den Teilnehmern über praktische Erfahrungen, Inhalte und Methoden zu diskutieren sowie Möglichkeiten und Herausforderungen für die politische Bildungsarbeit zu erörtern.

Auch theoretische Zugänge wurden präsentiert. So referierte Freya Kurek von der Universität zu Köln über „Bildungstheoretische und geschichtsdidaktische Perspektiven auf historische wie gegenwärtige Migration und Flucht“. Dem Vortrag folgte ein Workshop unter der Leitung von Friederike Aschhoff (HHU Düsseldorf) und Andrea Nepomuck von DOMiD. Prof. Dr. Susanne Spindler von der HSD sprach über „Erinnerungslücken in aktuellen Migrationsdiskursen und -politiken“ und ging dabei auch auf aktuelle rechtliche Entwicklungen beim Umgang der EU mit Flucht und Migration ein. Wie rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen die Thematik für sich zu nutzen versuchen, beleuchtete Alexander Häusler von FORENA (HSD) in einem Vortrag über „Migration und die extreme Rechte“. Auch dieses Thema konnte in einem anschließenden Workshop unter Beteiligung von Eva Krane vom Erinnerungsort Alter Schlachthof vertieft werden. Die Vorträge boten zahlreiche Impulse zu erinnerungspolitischen Fragestellungen, die in den Workshops zu angeregten Diskussionen führten.

Am Ende des Fachtags wurden die Inhalte, Fragestellungen und Diskussionen aus den Workshops im Plenum zusammengefasst. Stellwände mit verschiedenen Fragestellungen regten zu einer Reflexion der eigenen Positionierung als Bildungsperson, der Erinnerungsarbeit zu Migration und Flucht sowie des Umgangs mit historischem Quellenmaterial an.

Der Fachtag bot spannende Einblicke in Praxisprojekte und überzeugte durch die gelungene Verknüpfung unterschiedlicher Ansätze sowie Handlungsfeldern im Themenkomplex (Zwangs)Migration und Flucht. Obwohl der Fachtag offiziell den Abschluss des Kooperationsprojekts zwischen dem Erinnerungsort Alter Schlachthof und dem DOMiD markierte, ist der intensive Austausch und die Vernetzung verschiedener Akteur*innen im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit hoffentlich eher als ein Anfang zu verstehen. Deutlich wurde, wie gewinnbringend es ist, die Fragestellungen weiterhin pluralistisch und multiperspektivisch anzugehen. Hierzu zählt beispielsweise die verknüpfende Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Flucht- und (Zwangs)Migrationsgeschichte(n). 

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