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Judentum im Bergischen Land Chronik der jüdischen Geschichte im Bergischen Land

Auf dieser Seite finden Sie eine ausführliche, in vier Phasen aufgeteilte Chronik der geschichtlichen Ereignisse rund um das Thema Judentum im Bergischen Land. Angefangen von den ersten nachgewiesenen Zuwanderungen von Juden aus Köln in das Herzogtum Berg 1424 bis hin zur Auszeichnung des Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde, Leonid Goldberg, mit dem Bundesverdienstkreuz 2010.


Zuwanderung, Niederlassung und Gemeindegründung: 1424 bis 1897

 

1424

Zuwanderung von Kölner Juden in das Herzogtum Berg.

1459

Ausweisung der Juden aus dem Herzogtum Berg.

1568

Erster Nachweis für die Anwesenheit eines Juden in Solingen.

1622

Dauerhafte Niederlassung von Juden in den Territorien Berg und Mark.

1682

Aus den Jahren 1682, 1684 und 1686 stammen die ältesten Schutzbriefe Schwelmer Juden.

1691

Der erste nachweisbare Jude im Wuppertal, Isaak Meyer, erhält vom Kurfürsten Johann Wilhelm einen Geleitbrief (1694 für 16 Jahre verlängert, um sich in Elberfeld aufhalten zu können). Als 1704 seine Mutter stirbt, bemüht Meyer sich zunächst um einen Grabplatz auf den christlichen Friedhöfen, der ihm aber verweigert wird. Der Elberfelder Magistrat verkauft ihm schließlich ein Stück Land auf der Hardt. 1742 zieht Meyer aus dem Wuppertal weg.

1694

Das Remscheider Kirchenbuch nennt mit Datum vom 16. Mai einen Wilhelm Jüden. Drei jüdische Familien leben im Bereich der Herrschaft Hardenberg. Eine jüdische Familie lebt in Langenberg.

1722

Am 18. Oktober legt eine Feuersbrunst fast die halbe Stadt Schwelm in Asche. Der Brand war im Haus Abraham Simons ausgebrochen.

1763

Am 17. April wird die Jüdin Sara Hirsch in der Kirche zu Lüttringhausen als Maria Christina Catharina Bergmann getauft.

1777

Der Jude Levy Löwenthal zieht nach Lüttringhausen.

1779

Es wird eine neue Geleitkonzession erlassen: Es dürfen nicht mehr als 250 jüdische Haushalte in den Herzogtümern Jülich und Berg sein, arme und verdächtige Juden müssen sofort das Land verlassen, die vermögenden Juden haften für die Steuerzahlungen der unvermögenden, bei Geburt und Tod eines männlichen Juden muss je ein Goldgulden entrichtet werden, Verhöhnung und Beleidigung der Juden sollen streng bestraft werden. Diese Geleitkonzession kostet die Juden 10.000 Gulden und zusätzlich eine Jahresgebühr von 4.000 Gulden.

1787

Die Solinger Juden kaufen ein Fachwerkhaus am Südwall, das ab 1788 als Synagoge mit Mikwe und Schule dient.

1791

Mit Beschluss der französischen Nationalversammlung erhalten die Juden in den von den Franzosen eingenommenen rechtsrheinischen Gebieten die Bürgerrechte. Es werden rasch mehrere Synagogengemeinden gegründet. Aus diesem Jahr stammt der älteste noch erhaltende Grabstein der Nevigeser jüdischen Gemeinde auf dem Friedhof am Kuhlendahl. Bis 1810 werden dort auch die Elberfelder Juden bestattet.

1794

Auf Druck der Bleicherzunft (Garnnahrung) wird ein Erlass von Kurfürst Karl Theodor herausgegeben, der Juden den Aufenthalt und die Niederlassung im Wuppertal verbietet.

1795

Die Franzosen besetzen die rechtrheinischen Territorien, aber die 1801 von den französischen Behörden erlassenen Judengesetze gelten nur für die linksrheinische Seite. Das Bergische Land steht weiterhin unter der Regierung von Kurfürst Maximilian Joseph.

1800

In Elberfeld gibt es keinen einzigen Juden bei insgesamt 18.000 Einwohnern.

1802

Fertigstellung der Langenberger Synagoge in der Kuhstraße 6, wohl die älteste im Bergischen Land.

1804

Per Dekret eröffnet Kurfürst Maximilian Joseph jüdischen Kindern den Schulbesuch an allgemeinen Schulen, aber: „Die Juden in ihrer damaligen Verfassung sind schädliche Mitglieder des Staates, die liberalen Grundsätze einer uneingeschränkten Duldung können bei ihnen ohne Nachteil der bürgerlichen Gesellschaft nicht angewendet werden. Es wäre ungerecht, sie auszuweisen, aber es sollen Einrichtungen getroffen werden, durch die sie zu nützlichen Staatsbürgern erzogen werden und die ihnen zwar nicht vollen, so doch ausgedehnten Genuss der Bürgerrechte gewähren.“ Im Hardenbergischen leben 158 Juden.

1806

Errichtung des Großherzogtums Berg, zu dem nun auch die Grafschaft Mark gehört, unter französischer Regierung. Einführung des „Code Civil“, des unter Napoleon verfassten Zivilgesetzbuches. Die Remscheider Gewerbesteuerliste nennt den „Judt Leib Marcus“ vom Büchel.

1808

Dekret des Großherzogs Joachim Murat von Berg, das die Gleichstellung der Bergischen Juden bestimmt. Wenig später folgt ein Erlass Napoleons, das so genannte „Décret infame“, das Teile des Gleichstellungsdekrets wieder rückgängig macht (Kreditgeschäfte, Handelsgewerbe). Der aus Württemberg stammende Kaufmann Seligmann zieht nach Velbert, nachdem er die in Langenberg wohnende Carolina Joseph geheiratet hat. Der Schwelmer Jude Lambertus Behr stellt Regenschirme her.

1809

Es gibt neun jüdische Familien in Elberfeld, die sich als private Gemeinschaft unter dem Vorstand von Joseph Meyer und Bernhard Cahen zusammenschließen. Der Stadtdirektor Carl Brügelmann empfiehlt bald die offizielle Gründung einer Gemeinde. Diesem Rat wird aber nicht gefolgt, so dass die Entwicklung der Gemeinde gebremst wird.

1810

Joseph Meyer erwirbt das Grundstück an der Elberfelder Weißenburgstraße für einen jüdischen Friedhof von Engelbert von der Heydt.

1812

Das preußische Judenedikt gilt lediglich für die altpreußischen Gebiete. Für die neu hinzugekommenen Landesteile wie das Bergische Land sind die alten Regelungen maßgeblich. Landfremde Juden (aus Gebieten außerhalb der preußischen Grenzen zugewandert) können sich nur nach dem Nachweis eines beträchtlichen Vermögens innerhalb der preußischen Grenzen niederlassen. Nachmann Isaac kommt nach Velbert, dessen Nachkommen bis 1939 in dem Ort als Metzger und Viehhändler arbeiten.

1813

Die Elberfelder Kaufleute Joseph Meyer, Jacob Daniel Leudesdorff, Salomon Leiser und Meyer Ullmann schließen im Auftrag der jüdischen Gemeinde einen Pachtvertrag mit dem Gastwirt Johann Peter Wülfing über ein angelegenes Hinterhaus einer Gaststätte in der Elberfelder Innenstadt. Da der Betrieb jedoch zu große Störungen bei Gottesdiensten und Versammlungen verursacht, mieten sie noch im selben Jahr ein größeres Zimmer mit Nebenraum als Versammlungs- und Betraum im Hinterhaus eines Gebäudes an der Herzogstraße (gegenüber der Erholungstraße).

1815

Das Bergische Land wird preußisch.

1816

15 jüdische Familien (104 Personen) wohnen im Wuppertal, 14 davon leben vom Handel, fünf verfügen über Grundbesitz. Trotz offizieller Gleichstellung beklagt der Oberbürgermeister die jüdische Ansiedlung: „Diese haben sich seit einigen Jahren sehr vermehrt – was für eine Fabrikstadt gewiß nicht von Nutzen ist, und es gewiß einer näheren Erörterung verdiente, in wiefern die Juden hier eine größere Ausdehnung und die Befugniß, eine förmliche Synagoge zu gründen, erhalten.“ In Solingen (mit Dorp, Gräfrath, Wald, Merscheid/ Ohligs und Höhscheid) leben 72 Juden.

1818

Die Velberter Juden beerdigen Gustav Leser auf einem Grundstück am Nordpark.

1819

Tod des ersten Vorstehers der Elberfelder Juden, Joseph Meyer. Sein Nachfolger wird Bernhard Cahen. Trotz seiner großen Bemühungen, die zum Teil zahlungsunwilligen Gemeindeglieder zusammenzuhalten, steht die Gemeinde bis 1820 kurz vor der Auflösung. Es gibt weder einen Rabbiner noch eine jüdische Schule. Cahen beantragt, von seinem Amt entbunden zu werden. Als keine Reaktion erfolgt, kündigt er den Betsaal an der Herzogstraße. Die Gemeinde (20 Familien mit 112 Personen) bleibt längere Zeit ohne öffentlichen Gottesdienst. In Solingen leben 62 Juden, in Remscheid einer. Im August wird die Synagoge an der Fronhofstraße in Schwelm eingeweiht.

1820

Der einzige jüdische Hausbesitzer in Barmen ist Salomon Meyer aus Wülfrath.

1821

Gründung der Firma Saul Wahl, später eines der bekanntesten jüdischen Geschäfte in Barmen („S. & R. Wahl“).

1824

Im Wuppertal und Umgebung leben insgesamt 397 Juden (Elberfeld 104, Barmen 24, Mettmann 50, Haan 7, Wülfrath 23, Velbert 16, Langenberg 52, Neviges 59, Schwelm 62).

1826

Im Zuge der Bemühungen um den Erhalt der Gemeinde im Wuppertal wird der qualifizierte Lehrer Moses (Moritz) Kalischer angestellt. Er wird zwar Vorsteher der Gemeinde, aber eine jüdische Schule kann wegen der Zahlungsunwilligkeit der Gemeindemitglieder trotzdem nicht eingerichtet werden. Erster Nachweis für die Anwesenheit eines Juden in Lennep. Früheste Nennung eines „Friedhofes der Israelitischen Gemeinde Lüttringhausen“, dem späteren Familienfriedhof der Löwenthals an der Pulverstraße.

1830

In Schwelm leben 13 jüdische Familien mit 70 Personen, was einem Bevölkerungsanteil von 1,9 Prozent entspricht.

1831

Wiederanmietung des Betsaals an der Elberfelder Herzogstraße durch Leonhard Cahen, aber erneuter Verfall der Gemeindeaktivitäten. Für Beschneidungen, Trauungen und andere kultische Handlungen muss ein fähiger Mann aus Düsseldorf engagiert werden, da im Wuppertal niemand dazu in der Lage ist.

1832

Die Elberfelder und Barmer Juden erwägen, sich der jüdischen Gemeinde in Krefeld anzuschließen. In Lennep leben drei Juden. Alexander und Aron Coppel sind Mitgründer des Solinger Schützenvereins. In Velbert leben 19 Juden.

1840

Im Regierungsbezirk Düsseldorf gibt es für 6.715 Juden nur sieben jüdische Schulen. Von 1.138 jüdischen Kindern besuchen nur 242 jüdische Schulen. Für die 382 jüdischen Einwohner im Wuppertal mit 64 schulpflichtigen Kindern gibt es keine einzige jüdische Schule. Die Velberter Juden erwerben das Friedhofsgrundstück an der Straße Am Nordpark.

1845

Erst jetzt wird die bereits 1801 für die linksrheinische Seite geltende Namensregelung auf für die Bergischen Juden eingeführt, wonach nicht mehr der Vorname des Vaters der Familiename der nächsten Generation ist, sondern ein fester Familiennamen angenommen werden muss. Die Solinger Synagogengemeinde beschließt ihre Statuten, die einen fünfköpfigen Vorstand vorsehen. Im oberen Kreis Solingen leben 128 Juden.

1846

19 jüdische Familien mit 92 Personen leben in Elberfeld, neun Familien mit 37 Personen in Barmen. Die Elberfelder und Barmer Juden engagieren Jesaias Mayer aus Telgte als jüdischen Lehrer. – In Lennep leben zehn Juden.

1847

Die Wuppertaler Landtagsabgeordneten August Freiherr von der Heydt und Christian Schuchard streiten in Düsseldorf über die Emanzipation der Juden. Nach dem Gesetz vom 23. Juli, „die Verhältnisse der Juden in Preußen betreffend“, ist der offizielle Titel der jüdischen Bevölkerung „Synagogen-Gemeinde“. Die Juden erhalten volles bürgerliches Recht. Das jüdische Schulwesen wird durch kommunale Mittel bezuschusst.

1849

In Neviges leben 59 Juden.

1852

Die Synagogen-Gemeinde Elberfeld-Barmen konstituiert sich, zu der die kreisfreien Städte Elberfeld und Barmen sowie die Kreise Mettmann und Lennep gehören. Die bergischen Städte Remscheid, Lennep und Lüttringhausen bleiben bis zur Auflösung aller jüdischen Gemeinden 1939 Filialgemeinden von Elberfeld.

1853

Der erste Elberfelder Rabbiner, Dr. Samuel Auerbach, tritt sein Amt an.
Konstituierung der Synagogen-Gemeinde Solingen.

1854

Die Juden in Schwelm werden der jüdischen Gemeinde in Hagen unterstellt.

1855

Gründung des „Israelitischen Frauenvereins“ im Wuppertal.

1857

Gründung des „Israelitischen Wohltätigkeitsvereins“ im Wuppertal. Fusion der Synagogen-Gemeinden Solingen und Opladen.

1860

Erste Beschlussfassung zum Bau einer Synagoge in Elberfeld. Die Gemeinde ist auf 259 Personen angewachsen.

1861

In Lüttringhausen leben 33 Juden. Die Synagogen-Gemeinde Solingen erwirbt ein Grundstück an der Malteserstraße für den Bau einer Synagoge. In Neviges leben 41 Juden.

1864

Der einzige Rabbiner in der Geschichte der Solinger Juden, Dr. Hermann Grünfeld aus Nikolsburg, tritt sein Amt an. Nach einem halben Jahr verlässt er die Gemeinde.

1865

Am 15. September wird die Elberfelder Synagoge an der Genügsamkeitstraße eingeweiht.

1867

In Remscheid leben drei, in Lennep 18 und in Lüttringhausen 24 Juden.

1869

Am 11. Februar wird Else Schüler in Elberfeld geboren. Das Gesetz des Norddeutschen Bundes erklärt die rechtliche und politische Gleichstellung der Juden. Dieses Gesetz wird nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 übernommen und gilt für das gesamte Reichsgebiet.

1872

Auf Empfehlung des Elberfelder Rabbiners Dr. Zacharias Auerbach wird der jüdische Religionsunterricht im Lehrplan der städtischen Höheren Schulen eingeführt. Einweihung der Synagoge der Solinger Gemeinde an der Malteserstraße am 8. März.

1875

Zwischen der Solinger Synagoge und dem Amtsgerichtsgebäude muss die Synagogen-Gemeinde eine Mauer errichten.

1876

Einige orthodoxe Familien in Elberfeld mieten einen Betsaal in der Luisenstraße. Bildung der Solinger Filialgemeinde Richrath.

1880

Bildung der Solinger Filialgemeinde Opladen. In Neviges leben 44 Juden.

1884

In einem Brief teilen die Wülfrather Juden der Regierung in Düsseldorf mit, dass sie sich seit mehr als hundert Jahren die Kosten für den Friedhof an der Wülfrather Straße mit den Juden aus Mettmann teilen.

1885

In Lüttringhausen leben nur noch zwei Juden.

1886

Eine 2,20 Meter hohe Mauer wird um den Friedhof der Solinger Synagogen-Gemeinde am Estherweg errichtet.

1887

Ein Männerverein (Chewra Gemilus Chassodim) und ein Frauenverein mit je 40 Mitgliedern werden in Solingen gegründet, um Not zu lindern und Wohltätigkeit zu üben.

1893

Seit 1893 erstreckte sich der vorher auf das Gebiet der Stadt Schwelm beschränkte Synagogensprengel über den gesamten gleichnamigen Kreis. Zur Gemeinde gehörten 15 Beitragspflichtige in Schwelm, vier in Langerfeld, drei in Gevelsberg und je ein Mitglied in Voerde und Sprockhövel.

1894

Das Gesuch der Barmer Juden um die Gründung einer selbständigen Gemeinde wird behördlich genehmigt. In Remscheid leben 48 steuerpflichtige Juden. Einrichtung eines Religionsunterrichts in der Vereinsschule in der Alleestraße in Remscheid. Einweihung des jüdischen Friedhofs an der Barmer Hugostraße, heute ein ruhender Friedhof.

1895

Die Barmer Gemeinde engagiert mit Dr. Carl Koch ihren ersten Rabbiner, der 1899 durch Dr. Viktor Grabowski abgelöst wird.

1896

Erwerb des Grundstücks für den jüdischen Friedhof am Weinberg. Er wird bis heute von der jüdischen Gemeinde belegt. In Lennep leben 36 Juden, in Velbert 86.

1897

Im Januar Einweihung der Barmer Synagoge in der Scheurenstraße.

Bilder von links nach rechts: Kommerzienrat Hermann Wahl (1848 - 1915), Barmer Synagoge an der Straße zur Scheuren (1897 - 1938), Dr. Werner Culp (1890 - 1936), das ehemalige Kaufhaus Tietz in Elberfeld.


Zwischen Ablehnung und Akzeptanz: 1898 bis 1933

 

1898

Hermann Zivi wird als Kantor nach Elberfeld berufen und versieht dieses Amt dort länger als 30 Jahre. Gründung des Synagogenchorvereins.

1899

Der Schächter und Gemeindediener Josef Rindskopf ist Ehren-Präses der Solinger Mundarttheater-„Gesellschaft Wohlgemuth“.

1902

Die erste ostjüdische Familie, Jakob und Rose Andermann aus Bucacz, zieht nach Remscheid. Anlage einer elektrischen Beleuchtung des Vorplatzes der Solinger Synagoge. Nach dem Stadtbrand in Radevormwald spenden die Mülheimer Juden für die notleidende Bevölkerung.

1904

Um diese Zeit existiert in Elberfeld ein zionistischer Herzlverein, der jedoch kaum oder nur mit Verachtung der meisten jüdischen Gemeindemitglieder zur Kenntnis genommen wird. Die Langenberger Synagoge wird nur noch an den hohen Feiertagen genutzt. An den anderen Tagen gehen die wenigen Langenberger Juden in die Synagoge in Hattingen.

1905

Der Hals-Nase-Ohrenarzt Dr. Eugen Rappoport wird Theaterarzt am Stadttheater in Barmen.

1906

Die Repräsentantenversammlung der Synagogen-Gemeinde Solingen stiftet aus Anlass der Goldhochzeit von Gustav Coppel ein neues Harmonium für die Synagoge. Als Organistin wird auf Empfehlung des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Solingen Helene Sternsdorff angestellt. Das Ehepaar Coppel stiftet der Stadt Solingen 40.000 Mark für gemeinnützige Zwecke.

1907

Der erste bedeutende Rabbiner von Elberfeld, Dr. Zacharias Auerbach, geht nach 41 Dienstjahren in den Ruhestand. Am 6. September tritt sein Nachfolger Rabbiner Dr. Joseph Norden sein Amt an.

1908

Gründung eines jüdischen Frauenbundes in Remscheid.

1910

Anlässlich der 300-Jahrfeier der Stadt Elberfeld veröffentlicht Rabbiner Dr. Joseph Norden einen kurzen Bericht über die Entstehung der Jüdischen Gemeinde. Aus Anlass des 80. Geburtstags des geheimen Kommerzienrates Gustav Coppel führt die Synagogen-Gemeinde Solingen ein eigenes Gesangbuch ein, das auch eine Vertonung von Versen des 30. Psalms durch Helene Sternsdorff enthält. Zwischen 1910 und 1920 soll sich in Velbert im Hause Hüttenmeister an der Offerstraße 27 ein Betraum befunden haben.

1912

Einweihung des Coppelstifts, der Keimzelle des Solinger Jugend- und Gesundheitsamtes. Den Löwenanteil zur Errichtung haben die Spenden der Familie Coppel seit 1906 bestritten (mehr als 100.000 Mark).

1913

In Köln konvertiert Elias Peres, der in Radevormwald am Taufunterricht teilgenommen hat, zum evangelischen Glauben. 
Einweihung des Elberfelder jüdischen Altersheims an der Königstraße 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße 73) auf Initiative des Stadtverordneten und Gemeindemitglieds Max Simon.

1913/14

Bau der Kapelle auf dem Friedhof der Solinger Gemeinde.

1914

Tod des langjährigen Vorsitzenden des Vorstands der Synagogen-Gemeinde Solingen, des Geheimen Kommerzienrats Gustav Coppel, am 25. Dezember. Er war der erste Stadtverordnete jüdischen Glaubens in Solingen und ebenfalls der erste Beigeordnete jüdischen Glaubens. Im Wuppertal verlangen die Bürger ein erneutes Niederlassungsverbot für Juden. Ein erster Privatminjan entsteht im Kreise ostjüdischer Männer in Remscheid.

1915

Von 1900 bis 1915 steigt die Zahl der Ostjuden in Remscheid auf 40 bis 45 Personen.

1916

Dokumente belegen die Existenz eines „Jüdischen Jugendvereins Remscheid“. Außerdem gibt es den „Jüdischen Turn- und Sportverein Bar Kochba Remscheid“, einen Jüdischen Frauenverein und einen örtlichen Verband des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“.

1918

Im Ersten Weltkrieg sind aus Barmen neun, als Elberfeld 34, aus Remscheid fünf und aus Solingen sieben jüdische Soldaten gefallen.

1920

In Remscheid wird der „Israelitische Wohlfahrtsverein“ gegründet (bis 1923), der auch eine “Chewra Kaddischa“ (Beerdigungsbruderschaft) umfasst. Der Verein plant außerdem den Bau einer Remscheider Synagoge: „Mindestens 2/3 des Vereinsvermögens wird nach Jahresabschluss zur späteren Gründung einer hiesigen Synagogengemeinde zurückgelegt“ (§ 11 der Satzung).

1921

Als einzige ostjüdische Familie Remscheids werden die Andermanns eingebürgert.

1924

Anlage einer modernen Zentralheizung anstelle der alten Gasöfen in der Solinger Synagoge.

1924/25

Der spätere Filmregisseur Max Ophüls arbeitet als Regisseur, Schauspieler und Bühnenbildner am „Vereinigten Stadttheater Barmen-Elberfeld“.

1925

In Remscheid leben 229 Juden, in Lennep 32 und in Lüttringhausen drei. 128 Ostjuden leben in Remscheid, 56 Prozent der gesamten jüdischen Bevölkerung Remscheids. In Velbert wird ein „Jüdischer Männer-Verein“ gegründet, dessen Zweck unter anderem die Förderung des Baus einer Synagoge ist. Sie soll an der Mühlenstraße, heute Kölnerstraße, erbaut werden.

1927

Die Synagoge in Langenberg wird verkauft.

1928

Einstellung von Rabbiner Dr. Alfred Philipp als Jugendrabbiner in Elberfeld. In dieser Zeit wird Moses Findling Rabbiner der orthodoxen und Vorbeter der ostjüdischen Gemeinde in Elberfeld. Der Betraum der Ostjuden von Elberfeld ist zunächst an der Hochstraße, später an der Luisenstraße, wo sich auch der Betsaal der Orthodoxen befindet. In Remscheid Anmietung eines Betsaals mit einzigartigen Ausmalungen von Heinrich Mandelbaum in der Bismarckstraße hinter dem damaligen Volkshaus.

1929

Die baufällige Synagoge in Neviges, Hölzerstraße, wird abgerissen. Die wenigen noch in Neviges lebenden Juden besuchen die Elberfelder Synagoge.

1930

Dr. Lothar Lubasch wird der dritte Rabbiner in Barmen.

1933

In Wuppertal leben 2.471 Juden, in Remscheid 273, in Solingen 217, in Heiligenhaus 24, in Wülfrath vier. Oswald Laufer, Jude und sozialdemokratischer Angehöriger des „Reichsbanners“, wird vor seinem Elternhaus in der Elberfelder Wilhelmstraße von einem SA-Mann erschossen. In Remscheid wird eine Ortsgruppe der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“ und eine des „Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“ gegründet. Nach dem Tod des seit 49 amtierenden Lehrers und Vorbeters der Solinger Synagogen-Gemeinde, Max Joseph, nimmt der Solinger Sängerbund an dessen Begräbnis teil.

Bilder von links nach rechts: Speisesaal des jüdischen Altersheimes, spielende Kinder im Garten hinter der Elberfelder Synagoge (Anfang der 1930er Jahre), Familienfest bei Kaplans, Postkarte vom Thalia-Theater am Island in Elberfeld (eröffnet 1906).


Jüdisches Leben im Nationalsozialismus: 1934 bis 1945

 

1933/34

Die NS-Glaubensgemeinschaft „Deutsche Christen“, die die Mehrheit im Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Solingen errungen hat, erzwingt den Rücktritt von Helene Sternsdorff vom Organistendienst in der Synagoge. Erst nach Einschaltung der Fachschaft Evangelischer Kirchenmusiker in der Reichsmusikkammer wird ihr der parallele Organistendienst in der Kirche und in der Synagoge gestattet.

1935

Der Elberfelder Rabbiner Dr. Joseph Norden geht in den Ruhestand und zieht in seine Geburtsstadt Hamburg. Die NSDAP-Kreisleitung Wuppertal gibt ein Heft heraus, das ein Verzeichnis jüdischer Geschäfte, Kaufleute, Ärzte und Rechtsanwälte in Wuppertal, Remscheid, Solingen und Niederberg enthält. Im Stadtpark von Wülfrath wird ein Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten eingeweiht. Gegen den Protest aus der Wülfrather Bevölkerung setzt Bürgermeister August Havemann durch, dass auch der Name des jüdischen Soldaten Karl Beyth darauf erscheint.

1936

Eröffnung einer jüdischen Privatschule in Wuppertal-Elberfeld, Nützenberger Straße.

1937

Letztmalige Wahl des Vorstands der Synagogen-Gemeinde Solingen. Vorsitzender wird Siegfried Feist. Der Elberfelder Lehrer und Oberkantor Gustav Sussmann nimmt sich das Leben.

1938

Die Elberfelder Dichterin Else Lasker-Schüler, die 1933 aus Berlin in die Schweiz geflüchtet ist, wird ausgebürgert. Zwangsschließung der privaten jüdischen Schule in der Nützenberger Straße. Mit behördlicher Genehmigung kann sie als Schule der Jüdischen Kultusgemeinde in der Stephanstraße 9 wiedereröffnet werden. Ende 1939 wird sie endgültig geschlossen. Die Kinder müssen seitdem täglich zum Schulbesuch in die jüdische Schule nach Hagen fahren. Im August findet in der Elberfelder Synagoge zum letzten Mal ein Konzert des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr statt. Gegeben werden Werke von Felix Mendelssohn, Frédéric Chopin, Ferrucio Busoni und Eduard Lalo. Lily Heimann-Mamlock spielte die Violine, Ilse Sass Klavier. Am 28. Oktober werde etwa 200 Juden polnischer oder ohne Staatsangehörigkeit aus Wuppertal, Remscheid und Solingen nach Polen abgeschoben (reichsweit rund 17.000 Menschen). In der Nacht zum 10. November und den Tagen danach werden die Synagogen und Betstuben in Elberfeld, Barmen, Solingen, Remscheid und anderen Städten der Region, wie noch schätzungsweise 1.000 weitere im gesamten Reichsgebiet, durch Brandstiftung und Demolierung zerstört, die jüdischen Friedhöfe geschändet, Schaufenster eingeschlagen, Menschen misshandelt und festgenommen. Der Solinger Jude Max Leven wird erschossen. Am 11. November werden 125 arbeitsfähige Juden aus dem Bergischen Land in das Justizgefängnis Bendahl in Wuppertal eingeliefert, zwei Tage später nach Dachau deportiert und nach zirka vierwöchiger Haft mit einer Auswesungsanordnung wieder entlassen. Der letzte Rabbiner in Elberfeld, Dr. Alfred Philipp, emigriert nach Palästina.

1939

Gründung der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ und Auflösung der jüdischen Gemeinden als Körperschaften des Öffentlichen Rechts. Das Gesetz zur Änderung der Mietverhältnisse mit Juden vom April erlaubt arischen Vermietern, ihre jüdischen Mieter in so genannte Getto- oder Judenhäuser einzuweisen. In Wuppertal sind dies mindestens 16 Adressen. Im Haus von Sally und Beate Cohen, Villenstraße 18 in Remscheid, wird ebenfalls ein solches Gettohaus eingerichtet. In Wuppertal leben noch 1.093 Juden (0,3 Prozent der Gesamtbevölkerung). Die Stadt Solingen kauft das Synagogengrundstück, wobei der Kaufpreis von 7694,98 Reichsmark den Abrisskosten entspricht. Der letzte Lehrer und Vorbeter der Solinger Synagogen-Gemeinde, Jakob Okunski, zieht nach Wuppertal-Elberfeld. Die Heiligenhauser Jüdin Adele Jacobs wird in der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Düsseldorf-Grafenberg im Rahmen der so genannten „Aktion T 4“ (Tötung „lebensunwerten Lebens“ oder Euthanasie) ermordet.

1940

Im Wuppertaler Adressbuch für 1940/41 erscheinen jüdische Bürgerinnen und Bürger mit ihren Zwangsnamen „Sara“ bzw. „Israel“, die sie seit dem 17. August 1938 annehmen und führen mussten. Die Familie Tietz, Nachfolger des Kaufhausgründers Leonhard Tietz in Elberfeld (heute Kaufhof) erreicht in höchster Not Haifa.

1941

Seit dem 19. September müssen Jüdinnen und Juden ab dem 6. Lebensjahr überall im Deutschen Reich den „Judenstern“ tragen. Am 17. Oktober nehmen sich die Geschwister Laura, Hedwig und Siegfried Michelsohn vor ihrer bevorstehenden Deportation nach Lodz das Leben. Am 26. Oktober werden 200 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus den bergischen Städten vom Bahnhof Steinbeck aus über Düsseldorf in das Getto Litzmannstadt in Lodz deportiert. Am 9. November folgt die nächste Deportation mit 266 Menschen nach Minsk. Die beiden jüdischen Patienten der Stiftung Tannenhof, Siegfried Marienthal und Else Gutmann, werden abgeholt und ermordet.

1942

Am 27. Januar wird der Heiligenhauser Jude Artur Jacobs in der Gaskammer von Schloss Hartheim bei Linz ermordet. Am 21. April werden 61 Juden aus dem Bergischen Land nach Izbica bei Lublin deportiert. Am 20. Juli geht der vorläufig letzte Massentransport von 298 Menschen aus den bergischen Städten, darunter die Bewohner des jüdischen Altersheims in der „Straße der SA“ 73 (Friedrich-Ebert-Straße) nach Theresienstadt. Am 27. Juli müssen sich die Schwelmer Juden Immanuel Ehrlich und Betty Wassertrüdiger im Saal der Dortmunder Gastwirtschaft „Zur Börse“ einfinden. Zwei Tage später werden sie über den Güterbahnhof Dortmund-Süd mit ungefähr weiteren 1000 Juden aus dem Gestapobezirk Dortmund nach Theresienstadt deportiert. Immanuel Ehrlich kommt dort am 22. November desselben Jahres um, Betty Wassertrüdiger stirbt am 3. August 1943. Herta Berthold-Plaat aus Düsseldorf findet Zuflucht bei Frau Bach im Haus Mundorf in Radevormwald.

1943

Am 27. Mai muss sich die Schwelmerin sich Erna Marcus zu einem weiteren Transport nach Theresienstadt in der Dortmunder Gastwirtschaft einfinden. Sie überlebt und emigriert später in die USA. Am 24. November stirbt der aufgrund einer Denunziation ins KZ Dachau eingelieferte 27jährige Elberfelder evangelische Theologe Helmut Hesse. Er hat sich mit Nachdruck für die verfolgten Juden eingesetzt und das Schweigen der Kirche kritisiert.

1944

Am 17. September werden schätzungsweise hundert Juden und Jüdinnen, die, weil sie in „Mischehe“ leben noch in Wuppertal und Solingen wohnen, nach Mitteldeutschland in Arbeitslager, nach Berlin in das „Jüdische Krankenhaus Iranische Straße“ und nach Theresienstadt deportiert. Die meisten der Deportierten überleben.

1945

Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten. Im Herbst 1945 gründet der Elberfelder Gustav Brück, der bereits von 1926 bis zur seiner Deportation 1944 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Elberfeld gewesen ist, die neue „Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal“, die nun auch die Städte Heiligenhaus, Radevormwald, Remscheid, Solingen, Velbert und Wülfrath umfasst. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Gemeinde ungefähr 150 Mitglieder.

Bilder von links nach rechts: Boykott des Warenhauses Tietz (10. März 1933), Erika Inow (heute Scharon) um 1930, Judenkennkarte von Ruth Berger, Oswald Laufer (1905 - 1933).


Neuanfang im fremden Land: 1953 bis 2010

 

1953

Die Gemeinde erhält den Status einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts.

1955

Im Oktober weiht die Jüdische Kultusgemeinde ein Mahnmal auf ihrem Friedhof am Weinberg ein. In deutscher Sprache ist dort der Satz „Dem Gedenken der Opfer des Hasses, der Nachwelt zur Mahnung“ zu lesen, auf hebräisch ein Zitat aus dem Trauergebet „El mole rachamim“: „Gott gedenke der heiligen Seelen, die im Holocaust gestorben sind. Gott rächt das verflossene Blut.“

1956

Gustav Brück, langjähriger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde vor und nach dem Krieg, stirbt im Alter von 79 Jahren.

1958

Im Deweerthschen Garten in Elberfeld wird ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der NS-Herrschaft eingeweiht.

1959

Die „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Wuppertal“ wird im November gegründet.

1962

Im November werden an der Barmer Straße Zur Scheuren und an der Elberfelder Genügsamkeitstraße zwei Gedenktafeln zur Erinnerung an die Synagogen und ihre Zerstörung in der „Reichskristallnacht“ enthüllt.

1964

Das Gemeindezentrum an der Aue in Wuppertal-Elberfeld wird eröffnet.

1965

Hanna Wahl, geborene Knevels, Gründerin und Leiterin der jüdischen Notschule in der Nützenberger Straße 29, stirbt in Wuppertal. Es gibt 131 Mitglieder in der Jüdischen Kultusgemeinde.

1968

Am 16. Dezember beschließt der Rat der Stadt Wuppertal die Umbenennung der Elberfelder Baustraße in „Else Lasker-Schüler-Straße“ – mit einer Gegenstimme.

1972

Auf dem Friedhof an der Elberfelder Weißenburgstraße werden Grabsteine umgeworfen und Unrat abgeladen. Moses Findling, früherer orthodoxer Rabbiner in Elberfelld, stirbt in Israel.

1983

Dr. Hilde Rohlén-Wohlgemuth, die Tochter von Claire und Bernhard Heimann aus Elberfeld, publiziert in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins eine Studie über die Firma „Gebr. Kaufmann“, die ihrem Vater gehört hatte. Heute befindet sich an der Stelle des einst renommierten Kaufhauses das Bekleidungsgeschäft C&A.

1987

Der Oberbürgermeister der Stadt Solingen tritt an die Gesamtschule Solingen mit der Frage heran, ob sie die Patenschaft über den jüdischen Friedhof am Estherweg übernehmen könne. Im Februar 1988 nimmt die Arbeitsgemeinschaft ihre Arbeit auf.

1992

In der Nacht zum 4. Oktober werfen zwei Jugendliche zahlreiche Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof an der Hugostraße in Barmen um. Die Tat löst – vor dem Hintergrund einer erschreckend großen Welle rechtsradikaler Gewalt in Deutschland – Entsetzen in der Wuppertaler Bevölkerung aus. Die beiden Jugendlichen entschuldigen sich später bei der Gemeinde.

1993

In Remscheid werden ein Buch und ein Film über die Geschichte der Remscheider Juden veröffentlicht. Heinz Bleicher tritt als Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde zurück. Sein Nachfolger ist Leonid Goldberg.

1994

Am 15. April wird die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal eingeweiht. Im Juni erhalten Heinz Bleicher, Hanna Jordan und vier weitere Bürger den Ehrenring der Stadt Wuppertal. Im November stellt der gebürtige Barmer und Von der Heydt-Preisträger Prof. Helmut Hirsch seine Autobiografie „Onkel Sams Hütte“ vor.

1995

Im Januar debütiert ein Musikensemble der Jüdischen Kultusgemeinde in der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Im Februar wird am Solinger Gymnasium Schwertstraße die Arbeitgemeinschaft Bunker/Synagoge gegründet mit dem Ziel, sich über die alte Synagoge zu informieren, an deren Standort sich heute der Bunker in unmittelbarer Nähe zur Schule befindet.

1996

Der gebürtige Elberfelder Komponist George Dreyfus schreibt sich ins Goldene Buch der Stadt Wuppertal ein. Er lebt in Australien, wohin er als Jude vor den Nationalsozialisten hatte fliehen müssen. Luise Jacobs veröffentlicht ein Buch über ihren Vater, den Heiligenhauser Juden Arthur Jacobs. Im November gründet sich der Freundeskreis Neue Synagoge e.V. mit dem Ziel, die Jüdische Gemeinde bei dem Bau einer Synagoge zu unterstützen.

1999

Im November stirbt der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Heinz Bleicher im Alter von 86 Jahren. Ein jüdischer Wohlfahrtsverband mit einer Hauptstelle in Wuppertal-Barmen und einer Zweigstelle in Solingen wird gegründet.

2000

In Solingen wird im Haupteingangsbereich des Coppelstifts an der Wupperstraße eine Dokumentation über die Solinger jüdische Familie Coppel eröffnet.

2002

Am 8. Dezember wird die neue Bergische Synagoge in unmittelbarere Nachbarschaft zur Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen in Anwesenheit des israelischen Staatspräsidenten Moshe Katzav und des Bundespräsidenten Johannes Rau eingeweiht.

2003

Eine große Gruppe früherer Wuppertaler, die als Juden vor dem Nationalsozialisten flüchten mussten, besucht Wuppertal und hier besonders die neue Synagoge und die Begegnungsstätte Alte Synagoge. Sie kommen aus England, Schottland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Israel, USA und Australien. Vor einem Beth Din, dem jüdischen Rabbinatsgericht, konvertieren im Mai 17 Menschen aus ganz Deutschland in der bergischen Synagoge. Beim ersten Neujahrsempfang in der neuen Synagoge zeichnet die jüdische Kultusgemeinde zum erstmalig Menschen, die sich in besonderer Weise für die jüdische Gemeinde engagiert haben, mit der „Goldenen Menora“ aus.

2004

Im Juli begrüßt die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal die 20.000 Besucherin in der Synagoge. Im Dezember tritt die Religionslehrerin Janna Broitmann ihr Amt in der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal an.

2005

Die geplante Aufführung der Oper „The Death of Klinghoffer“ von John Adams in Wuppertal führt zu einem Konflikt zwischen der Jüdischen Kultusgemeinde und der Theaterleitung, der aber am Ende versöhnlich und konstruktiv beigelegt werden kann.

2006

Während des Libanonkrieges organisiert der Freundeskreis Beer-Sheva einen Urlaubsaufenthalt für 120 Israelis in Wuppertal. Im Dezember tritt Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky sein Amt an.

2008

An der Krummacherstraße am Eskesberg in Wuppertal-Vohwinkel wird der neue jüdische Friedhof eingeweiht.

2010

Leonid Goldberg, seit 1993 Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bilder von links nach rechts: Anzünden der Chanukkalichter (19. Dezember 1965), Enthüllung der Gedenktafel an der Straße zur Scheuren (10. November 1962), ehemalige Wuppertalerinnen und Wuppertaler zu Besuch (Mai 2003), die neue Synagoge in Barmen (eröffnet 2002).