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Ein filmischer Zeitsprung

Jugendliche aus Münster auf den Spuren des KZ Bergen-Belsen

Verfasst am 25. März 2009

„Aus der Geschichte lernen“ – ist das eigentlich wirklich möglich oder nur eine Floskel? Wo fangen Rassismus und Antisemitismus heute an? Fragen, die im Mittelpunkt eines Projektes stehen, das die Katholisch-Soziale Akademie Franz Hitze Haus und der Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster seit zehn Jahren durchführen und das jetzt mit Hilfe des Medienservice für Münster im LWL-Medienzentrum durch Jugendliche filmisch porträtiert wurde. Die Schülerinnen und Schüler besuchen die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen und versuchen herauszufinden, wo die Ausgrenzung von Andersdenkenden und von Minderheiten damals in Münster und andernorts in Deutschland begann und wie es zu dem Massenmord an Millionen Menschen im Nationalsozialismus kommen konnte. Das mehrtägige Seminar informiert über das alltägliche Leben in einem Regime voller Gewalt, Verführung, Lügen und Fremdenhass. Das Programm provoziert absichtlich im Blick auf die Gegenwart, weil Diskriminierung immer im Kleinen anfängt und gefährlich große Ausmaße annehmen kann, bevor überhaupt jemand protestiert.

Im Rahmen des vom Geschichtsort Villa ten Hompel und dem LWL-Medienzentrum initiierten medienpädagogischen Sonderprojektes „Geboren vor 1945 in ...“ hat eine Schüler-AG der Paul-Gerhardt-Realschule Münster ein solches Seminar dokumentiert. Schritt für Schritt begleiten Jugendliche ihre Mitschülerinnen und Mitschüler im Seminarverlauf und halten mit Kamera und Mikrophon fest, wie unterschiedlich Reaktionen sein können, wenn Unrecht sichtbar wird. Im Raum stehen die Ungewissheit und Sorge, ob es wieder zu Grausamkeit und Völkermord kommen könnte. Der Film der Schüler-AG ist ein Plädoyer für Toleranz und zeigt Wege auf, wie sich Geschichte anschaulich darstellen lässt. Historische Ereignisse werden für uns heute begreifbar gemacht – ein „Zeitsprung“ wird möglich.

Das KZ-Gedenkstättenfahrten-Programm „Aus der Geschichte lernen?!“ in Münster findet seit seinem Start vor zehn Jahren bundesweit Beachtung. Es steht Jugendgruppen sowie Klassen und Kursen der Mittel- und Oberstufe offen, ist aber ausdrücklich ein außerschulisches Angebot, das niemals im Klassenraum beginnt, sondern in Seminarform stattfindet.

Alle Schulformen sind beteiligt – von A wie Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Münster bis Z wie Zusammenschluss der Kerngruppen 9 an der Bischöflichen Gesamtschule Friedensschule unter dem Titel „Hinsehen – Nachdenken – Sich Einmischen“ mit Exkursion nach Weimar und Buchenwald. Die Paul-Gerhardt-Realschule, deren Zehnt- und Neuntklässler den Film produzierten, gehört mit zur ersten Generation der beteiligten Schulen, die jeweils Bergen-Belsen ansteuern. Ausführliche Infos zum Angebot unter www.muenster.de/stadt/villa-ten-hompel oder www.franz-hitze-haus.de (Junge Akademie).

Am Donnerstag, den 2. April, um 18 Uhr wird der Film der Schüler-AG im Programmkino Cinema, Warendorfer Straße 45 in Münster, seine Premiere feiern. Eintritt und Platzwahl sind frei; die vorherige Abholung einer Freikarte an der Kinokasse ist aber erforderlich. Aufgrund hoher Nachfrage wird um 19 Uhr eine zweite Vorführung stattfinden, auch hier sind der Eintritt und die Platzwahl frei, doch ist die vorherige Abholung einer Freikarte an der Kinokasse ebenfalls erforderlich. Vor den Sommerferien soll er als DVD dann interessierten Multiplikatoren zur Verfügung stehen (über den Medienservice für Münster im LWL-Medienzentrum für Westfalen).

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