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"Augmented Reality" - Eine Chance für die Geschichtsvermittlung?

Die Vermittlung von geschichtlichem Wissen ist in den letzten zwanzig Jahren digitale Wege gegangen. In vielen Ausstellungen können die BesucherInnen beispielsweise an Touchscreens zusätzliches Material einsehen. Welche Möglichkeiten bieten sich damit den NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorten? Mit einer Artikelreihe gibt die Online-Redaktion des Arbeitskreises einen Überblick.

Verfasst am 12. März 2017

Die Vermittlung von geschichtlichem Wissen ist in den letzten zwanzig Jahren digitale Wege gegangen. In vielen Ausstellungen können die BesucherInnen beispielsweise an Touchscreens zusätzliches Material zum Thema, zum Beispiel  Biografien von Opfern oder Fotografien, einsehen. Das gibt AusstellungsmacherInnen die Möglichkeit, einerseits eine klare Linie in der Ausstellungsgestaltung zu verfolgen, gleichzeitig aber vertiefendes Material zu einem bestimmten Thema für die BesucherInnen verfügbar zu machen.

Unter dem Begriff „Augmented Reality“ (AR) findet sich eine neue technische Möglichkeit der Darstellung von Geschichte, die die digitale mit der authentischen Wirklichkeit kombiniert, deren Ursprünge aber bis weit ins letzte Jahrhundert zurückreichen. Die zur Zeit bekanntesten Anwendungsbeispiele der „Augmented Reality“ sind vermutlich populäre Handyspiele. Einmal auf dem Smartphone installiert, wird die App vor allem von Jugendlichen genutzt, um mittels der Handykamera computererzeugte Zeichentrickmonster in Parks und Fußgängerzonen der Stadt zu jagen. Aber auch für die Geschichtsvermittlung bietet sich durch die „Augmented Reality“ die Möglichkeit, nicht wie im eben beschriebenen Handyspiel eine fiktive Realität hinzuzufügen, sondern stattdessen vergangene Epochen, Geschehnisse und Personen mit einer gegenwärtigen Raumerfahrung zu kombinieren. Historische Spuren im Stadtbild können so interaktiv mit dem Tablet oder dem eigenen Handy entdeckt und Spuren lesbar gemacht werden. Für viele Gedenkstätten hat die Sache aber einen Haken: Eine „Augmented Reality“ zu programmieren, ist sehr teuer. Den Aufwand, eine Projektausschreibung zu initiieren, scheuen deshalb viele Gedenkstätten. Prinzipiell finden die meisten Erinnerungsorte und Gedenkstätten in NRW „Augmented Reality“ aber sehr sinnvoll und besonders für die jüngere Genration geeignet, wie eine Umfrage ergeben hat.

Was Programme der „Augmented Reality“, also zu Deutsch der erweiterten Realität, von anderen digitalen Anwendungen unterscheidet, ist die Überlagerung der Wirklichkeitserfahrung des Nutzers mit computergenerierten sensorischen Daten, meistens Bildern oder Videos, und einer Interaktion in Echtzeit. Damit zählen zum Beispiel Apps für das Tablet, bei denen Nutzer bei einem virtuellen Rundgang durch das Museum Textinformationen zu einem Ort anzeigen lassen können, noch nicht zur AR. Die Idee der „Augmented Reality“, dessen Ursprünge bereits bis in die Zeit vor Erfindung des PCs bis in die 1960er Jahre zurückgehen, wurde um die Jahrtausendwende von WissenschaftlerInnen neu aufgegriffen und weiterentwickelt.

Die Vorteile der Technik für die Geschichtsvermittlung liegen auf der Hand: Der Nutzer kann bei einem „Augmented Reality“-basierten Rundgang durch eine Ausstellung in einer Gedenkstätte oder einer anderen konfigurierten Umgebung selbst bestimmen, zu welchen Stationen er mehr Informationen haben möchte und zudem auf besondere Orte erst durch das Programm aufmerksam werden: „Augmented Reality“-Anwendungen können beispielsweise digitale Stadtpläne enthalten, auf denen die Punkte, bei denen etwas zu erkunden ist, markiert sind. Steht man zum Beispiel am Geschichtsort Villa ten Hompel hinter der ehemaligen Familienresidenz des Betonfabrikanten Rudolf ten Hompel, zeigt die App zur Dauerstellung beim Betrachten der ausladenden Treppe zum ehemaligen Garten ein Foto aus dem Jahr 1940: die Belegschaft der ehemaligen Ordnungspolizei, die hier ihren Hauptsitz hatte.

In den folgenden Wochen werden wir an dieser Stelle Projekte einer „Augmented Reality“-basierten Geschichtsvermittlung der Gedenkstätten NRW vorstellen.

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