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Schöne Villa mit Blick aufs Krematorium

Szenische Lesung „Die Frau an seiner Seite“ am Freitag, 6. Mai um 19:30 Uhr in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945

Verfasst am 13. April 2011

Kreis Paderborn (krpb). Während die SS-Männer die Judenvernichtung organisierten, als KZ-Kommandanten arbeiteten oder sich als Ärzte mit der "Auslese unwerten Lebens" befassten, kümmerten sich die Ehefrauen um Haushalt und Nachwuchs. Wer waren und wie dachten die (Ehe-)Frauen von NS-Tätern? Wie lebte es sich an der Seite eines Massenmörders? Frauen im Nationalsozialismus sind ein von der Geschichtsschreibung stiefmütterlich behandeltes, in der breiten Bevölkerung kaum diskutiertes Thema. Mit der Lesung „Die Frau an seiner Seite“ beleuchten die drei Berliner Schauspielerinnen Inga Dietrich, Joanne Gläsel und Sabine Werner am Freitag, 6. Mai um 19:30 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg dieses noch wenig erforschtes Kapitel der NS-Geschichte.

 

Wie lebten diese Frauen in der „SS-Sippengemeinschaft“ mit „Ariernachweis“, „Bräute-Schulungskurs“ und Mutterkreuz? Wie war ihre Sicht der Dinge im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit? Tragen sie eine moralische Mitschuld? Die Lesung nähert sich dieser Grauzone auf sensible Weise - mit exemplarischen Texten und minimalistischen Arrangements. Im Mittelpunkt stehen die Lebenswege der einzelnen Frauen, ihre Sicht der Dinge im Nationalsozialismus und nach Kriegsende sowie die Beschreibung der inneren Struktur der SS.

 

Auschwitz, eine Idylle?

 

Die drei Berliner Schauspielerinnen Inga Dietrich, Joanne Gläsel und Sabine Werner haben insbesondere Zitate von (Ehe-)Frauen von NS-Tätern gesammelt. „Wir, Reinhard und ich, sind zufrieden“, schrieb etwa Lina Heydrich, Ehefrau von Reinhard Heydrich, als Chef des Reichssicherheitshauptamtes der SS verantwortlich für millionenfachen Mord, „er ist froh, dass ich alle häuslichen Probleme von ihm fernhalte. Kommt er abends müde und erschöpft nach Hause, so bin ich für ihn da.“ Als Sonnenschein am heimischen Herd instrumentalisiert, übernahmen die SS-Ehefrauen ihre Rolle mehr oder weniger freiwillig. Viele lebten während der NS-Zeit am Einsatzort ihrer Männer. Sie waren durch die täglichen Gespräche und halb-privaten Begegnungen in ihren Häusern über vieles informiert, sie standen an der Seite der Exekutoren der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. In ihren Aufzeichnungen beschreiben sie ihren Alltag mit Repräsentationspflichten, Kindererziehung, Haushaltsorganisation; und sie unterstützten ihre Männer bei deren weiterer Karriereplanung.

 

Irene Mengele, Ehefrau des berüchtigten KZ-Arztes, empfand ihre Zeit in Auschwitz als idyllisch, Häftlinge in gestreifter Gefängniskluft waren ihre Bediensteten. Ihre Tage verbrachte sie damit, Brombeeren zu sammeln und Marmelade zu kochen. Die Ehefrau des Kommandanten Rudolf Höß pflegte in ihrer Villa in Auschwitz ihr „Blumenparadies“, die Kinder vergnügten sich im Planschbecken. Erschreckend einfach, alltäglich und nachvollziehbar erscheinen die Motive der Frauen, an der Seite ihrer Männer der Vernichtung von unzähligen Menschenleben zuzusehen: Liebe, Aufstiegsmöglichkeiten, eine schöne Villa, etwas mehr Geld. Mit Spannung werden die Zuhörer der Lesung den Weg dieser scheinbar harmlosen Frauen mit verfolgen, um am Ende mit ihnen in einer schönen Villa mit Blick aufs Krematorium zu landen.

 

„Die szenische Lesung fesselt und macht nachdenklich“ sagt die Marketingreferentin des Kreismuseums, Karin Stelte. Mit Inga Dietrich, Joanne Gläsel und Sabine Werner konnten drei aus dem ZDF und den großen Schauspielhäusern der Republik bekannte Darstellerinnen für die Aufführung in der Wewelsburg gewonnen werden. Der Vorverkauf für die Abendvorstellung hat bereits begonnen, die Eintrittskarten kosten 4 Euro (2 Euro ermäßigt).

 

Kartenvorverkauf:

Kreismuseum Wewelsburg, Tel.: 02955-762221

Bürgerbüro der Stadt Büren, Tel.: 02951-9700

Bürgerbüro der Stadt Salzkotten, Tel.: 05258-5070

Ticket-Center Paderborn, Tel.: 05251-299750

 

<link http: www.wewelsburg.de>www.wewelsburg.de

 

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