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Begleitband zur Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ erschienen

Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945 präsentiert erste museale Gesamtdarstellung der Geschichte der SS auf 464 Seiten

Verfasst am 31. März 2012

Zwischen Mythos und Massenmord: Das Kreismuseum Wewelsburg zeigt mit der Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ seit April 2010 die erste museale Gesamtdarstellung der SS. Originale Objekte aus dem Lebensumfeld der Täter, Realien aus dem Konzentrationslager und die in der Wewelsburg erhalten gebliebene NS-Architektur bieten einen außergewöhnlichen Zugang; Vergangenheit und Nachwirkungen der SS werden auf mutige Weise gezeigt. Landrat Manfred Müller und Kreisdirektor Heinz Köhler präsentieren gemeinsam mit den Herausgebern den Begleitband zur Ausstellung. Auf 464 Seiten kann ab sofort auch im heimischen Wohnzimmer nachgelesen werden, wie die Wewelsburg in den Fokus von Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, geriet, und was er tat, um das Renaissanceschloss mit seinem charakteristischen, dreieckigen Grundriss als zentralen Versammlungsort für die SS auszubauen. Die umfangreichen und schweren Bauarbeiten wurden seit 1939 von Häftlingen des am Ortsrand gelegenen Konzentrationslagers Niederhagen/Wewelsburg ausgeführt. Mindestens 1.285 Menschen starben an Schwäche, Hunger und Gewalt.

Auf 464 Seiten, mit Hilfe von 700 Abbildungen, werden der historische Ort Wewelsburg, die Ausstellungskonzeption und ein Großteil der Ausstellungsexponate und –texte vorgestellt.

 „Endzeitkämpfer – Ideologie und Terror der SS“ ist der Titel des Kataloges, der mehr ist als ein bloßer Begleitband. „Der Band ist ein Lehrbuch für Schulen und zugleich Lektüre für den interessierten Demokraten“, betont Landrat  Manfred Müller. „Wir übernehmen die Aufgabe, die Geschichte dieses spannungsgeladenen historischen Ortes … zu vermitteln und die Besucher aufzuklären“, heißt es in seinem Geleitwort. Intention sei es, die Geschehnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten und daraus ein Lernen für die Zukunft zu ermöglichen. Besucher und Leser sollen acht  geben, was in ihrer Umgebung passiert. Damit sie „Ungerechtigkeiten, Ausgrenzung und Fremdenhass aufspüren und sich für Frieden, Menschen und Integration einsetzen“, so der Landrat. „Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, wie wir Erinnerungskultur heute verstehen“, erklärt Kreisdirektor und Kulturdezernent Heinz Köhler. Die Aufarbeitung der Geschichte der SS werde mit den Aussagen der Zeitzeugen verbunden. "Nur indem wir uns bewusst zu dieser Vergangenheit bekennen und sie bis ins Detail darstellen, können wir vor Rechtsextremismus abschrecken", betont Köhler. Der Kreis Paderborn sehe sich über alle Fraktionsgrenzen hinweg dieser Aufgabe verpflichtet, so der Kreisdirektor.

„Die Wortschöpfung ‚Endzeitkämpfer’ meint den aus Sicht der SS idealen Soldaten, der im Krieg gegen das vermeintlich Böse das nationalsozialistische Paradies herbeiführt. Das Titelbild des Kataloges ist einem Entwurf eines Triptychons für die Wewelsburg entnommen, das dieses Weltbild veranschaulicht“, erläutert Museumsleiterin Kirsten John-Stucke. Die Gouachen (Aquarelltechnik) sind im Original in der neuen Ausstellung zu sehen.

Berthold Weidner vom Atelier Weidner, Stuttgart, zeichnet für die grafischen Arbeiten sowohl in der Ausstellung als auch im Katalog verantwortlich. Er habe keinen Kunstband sondern ein Arbeitsbuch mit einer schlichten und sachlichen Anmutung gestaltet. Den Prinzipien der Ausstellungsarchitektur getreu erfasse man auch im Katalog zunächst visuell das Exponat und lese dann die Beschreibung.

„Es ist für einen Kunstverlag ein im besten Sinne sperriges Buch“, resümiert Esther Zadow vom Deutschen Kunstverlag Berlin. „Es hat uns große Freude gemacht, aber auch alle Schwierigkeiten aufgezeigt, einen Erinnerungsort im Buch darzustellen“. Sie kündigt die englischsprachige Ausgabe des Buches für die internationalen Besucher an.

Mitherausgeber neben dem im Vorjahr verstorbenen Museumsleiter Wulff  E. Brebeck und Kirsten John-Stucke sind die Historiker Frank Huismann und Jörg Piron, die im wissenschaftlichen Team mit für die Inhalte der Dauerausstellung verantwortlich waren.

Der Begleitband ist im Deutschen Kunstverlag Berlin erschienen und ab sofort im Museumsshop und Handel erhältlich. Den besonders günstigen Kaufpreis von 24,80 € ermöglichen die hohe Druckauflage und die Förderung von Bund und Land.

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