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Zerreißproben, die Zeitzeugen nach ihrer Befreiung nie vergessen konnten

Pädagogik-LK am Heriburg-Gymnasium in Coesfeld untersuchte mit einem Gast aus dem Geschichtsort Villa ten Hompel Konflikte von KZ-Häftlingen während der NS-Herrschaft.

Verfasst am 09. Oktober 2020

Spannendes historisches und pädagogisches Lernen ermöglicht das Coesfelder Heriburg-Gymnasium. Dort gestaltete Stefan Querl, stellvertretender Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel Münster, jetzt auf Einladung einen speziellen Workshop mit dem erziehungswissenschaftlichen Leistungskurs der Stufe Q2 unter Leitung von Fachlehrerin Daniela Stüber und der Lehramtsanwärterin Katharina Oestreicher. Beide hatten den Themen-Nachmittag mit ihren Schülerinnen und ihrem Schüler intensiv vorbereitet: Etwa durch eine Auseinandersetzung mit Fragen der „Erziehung nach Auschwitz“, nach entsprechender Lektüre und mit Diskurs zu dem Philosophen Theodor W. Adorno und zu anderen wichtigen Impulsgebern, die „Entbarbarisierung“ und Reflexionen über Geschichte, Moral oder Humanität einforderten nach 1945.

Beispiele aus der Arbeit am Geschichtsort Villa ten Hompel veranschaulichten, wie Vermittlung funktionieren kann und wo sie auch an Grenzen stößt: Beispielsweise im Blick auf schier unlösbare Konflikte und regelrechte Zerreißproben, die NS-Verfolgte während ihrer Leidenswege in KZ oder Ghettos auszuhalten hatten. Oft schilderten sie später als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen die Dilemmata oder quälen sich mit Schuldgefühlen bis heute. Das „Teile und herrsche“-Prinzip der Täter, Menschen gegeneinander auszuspielen, sei nämlich in den Situationen oft besonders brutal ausgeprägt gewesen, teils vom Lagerwiderstand oder einzelnen Aufrichtigen aber auch geschickt unterlaufen worden, schilderte Stefan Querl, konkret z.B. im Blick auf junge jüdische Häftlings-Kinder, die heimlich in dem KZ Buchenwald in Thüringen groß gezogen worden waren. Eines von ihnen wurde im Lagerbordell versteckt gehalten.

Eine andere Biographie aus dem Münsterland nahm breiten Raum ein, die des jüdischen Schülers und Anwaltssohns Hans Kaufmann (1925 bis 2016) aus Münster. Seine Eltern schickten ihn wie auch seine Schwester ach der Pogromnacht 1938 und kurz vor dem Krieg ins Ausland, um sie zu schützen vor Zugriffen des antisemitischen Regimes. Die Eltern selbst blieben. Sie wurden 1941 deportiert und im besetzten Baltikum ins Ghetto Riga gepfercht. Als Hans Kaufmanns „Erinnerungspate“ steht Stefan Querl unter Schirmherrschaft der Regierungspräsidentin Dorothee Feller regelmäßig zum Fall der Familie, dessen Spuren auch nach Dänemark und Schweden führen, Rede und Antwort. Zumal auch die Nachkommen auf die Folgen der Traumata schauen und mit ihren persönlichen Fragen an die Geschichte längst nicht fertig sind.

Mehr zu Schwerpunkten des Leistungskurses, in dem sich auch Schülerinnen aus dem Nepomucenum als Kooperationsschule befinden, und zu den Themen „am Heriburg“:

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www.heriburg-gymnasium.de/lernen/unterricht/erziehungswissenschaft


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