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"Unrecht, das auf anderes Unrecht folgte."

In einem ökumenischen Gottesdienst und mit einer eindrucksvollen Zeitzeugen-Ansprache erinnerten ehemalige Inhaftierte, Historikerinnen und Historiker und geladene Gäste aus der Politik jetzt an den 75. Jahrestag der Verlegung des sowjetischen Speziallagers Nummer 7 nach Sachsenhausen.

Verfasst am 03. September 2020

Am Massengrab gedachte der Opfer in diesem Kreise auch Stefan Querl aus dem Team des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster, der auch dem Vorstand des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen angehört.

In den Jahren der Existenz des "Speziallagers" wurden insgesamt etwa 60000 Menschen inhaftiert. Der sowjetische Geheimdienst NKWD hatte im Sommer 1945 zunächst über 5000 seiner von der Haft bereits massiv geschwächten Gefangenen vom Lager-Standort Weesow nahe Werneuchen auf einen fast 40 Kilometer langen Fußmarsch bis zum Gelände des vormaligen Konzentrationslagers des NS-Regimes in Oranienburg nahe Berlin geschickt. Frühere KZ-Baracken wurden so unter den kommunistischen Vorzeichen wieder belegt und weiter entwürdigend genutzt. In dem "Speziallager Nummer 7" waren vorwiegend untere Funktionäre der NS-Diktatur inhaftiert. Zudem auch Mitarbeiter aus Verwaltung, Polizei, Justiz und Wirtschaft sowie SS-Personal aus den zuvor befreiten KZ.

Unter den Häftlingen befanden sich außerdem aber politisch Missliebige, willkürlich von Sowjets und ihren deutschen Zuträgern Verhaftete und von den Militärtribunalen der Roten Armee Verurteilte: Männer, Frauen, hochbetagte oder ganz junge Menschen, NS-Belastete und Unbelastete, was das Erinnern an die Nachkriegs-Phase heute zu einer gewissen Herausforderung mache, so Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke in seiner Rede zur Würdigung der 12000 Toten des "Speziallagers" bis zum Frühjahr 1950. "Es ist nicht immer leicht zu akzeptieren, dass auf Unrecht anderes Unrecht folgte", betonte der Regierungschef. Er mahnte, bewusst auch "in schwierigen Zeiten Empathie zu zeigen".

Dr. Axel Drecoll als Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, der auch einen Vertreter des Geschichtsortes Villa ten Hompel aus Münster zu der Gedenkfeierstunde eingeladen hatte, unterstrich den Aufklärungsbedarf, um Wissenslücken zur Geschichte der sowjetischen "Speziallager" zu schließen. Entsprechend habe Sachsenhausen - wie etwa aktuell auch Buchenwald im thüringischen Weimar - Gelder für neue Forschung beantragt. Beide Gedenkstätten sind mit der Villa ten Hompel in Münster und mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen herzlich verbunden über Kooperationen, aber auch über Projekte mit Gruppen im Zuge von Geschichtsexkursionen.

Angesichts der Pandemie wurde das Gedenken auch virtuell besonders begleitet und vertieft Mehr zu den ehemals Inhaftierten auf: <link https: deref-web.de mail client gnmbm6kq8du dereferrer _blank>

www.sachsenhausen-sbg.de/index.php

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