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Solidaritätsadresse aus der Villa ten Hompel an den Wannsee in Berlin Zum Shoah-Gedenktag unterstreichen NS-Erinnerungsstätten ihr Miteinander im Einsatz gegen Antisemitismus.
Zum kommenden 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz hat der Leiter der Villa ten Hompel, Stefan Querl, seiner jüdisch-österreichischen Kollegin Deborah Hartmann in Berlin eine Solidaritätsbotschaft übermittelt. Der zuvor in Yad Vashem in Israel tätigen Direktorin der international sehr angesehenen Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz schrieb der 50-Jährige in einem Brief: „Das Vermächtnis der Verfolgten und Ermordeten verpflichtet Nichtjuden wie mich heute, die Menschenwürde, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Werte einer offenen Gesellschaft fest im Blick zu halten und zu schützen. Erinnern heißt wirksam und wachsam sein, nicht bloß vor Wahlen oder Gedenkanlässen.“
Beide denkmalgeschützten Villen seien ganz besondere Orte der offenen Diskussion mit Hochschulseminaren, Schulklassen, Berufsgruppen wie der Polizei und Justiz oder von historisch interessierten Familien, die aktuell oft alarmiert seien darüber, was politisch gerade in Wien oder in Washington passiere. „Intensiv müssen wir über die NS-Vergangenheit, den Nahostkonflikt und Judenfeindlichkeit im Ringen um mehr Klarheit und um Wahrheit reden. Du stammst aus Wien, Debbie, und sollst wissen, dass wir eng zusammenstehen. Kollegial und sehr solidarisch auch in der Lage dieser Tage.“
Eine Woche vor dem 27. Januar war in Berlin an das Protokoll zur von den NS-Bürokraten so genannten „Endlösung“ 1942 erinnert worden: An die berüchtigten Besprechungen bei Tisch am Wannsee, die den Massenmord, der längst im Gange war, sprachlich tarnten. Die Villa ten Hompel gilt als „Tatort Schreibtisch“, da ehemals Sitz des regionalen Befehlshabers der Ordnungspolizei (BdO). In der Nachkriegszeit befand sich in dem Gebäude das Dezernat für Wiedergutmachung der Bezirksregierung Münster. Es ist seit 1999 ein Geschichtsort. Deborah Hartmann und Stefan Querl, der Beauftragter gegen Antisemitismus der Stadt Münster ist, kooperieren seit über 16 Jahren, u.a. bei Lehrkräfte-Fortbildungen in Auschwitz oder bei Zeitzeugen-Projekten in historischen Schulungen für Richterinnen und Staatsanwälte aus NRW in Jerusalem.