Inhalt Seitenleiste

"Obok" - "Tür an Tür" mit dem Nachbarn Freundschaft schließen

Das deutsch-polnische Verhältnis war politisch schon entspannter, die Geschichte der Länder oft leidvoll: Doch katholische Weltjugendtagsfahrer blicken in Workshops der Villa ten Hompel und des Bistums Münster voller Vorfreude auf Krakau im Sommer

Verfasst am 08. März 2016

"Ich sage es ja nur ungern bei so vielen BVB-Fans, aber Papst Johannes Paul II. war Schalker!" Es ist einer der ersten Sätze, mit denen sich Stefan Querl vom Geschichsort Villa ten Hompel in Münster schmunzelnd an die Jugendlichen im Pfarrheim in Drensteinfurt wendet. Rund 20 junge Weltjugendtagsfahrer aus Sendenhorst, Ahlen und Drensteinfurt sind dort am Freitag, 4. März, zu einem ersten Vorbereitungstreffen in der Pfarrei St. Regina zusammengekommen. Mit dabei: Ein Delegation von der Villa ten Hompel, die den Jugendlichen das Land Polen und seine Geschichte näher bringen möchte. "Seit 25 Jahren besteht der deutsch-polnische Freundschaftsvertrag jetzt. Der Weg dorthin war steinig, und bevor die Jugendlichen nach Krakau reisen, sollen sie die Wunden der Polen und Deutschen im Nachbarschaftsverhältnis kennen, die im Laufe der Geschichte entstanden sind. Auch heute sind sie noch gegenwärtig", sagt Querl. "Es ist eben kein Reiseland wie jedes andere. "

Und diese Wunden hängen - wie die erfreulichen Heilungsprozesse auch - eben zusammen mit Johannes Paul II., dem polnischen Papst, der viel dazu beigetragen hat, dass Polen bis heute einen großen Teil seiner Identität aus dem Glauben schöpft. Aber auch die Zeit der Judenverfolgung, der Vertreibung in und nach dem Zweiten Weltkrieg, die Anspannung im Kalten Krieg oder der Hirtenbrief der polnischen Bischöfe sind ein Teil der Landesgeschichte, die das Team der Villa ten Hompel in Gruppenarbeiten, auf Landkarten und in Filmausschnitten vermitteln möchte. "Wir möchten die Vorurteile über Polen erst gemeinsam herausfinden, um dann mit ihnen aufräumen zu können", beschreibt Stefan Querl das Ziel des Abends: "Obok", "Tür an Tür" zu schauen, den Nachbarn kennen lernen, das haben sich Rebekka Krain, Reinhardt Liesert, Kay Rottleb, Leonhard Plitt und Adrian Ruda mit ihm auf die Fahne geschrieben. Sie moderieren die Diskussionsrunden.

Dabei hilft auch die Vorerfahrung, die einige Teilnehmer mitbringen. Die 18-jährige Laura ist Deutsch-Polin und fühlt sich dem Land schon deshalb verbunden; auch die Sprache spricht sie ein bisschen: "Auf den Weltjugendtag freue ich mich aber vor allem wegen der Gemeinschaft. Obwohl ich eigentlich gar nicht so religiös bin, war ich mit vielen der Leute hier schon in Taizé und hoffe, dass wir in Krakau auch so eine tolle Gruppe sein werden." Bei Pastoralassistent Robert Pawlitzek verrät schon der Nachname seine polnischen Vorfahren: "Krakau wird nicht nur eine Art Heimspiel für mich, sondern ist auch schon mein dritter Weltjugendtag. Ich war in Madrid und in Köln dabei und freue mich, dass ich jetzt schon im Vorfeld so viel über Polen lernen kann."

Den "Lehrauftrag" hat die Villa ten Hompel dabei vom Bistum Münster erhalten: Die Gruppen in den Gemeinden vorbereiten, ihnen Wissen vermitteln, das den Aufenthalt in Krakau untermauert - das ist der Anspruch. Im ganzen Bistum reisen die Teamer umher, von Haltern am See über Emmerich bis Duisburg-Homberg. Dabei ist jede Gemeinde anders und hat anderes Vorwissen. In Drensteinfurt zum Beispiel ist Danuta dabei, die ursprünglich aus Schlesien kommt und bei der Aussprache der polnischen Wörter unterstützen kann.

Und schließlich lernen die 15- bis 24-Jährigen an diesem Abend nicht nur etwas über ihr Reiseziel, sondern auch über sich und ihre Mitfahrer. Die Pfarreien Drensteinfurt, Sendenhorst und Ahlen werden zusammen nach Krakau fahren; getroffen hat sich die Reisegruppe aber bisher nicht. Und so helfen Spiele zum Namen lernen und Kennenlernen schon am Anfang, das Eis zu brechen. Kein Wunder also, dass die Jugendlichen am Ende ganz offen von ihren Vorstellungen des Weltjugendtags erzählen, ihre historischen und politischen Fragen in die Runde stellen und sogar die Marienstatue umarmen - eine Figur, die für polnische Christen eine spezielle Bedeutung hat, weil sie nicht allein als Heilige, sondern auch als "Königin Polens" gilt, wie Stefan Querl erläutert. "Das Besondere ist doch, dass so viele Jugendliche mit gleichen Interessen an einem Ort sein werden", freut sich die 15-jährige Jennifer schon jetzt auf den Reisestart im Juli, wenn auch Papst Franziskus mit den Jugendlichen feiern wird. Mehr zum WJT: <link http: www.wjt-muenster.de>www.wjt-muenster.de

Text und Foto: Saskia Tietz i.A. von Ann-Christin Ladermann, Bischöfliche Pressestelle Münster, mit Dank für die Übernahme.

zurück