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Lokale Erinnerung im Schatten der Vergangenheit

Die Gedenkfeier für die lippischen Juden in Lemgo 1948 - Eine Sonderausstellung im Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo

Verfasst am 12. Juni 2009

In einer Zeit, die für den größten Teil der deutschen Bevölkerung bestimmt war durch Existenzsorgen, Trauer um Kriegstote, Hoffnung auf Wiederkehr der Vermissten, in der kein Platz zu sein schien für die Auseinandersetzung mit der schuldbeladenen Vergangenheit, fanden sich in Lippe zwei Männer zusammen, um eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Landesbürger zu organisieren: der Detmolder Verleger Max Staercke und Dr. Ulrich Walter, der Leiter des Engelbert-Kämpfer-Gymnasiums in Lemgo.

Eine wichtige Rolle spielte für sie die Tatsache, dass der jüdische Kaufmann Adolf Sternheim als Holocaust-Überlebender Ende Juni 1945 wieder nach Lemgo zurückgekehrt war. Seine Frau Lina war im Ghetto Theresienstadt an Entkräftung gestorben, sechs weitere Angehörige, darunter seine ältere Tochter Berty und deren Sohn Martin, waren in Vernichtungslagern ermordet worden.

Am 10. Oktober 1948 fand die Gedenkfeier in der Aula des Gymnasiums in Lemgo statt. Tiefen Eindruck hinterließ insbesondere die Rede Ulrich Walters, der nicht nur schonungslos die Lügen, Machenschaften und Verbrechen des NS-Regimes darlegte, sondern sinngemäß auch Erinnerungsarbeit als Fundament der Zukunftsgestaltung forderte.

In einem Schreiben an Max Staercke dankte Karl Marx, Begründer des „Jüdischen Gemeindeblattes für die Britische Zone“ (später „Jüdische Allgemeine Wochenzeitung“) für diese Initiative und die Einladung: Er freue sich, „umso mehr, als es im heutigen Deutschland zu den Seltenheiten gehört, dass in nichtjüdischen Kreisen unserer verstorbenen Landsleute gedacht wird.“

Die Ausstellung „Lokale Erinnerung im Schatten der Vergangenheit: Die Gedenkfeier für die lippischen Juden in Lemgo 1948“ erinnert nach mehr als 60 Jahren an diese außergewöhnliche Gedenkfeier und ihre Initiatoren. Und sie ordnet die Feier in ihr lokales und regionales zeitgeschichtliches Umfeld ein.

Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation im Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld erschienen:

Hanne Pohlmann/Klaus Pohlmann/Jürgen Scheffler: Lokale Erinnerung im Schatten der Vergangenheit: Die Gedenkfeier für die lippischen Juden in Lemgo 1948, Bielefeld 2009 (= Schriften des Städtischen Museums Lemgo, Bd. 8), 50 S. mit zahlreichen Abbildungen (Preis: 5,- Euro).

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung am 10. Juni 2009 wurde im Engelbert-Kaempfer-Gymnasium Lemgo eine Gedenktafel für Dr. Ulrich Walter der Öffentlichkeit übergeben, gestiftet von einem Kreis ehemaliger Schüler des Gymnasiums.

Dauer der Ausstellung: 11. Juni bis 4. Oktober 2009

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr

<link http: www.hexenbuergermeisterhaus.de external-link linke museum>Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo

Breite Straße 17-19

32657 Lemgo

Tel.: 05261-213276

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