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Ausstellungskooperation der Gedenkstätte Frenkel-Haus/Städtisches Museum Lemgo mit dem Johannesburg Holocaust Genocide Centre (Südafrika)

Vom 3. Februar bis 30. März 2019 zeigt das Johannesburg Holocaust & Genocide Centre (JHGC) die Ausstellung 'The German-Jewish-Dilemma. The Story of the Hochfeld Family from the 18th century until Today'. Es handelt sich um eine Wanderausstellung im Umfang von 40 Bild- und Texttafeln. Die Tafeln werden ergänzt durch Vitrinen mit zahlreichen originalen Briefen und Dokumenten aus privatem Besitz sowie durch einen Film, der auf Interviews mit Nachkommen der Familie Hochfeld aus Südafrika, Australien, Israel und Schweden beruht. Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Städtischen Museum/Frenkel-Haus Lemgo und dem JHGC. Sie ist von Jürgen Scheffler, Leiter des Städtischen Museums und der Gedenkstätte Frenkel-Haus Lemgo, kuratiert und von Martin Emrich, Grafiker in Lemgo, gestaltet worden.

Verfasst am 05. März 2019

Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gehörte die Familie Hochfeld zu den Landjuden in Lippe. Als sogenannte Schutzjuden konnten sie nur den wenig ertragreichen Landhandel und die Schlachterei betreiben. Im Zuge der Emanzipationsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog die Familie von der Landgemeinde Bega in die Stadt Lemgo. Dort etablierten sich die Familienmitglieder in zwei Generationen als erfolgreiche Kaufleute und Unternehmer. Sie beteiligten sich am kommunalpolitischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt.

Wie viele Juden aus kleinen Städten zogen einige Familienmitglieder Anfang des 20. Jahrhunderts in die Großstadt: nach Hamburg. Dort wurde das Südfrüchte-Import-Unternehmen, das in Lemgo gegründet worden war, erfolgreich weitergeführt. Ein anderer Familienzweig blieb in Lemgo und führte die Tradition des Pferdehandels fort.

Seit 1933 wurde die Familie Hochfeld mit den antijüdischen Maßnahmen des NS-Regimes konfrontiert. Die geschäftliche Tätigkeit musste immer weiter eingeschränkt werden. Einzelne Familienmitglieder wurden verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Die Ausstellung beschäftigt sich vor allem mit den Biographien der Geschwister Heinz (1903-1970), Lotte (1905-1944) und Ernst Hochfeld (1911-1980). Heinz Hochfeld emigrierte 1938 nach Palästina/Israel, sein Bruder Ernst 1936 nach Südafrika. Die Schwester Lotte wurde mit ihrem Mann Arnold Arensberg, ihrer Tochter Henriette Elise Ruth, geb. 1938, und ihrer Mutter Paula Hochfeld von Rinteln aus ins Warschauer Ghetto deportiert. Sie wurden Opfer des Holocaust.

Heute leben die Nachkommen der Familie Hochfeld in Australien, England, Schweden, Israel, Südafrika, Kanada und den USA. Ostern 2017 sind 59 Nachkommen zu einem Familientreffen in Lemgo zusammengekommen. Zum Programm gehörten eine Bustour auf den Spuren der Familiengeschichte in Lippe sowie der gemeinsame Besuch der Eröffnung der Ausstellung "Gehen oder Bleiben? Die jüdische Familie Hochfeld" im Museum Hexenbürgermeisterhaus. Die Ausstellung, die von Mona Bechauf (Universität Paderborn/Göttingen) und Jürgen Scheffler erarbeitet und von Susann Dietrich gestaltet wurde, zeigt viele Fotos , Briefe und Dokumente aus Archiven sowie vor allem aus dem Besitz der Familie. Zahlreiche Originale wurden dem Museum als Leihgaben für die Ausstellung eigens aus Südafrika und England übersandt.

Die Kooperation mit dem Johannesburg Holocaust & Genocide Centre ist eine Fortsetzung des Ausstellungsprojektes aus dem Jahr 2017. Vor allem dem Engagement von Steve Hochfeld, dem ältesten Sohn von Ernst Hochfeld, der in Johannesburg lebt, ist es zu verdanken, dass die Ausstellung im JHGC gezeigt werden kann. Die Erarbeitung und Gestaltung der Wanderausstellung wurde durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW finanziell gefördert. Die Produktion der Ausstellung in Johannesburg erfolgte mit Förderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Das Johannesburg Holocaust & Genocide Centre arbeitet mit zahlreichen internationalen Partnern zusammen.

"The JHGC seeks to raise awareness of the evils of genocide with a particular focus on the Holocaust and the 1994 genocide Rwanda; to serve as a memorial to the six million Jews who were killed in the Holocaust, all victims of Nazi Germany and the estimated 800.000 Tutsi victims of the genocide in Rwanda; and to teach about the consequences of prejudice, racism, antisemitism, homophobia and xenophobia an the dangers of indifference, apathy, and silence to freedom and democracy." (Zitat aus: JHGC, Vision and Mission)

Die Ausstellung "The German-Jewish Dilemma" wurde am 03. Februar 2019 in Anwesenheit von etwa 200 Gästen eröffnet. Im Jahre 2020 soll die Ausstellung in den Holocaust & Genocide Zentren in Kapstadt und Durban gezeigt werden.

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