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Wechselhafte und düstere Beziehung 30 Zuhörer lauschen Dr. Karoline Hilles Vortrag über das Leben Marc Chagalls
DRENSTEINFURT J Die wechselhafte Geschichte der Chagall-Rezeption in Deutschland thematisierte
Dr. Karoline Hille in ihrem Vortrag, den sie am Mittwochabend
in der ehemaligen Synagoge gehalten hat. Eingeladen hatten
die Stadt Drensteinfurt, der Verein zur Erhaltung und Nutzung der Synagoge sowie der Kunst- und Kulturverein.
30 Zuhörer hieß Bürgermeister Paul Berlage im Haus der Mahnung und der Erinnerungwillkommen.
Er bezeichnete die Woche der Brüderlichkeit als wichtiges
Forum für Begegnungen von Juden und Christen und als Plattform
für den Dialog zwischen den beiden Weltreligionen. Auch Dr.
Kurt Omland, Vorsitzender des Fördervereins Alte Synagoge, richtete einige Grußworte an die
Referentin aus Ludwigshafen und die anderen Gäste. Chagall sei
ein Botschafter deutsch-jüdischer Versöhnung gewesen, sagte Omland.
Der Vortrag, in dessen Mittelpunkt das Leben und die Werke Chagalls standen,ist eine
Reise in die Vergangenheit von Chagall und die von mir, so
Dr. Karoline Hille. Denn die studierte Kunstgeschichtlerin und
Archäologin war nicht nur maßgeblich am Aufbau der Ausstellung Chagall und
Deutschland, die 2004 im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt wurde, beteiligt,sondern
veröffentlichte im vergangenen Jahr auch ihr neues Buch Marc
Chagall und das deutsche Publikum.Zur Person des Künstlers:Der 1887 in Weißrussland
geborene und 1985 in Frankreich
verstorbene Chagall sei einer der bedeutendsten jüdischen Künstler
der Moderne gewesen und habe in seinen Werken stets wiederkehrende
Symbole verwendet. 1914 hatte er seine erste Einzelausstellung
in der Galerie Der Sturm in Berlin. Chagalls Beziehung zu
Deutschland war wechselhaft und düster, die Rezeption seiner Kunst von tiefen Widersprüchen geprägt, sagte Hille. Während der NS-Zeit sei er verfemt, im Nachkriegsdeutschland verehrt worden.Mit mehreren Dias von Chagall-Werken zeigte Hille die verschiedenen Seiten des poetischen Malers auf, der stark von seinem ärmlichen jüdischen Elternhaus im Geist des Chassidismus geprägt wurde. Das Gemälde Der Rabbiner entstand um 1925 in Paris, im Werk Meiner Frau gewidmet habe sich die dunkle Seite im Schatten Chagalls gezeigt, und sein rätselhaftestes Werk sei vom Kubismus geprägt gewesen. Auf die autobiografische Schrift, mit der Marc Chagall im Jahr 1921 gegen Ende seines achtjährigen Russland-Aufenthaltes begann, ging Karoline Hille ebenfalls ein. In Mein Leben schrieb er: Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein. J mak