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Wechselhafte und düstere Beziehung

30 Zuhörer lauschen Dr. Karoline Hilles Vortrag über das Leben Marc Chagalls

Verfasst am 10. März 2006

DRENSTEINFURT J Die wechselhafte Geschichte der Chagall-Rezeption in Deutschland thematisierte

Dr. Karoline Hille in ihrem Vortrag, den sie am Mittwochabend

in der ehemaligen Synagoge gehalten hat. Eingeladen hatten

die Stadt Drensteinfurt, der Verein zur Erhaltung und Nutzung der Synagoge sowie der Kunst- und Kulturverein.

30 Zuhörer hieß Bürgermeister Paul Berlage im „Haus der Mahnung und der Erinnerung“willkommen.

Er bezeichnete die „Woche der Brüderlichkeit“ als „wichtiges

Forum für Begegnungen von Juden und Christen“ und als „Plattform

für den Dialog zwischen den beiden Weltreligionen“. Auch Dr.

Kurt Omland, Vorsitzender des Fördervereins Alte Synagoge, richtete einige Grußworte an die

Referentin aus Ludwigshafen und die anderen Gäste. Chagall sei

ein Botschafter deutsch-jüdischer Versöhnung gewesen, sagte Omland.

Der Vortrag, in dessen Mittelpunkt das Leben und die Werke Chagalls standen,„ist eine

Reise in die Vergangenheit von Chagall und die von mir“, so

Dr. Karoline Hille. Denn die studierte Kunstgeschichtlerin und

Archäologin war nicht nur maßgeblich am Aufbau der Ausstellung „Chagall und

Deutschland“, die 2004 im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt wurde, beteiligt,sondern

veröffentlichte im vergangenen Jahr auch ihr neues Buch „Marc

Chagall und das deutsche Publikum“.Zur Person des Künstlers:Der 1887 in Weißrussland

geborene und 1985 in Frankreich

verstorbene Chagall sei einer der bedeutendsten jüdischen Künstler

der Moderne gewesen und habe in seinen Werken stets wiederkehrende

Symbole verwendet. 1914 hatte er seine erste Einzelausstellung

in der Galerie „Der Sturm“ in Berlin. „Chagalls Beziehung zu

Deutschland war wechselhaft und düster, die Rezeption seiner Kunst von tiefen Widersprüchen geprägt“, sagte Hille. Während der NS-Zeit sei er verfemt, im Nachkriegsdeutschland verehrt worden.Mit mehreren Dias von Chagall-Werken zeigte Hille die verschiedenen Seiten des poetischen Malers auf, der stark von seinem ärmlichen jüdischen Elternhaus im Geist des Chassidismus geprägt wurde. Das Gemälde „Der Rabbiner“ entstand um 1925 in Paris, im Werk „Meiner Frau gewidmet“ habe sich die „dunkle Seite im Schatten Chagalls“ gezeigt, und sein rätselhaftestes Werk sei vom Kubismus geprägt gewesen. Auf die autobiografische Schrift, mit der Marc Chagall im Jahr 1921 – gegen Ende seines achtjährigen Russland-Aufenthaltes – begann, ging Karoline Hille ebenfalls ein. In „Mein Leben“ schrieb er: „Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein.“ J mak

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