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Schmerzhafte Gespräche

Moritz Pfeiffer referiert über die Erfahrungen seines Opas als deutscher Offizier

Verfasst am 10. Dezember 2013

DRENSTEINFURT Zum 75. Gedenktag der Reichspogromnacht 1938 veranstaltete der Förderverein Alte Synagoge am vergangenen Freitag eine Gedenkveranstaltung. Historiker und Autor Moritz Pfeiffer referierte über die Erfahrungen seines Großvaters als deutscher Offizier und las dazu aus seinem Buch „Mein Opa im Krieg 1939 – 1945“.

In dem Buch begibt sich der Autor auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie und der deutschen Geschichte. Laut Pfeiffer habe sein Großvater nur ungern über seinen Dienst in der Wehrmacht gesprochen, meist sprach er von harmlosen Einsätzen ohne nennenswerte Zwischenfälle. In dem Bestreben, eine objektive Sicht zu der seines Großvaters zu bekommen, begann Pfeiffer kurz darauf mit einer sorgfältigen, kritischen Recherche zu dessen Vergangenheit. Wichtige Erkenntnisse gewann er dabei aus den Kriegstagebüchern aus den Beständen der Bundesregierung. Diese erzählen die Geschichte eines von Krankheit und Verlusten geplagten Offiziers, erschüttert von den Grauene des Zweiten Weltkriegs. Diese Verdrängung und die Kommunikationsschwierigkeiten zu den Nachkriegsgenerationen behandelt Pfeiffer in seinem Buch.

Er ging auch der persönlichen Einstellung seiner Familie zur nationalsozialistischen Lügenideologie nach und stellte sich dabei unter anderem die Frage nach der Schuld des normalen Bürgers. Im Anschluss hatten die Zuhörer ausgiebig Zeit, dem Autor Fragen zu stellen und in großer Runde konstruktiv zu diskutieren.

Einige der teils älteren Mitbürger brachten dabei wertvolle Beiträge aus der eigenen Erinnerung und der der Familie ein. Pfeiffer erklärte, er halte es für sinnvoll,sich genauer mit der Familiengeschichte im NS-Kontext zu beschäftigen, die eigne Familie automatisch von Schuld freizusprechen sei unsensibel. Nach Vortrag und der gemeinsamen Diskussion stellte sich der Autor noch lange persönlichen Fragen und Gesprächen zur Verfügung.

Der Abend eröffnete allen Anwesenden einen neuen Einblick in die damalige Zeit. Es herrschte allgemeiner Konsens, dass man in der heutigen Zeit eine Aufarbeitung der Vergangenheit „den Opfern des Nationalsozialismus schuldig“ sei. dpp

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