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Stefan Moitra: Filmboykott und Kinokrawall Frühe Vergangenheitsbewältigung und die Dortmunder Auseinandersetzungen um Veit Harlan 1952

Datum: 25.10.2012 19:00 Uhr
Ort: Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Preis: kostenlos

Als Starregisseur des Hitler-Regimes, der mit „Jud Süß“ den bekanntesten antisemitischen Propagandafilm des Dritten Reichs inszeniert hatte, galt Veit Harlan nach dem Zweiten Weltkrieg als Prototyp des in den Nationalsozialismus verstrickten Künstlers. Dennoch versuchte er durchaus erfolgreich, seine Karriere Anfang der fünfziger Jahre wieder aufzunehmen, was jedoch zu Boykottaufrufen und Protestaktionen gegen die Aufführung seiner Filme führte. In Dortmund kam es 1952 zu regelrechten Krawallen, die die Absetzung der kritisierten Harlan-Produktionen nach sich zogen. Zeitgenössisch wie auch in der historischen Forschung wurden als Träger der Protestwelle vor allem Studenten wahrgenommen. Im industriell geprägten Dortmund waren es jedoch insbesondere die Organisationen der Arbeiterbewegung, die sich antifaschistisch engagierten. Der Vortrag wird die Proteste am Dortmunder Beispiel nachzeichnen und in den Zusammenhang der frühen Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus stellen. Dabei wird es auch um die Legitimation und Akzeptanz demokratischer Protestformen in der frühen Bundesrepublik gehen.

Dr. Stefan Moitra ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Montanhistorischen Dokumentationszentrum beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Er hat am University College London über Arbeiterkultur und Kino in der Nachkriegszeit promoviert.

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