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Zum Jahrestag des barbarischen Überfalls der Hamas auf Israel

Verfasst am 07. Oktober 2024

Der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte NRW e.V., der sich als Zusammenschluss der inzwischen 32 Gedenkstätten in unserem Bundesland versteht, ist seit dem 7. Oktober 2023 mit den Folgen des Terrorangriffs der Hamas gegen Israel unmittelbar und intensiv beschäftigt: Sowohl in der Bildungs- und Vermittlungsarbeit als auch in der Sicherheitslage der Gedenkorte spielt der Konflikt seither eine große Rolle. Der seit Jahren zunehmende Antisemitismus, der sich auch und immer wieder in der Erinnerungskultur widerspiegelt, hat seit dem Angriff eine neue Dynamik erfahren und in den nordrhein-westfälischen Gedenkstätten für viel Gesprächsstoff gesorgt.

Die Kolleginnen und Kollegen der Gedenkstätten berichten von israelfeindlichen und offen antisemitischen Gästebucheinträgen oder Beiträgen in den social-media-Auftritten der Häuser, sie berichten von Eklats und Attacken auf die Gedenkstätten, aber auch von Schändungen dezentraler Mahnmale, Gedenktafeln oder Erinnerungsorten in ihren Städten.

„Praktisch alle Häuser und Dokumentationszentren sind mit der Herausforderung konfrontiert, die Eindrücke, die Schülerinnen und Schüler mit in ihre Besuche bringen, aufzufangen und gedenkstättendidaktisch damit umzugehen. Die historisch-politische Bildungsarbeit, die wir in Nordrhein-Westfalen tagtäglich anbieten und leisten, ist seit dem 7. Oktober besonders wichtig, aber eben auch besonders schwierig“, so Dr. Stefan Mühlhofer, geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe der Stadt Dortmund in seiner Funktion als Vorsitzender des Arbeitskreises.

In großer Sorge haben die Gedenkstätten am 7. Oktober auch auf Israel geblickt, da noch immer zahlreiche Überlebende oder Nachfahren aus nordrhein-westfälischen Städten dort leben und zu den Gedenkorten in ihren ehemaligen Heimatstädten in freundschaftlichem Kontakt stehen. Viele wissenschaftliche Kontakte der NRW-Gedenkstätten bestehen zudem zu Archiven, Hochschulen, Forschungszentren oder Gedenkstätten in Israel, wie etwa zu Yad Vashem. Auch aus diesen Verbindungen heraus haben die NS-Gedenkstätten in NRW eine klar pro-israelische Position bezogen; ihre Solidarität galt und gilt den Menschen in Israel – ohne dabei das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen aus dem Blick zu verlieren.

„Israel wurde nach dem Holocaust als Zufluchtsstätte und Heimstatt für jüdische Menschen gegründet. Wenn ein solches Land, zu dem wir enge Beziehungen pflegen, barbarisch angegriffen wird, können und dürfen sich die NS-Gedenkstätten nicht auf eine neutrale Position zurückziehen“, erklärt Kirsten John-Stucke, stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises. Und weiter: „Unsere Solidarität gilt zudem auch den jüdischen Gemeinden vor Ort und allen Jüdinnen und Juden in Nordrhein-Westfalen, die seit dem Überfall dem wachsenden Hass ausgesetzt sind.“

Der steigende Antisemitismus richtet sich auch gegen die deutsche Erinnerungskultur: Es werden jüdische Symbole der Gedenkstätten zerstört oder Holocaust-Gedenktafeln beschmiert. In Düsseldorf fand auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf unmittelbar vor dem Erinnerungsort Alter Schlachthof, einem zentralen Deportationsort für tausende Jüdinnen und Juden ab 1941, eine antiisraelische Kundgebung von Studierenden statt, die diesen Ort bewusst ausgesucht hatten. Der Satz „Befreit Gaza von deutscher Schuld!“ ist ein oft genutzter Ausspruch dieser Szene. Die Meldestelle des NS-Dokumentationszentrums in Köln zählte bereits in den ersten vier Wochen nach dem Hamas-Angriff 33 antisemitische Vorfälle. Allerorten ist es auch bei pro-palästinensischen Demonstrationen zu einer relativierenden Verharmlosung des Holocaust und zu antisemitischen Ausfällen gekommen.

Abschließend stellt der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises, Dr. Henning Borggräfe, dazu fest: „Die NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte NRW begegnen dem zunehmenden Antisemitismus, besonders dem teilweise ungehemmten Hass auf den Staat Israel, mit besonderen Angeboten, vor allem faktenbasierten Vorträgen und Workshops. Sie sind und bleiben geschützte Räume für Informationen, Beratung, Diskussionen.“

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