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Zukunftsprojekt Westwall

Tagung am 3. und 4. Mai in Bonn

Verfasst am 24. April 2007

Bauten des Nationalsozialismus haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Anlass für Kontroversen um deren Erhalt, Nutzung, denkmalästhetische Inszenierung und Musealisierung geboten. Das gilt gleichermaßen für so unterschiedliche Ensembles wie das Nürnberger Reichsparteitagsgelände, das KdF-Seebad Prora auf Rügen oder die NS-Schulungskaserne "Ordensburg Vogelsang" im Nationalpark Eifel.

Weitgehend unberührt von diesen Kontroversen ist bis in die jüngste Zeit hinein der mächtigste Baukomplexe der Nationalsozialisten: der Westwall. Zwar sind inzwischen einige noch halbwegs intakte Bunkeranlagen Privatpersonen oder Vereinen zur eigenen Nutzung überlassen, von diesen zu musealen Einrichtungen ausgebaut und für den Publikumsverkehr geöffnet worden. Das Bild, das in diesen Museen von der Geschichte des Westwalls gezeichnet wird, ist jedoch von einem meist distanzlosen, weil affirmativen Blick auf die Anlagen und ihre Militärtechnik bestimmt. Durch den Verzicht auf eine angemessene zeitgeschichtliche Kontextualisierung gerinnt der Westwall so zu einem bewunderten Zeugnis deutscher Bau- und Ingenieurskunst.

Neben den bestehenden Bunkermuseen gibt es weitere Planungen, Westwallrelikte zu erschließen und touristisch aufzuwerten. Um zu vermeiden, dass diese Projekte die fragwürdige Erinnerungspolitik der bisherigen Westwallmuseen fortführen, braucht es konsensfähige Konzepte, die den erreichten zeitgeschichtlichen und museumsdidaktischen Standards entsprechen und einen überzeugenden Kontrapunkt zu den bisherigen Remythisierungstendenzen bilden.

Die interdisziplinär ausgerichtete Fachtagung am 3. und 4. Mai 2007 in Bonn "Zukunftsprojekt Westwall" zielt vor diesem Hintergrund darauf ab:

- die bisherige Debatte über den Umgang mit baulichen NS-Hinterlassenschaften um das bislang vernachlässigte Thema Westwall zu erweitern und dessen zeitgeschichtliche, politische und historisch-geografische Bedeutung auszuloten;

- den mit Fragen des Denkmalschutzes bzw. der Musealisierung des Westwalls befassten Verantwortlichen ein Forum zum Austausch und zur gegenseitigen Abstimmung zu bieten;

- die Konturen eines tragfähigen Gesamtkonzeptes für die weitere touristische Erschließung des Westwalls zu erarbeiten und geeignete Wege zu einer akzeptablen Nutzung der Anlage sowie zur Bündelung der vorhandenen Kompetenzen aufzeigen.

Weitere Informationen gibt es unter folgender Adresse: Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e.V. (GIP), Frank Möller, Breibergstr. 2, 50939 Köln. Die Telefonnummer lautet: 0221/31 76 68, Mail: gip.moeller@netcologne.de

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