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Veröffentlichung: „Wege des Gedenkens. Erinnerungsorte an den Nationalsozialismus in Nordrhein-Westfalen“ Sonderausgabe der „LOTTA - Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen“ zeichnet Entstehung, gegenwärtige Situation und zukünftige Herausforderungen von NS- Erinnerungsorten in NRW nach.
„In NRW existieren mehr als 20 Gedenkstätten und Lernorte, die an historisch ‚authentischen’ Schauplätzen an die Herrschaft des Nationalsozialismus und dessen Opfer erinnern. Diese Gedenkstättenlandschaft hat sich während der vergangenen Jahrzehnte in teilweise bis heute andauernden Auseinandersetzungen entwickelt. In zahlreichen Fällen ging die Einrichtung der Erinnerungsorte auf das beharrliche Engagement von NS-Opferverbänden, antifaschistischen Gruppen und gesellschaftskritischen Geschichtsinitiativen zurück, die sich dem vielfach herbeigesehnten Schlussstrich unter die Vergangenheit widersetzten.“
So wird auf der Rückseite des Heftes „Wege des Gedenkens. Erinnerungsorte an den Nationalsozialismus in Nordrhein-Westfalen“ der „Lotta - Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen“ dessen Inhalt vorgestellt. Und tatsächlich zeichnet die Sonderausgabe Kontroversen nach, die zu der Entstehung der unterschiedlichen Einrichtungen führten. In insgesamt 17 Beiträgen werden einzelne Gedenkstätten und Erinnerungsorte vorgestellt, die alle Mitglieder des „Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und –Erinnerungsorte in NRW“ sind. Entweder in Interviewform mit beispielsweise Initiatoren oder in Form einer kurzen Einführung in die Ausstellungen wird in die Entstehungsgeschichte der unterschiedlichen Einrichtungen eingeführt. Erweitert wird diese fundierte Übersicht durch Interviews, beispielsweise spricht Prof. Dr. Norbert Nowotsch über die Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Gestaltung von Ausstellungen zum Nationalsozialismus. Der Designer hat unter anderem den Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster und aktuell das Haus der Essener Geschichte mitgestaltet.
Ein einleitender Artikel und das Expertengespräch mit Prof. Dr. Kenkmann verdeutlichen Herausforderungen für die Gedenkstättenlandschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Einleitend gibt das Redaktionsmitglied Günter Born einen Überblick über die Entstehung, gegenwärtige Probleme und Perspektiven der NS-Gedenkstätten im Allgemeinen. Dabei betont der Verfasser, dass die meist in Kontroversen durch engagierte Initiative gegründeten Gedenkstätten oft lange Zeit mit der Ignoranz von Politik und Stadtverwaltung zu kämpfen hatten. Auch heute noch müssen einige Einrichtungen trotz großen Rückhalts in der Bevölkerung und wachsenden Aufgaben um ihre Existenz kämpfen. Dabei vergisst er nicht, die Herausbildung erster Erinnerungsorte in die gesamtgesellschaftliche Diskussion über Erinnern und Vergessen einzuordnen.
Für die Zukunft sehen die Verfasser insbesondere durch das Ende der ZeitzeugInnenschaft und den damit verbundenen Wechsel von einem „kommunikativen“ zum „kulturellen“ Gedächtnis die Gedenkstätten vor neuen Herausforderungen. Weiter wird gefragt, wie die Einrichtungen in Zukunft finanziell abgesichert werden können oder auch, welche geschichtspolitische Funktion NS-Gedenkstätten in Zukunft wahrnehmen sollen.
Außerdem wurde für die Sonderausgabe der LOTTA der Vorsitzende des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten, Prof. Dr. Alfons Kenkmann, um eine Einschätzung zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Gedenkstätten gebeten. Er erklärt in einem umfangreichen Interview, wie sich durch beispielsweise hohe fachliche Kompetenz und Beharrlichkeit eine plurale und ausdifferenzierte Gedenkstättenlandschaft in NRW entwickeln konnte. Im Folgenden seien die unterschiedlichen westfälischen und rheinländischen Einrichtungen dann zu Knotenpunkten lokaler und regionaler Erinnerungskulturen geworden. In die Zukunft blickend betont Prof. Dr. Kenkmann, dass die Mitglieder des Arbeitskreises einen Weg finden müssen, bei relativ geringen finanziellen und personellen Mitteln weiterhin den vielfachen wissenschaftlichen, pädagogischen und erinnerungskulturellen Ansprüchen gerecht werden zu können. Durch das in den letzten Jahren stark ansteigende Interesse an Geschichte wird diese Herausforderung umso größer, als dass man mit einer „fundierten Orientierungsfunktion einem trivialisierten und ökonomisierten Geschichtsverständnis“ entgegen wirken müsse. Wichtigste Aufgabe für die Zukunft sei aber, das Vermächtnis der Opfer zu bewahren, gerade im Hinblick auf das baldige Ende der ZeitzeugInnenschaft.
Schließlich ist in dem insgesamt fast 200 Seiten umfassenden Heft am Ende noch ein umfangreiches, aktualisiertes Literaturverzeichnis zu finden, in der nicht nur Standardwerke zur Erinnerungskultur, sondern auch Veröffentlichungen zu den konkreten Gedenkstätten aufgeführt werden.
Die Sonderausgabe der LOTTA ist für den Preis von 6 Euro erhältlich. Weitere Informationen finden Sie unter <link http: www.projekte.free.de lotta external-link verweis: antifaschistische zeitung>projekte.free.de/lotta

