Meist sind es die großen Menschheitsverbrechen und die dramatischen Ereignisse, die die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus bestimmen. Trotz vieler lokaler Erinnerungsstätten und Initiativen bleiben die historische Nahsicht und die Alltagsperspektive auf das regionale Umfeld oft unerkannt und unberücksichtigt.

Das Münsterland gilt als unspektakuläre Heimat der Zeitgeschichte, ja in großen Teilen als resistente und weniger belastete Landschaft in der NS-Zeit. Der Münsteraner Kardinal Clemens-August von Galen etwa, der gegen die Euthanasie predigte, wirkt in der Rezeption als Galionsfigur eines auch breiteren katholischen Widerstandsgeistes.

Wir wollen im Rahmen dieser Woche Aspekte dieser Geschichte näher betrachten, Geschichtsbilder überprüfen und die blinden Flecken und Widersprüchlichkeiten erforschen, nach Anknüpfungen für verschiedene Themen wie z. B. Zwangsarbeit, Verfolgung oder jüdisches Lebens suchen und Lernorte für Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung erschließen.

Themen und Orte, die behandelt werden sollen:

- Katholizismus und NS-Herrschaft am Beispiel der lokalen Entwicklung von 1920 bis 1945 in Velen und Ramsdorf

- Jüdisches Leben in Westfalen - Jüdisches Museum in Dorsten, Synagogenbesuch in Coesfeld

- Das Entbindungs- und Abtreibungslager für Zwangsarbeiterinnen in Waltrop

- Die Rolle der Bereitschaftspolizei im Prozess von Herrschaft und Vernichtung, Geschichtsort "Villa ten Hompel" in Münster

- Der "Löwe von Münster": Dekonstruktion eines Widerstandsmythos ?

- Euthanasie und Zwangssterilisation in Westfalen

- Widerstand und Fluchthilfe im Westmünsterland

- Gedenken und Erinnern: Gedenkorte in Billerbeck

Tagungsort: Kolping-Bildungstätte Coesfeld, mit Exkursionen nach Münster, Dorsten, Aalten, Billerbeck

Leitung: Norbert Reichling, Paul Ciupke

Referent/innen: Dr. Norbert Fasse, Ingeborg Höting, N.N.

Kosten: 200 € (inkl. Übernachtung im DZ, HP, Transfers im Münsterland, EZ-Zuschlag 60 €) - Teilnahme auch ohne Übernachtung möglich