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Veranstaltungsreihe der BAS Wuppertal: Konsumtempel und Ort der Moderne – 100 Jahre Warenhaus Tietz in Wuppertal Vor 100 Jahren eröffnete die Leonhard Tietz AG ein neues Warenhaus am Neumarkt in Elberfeld - die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal präsentiert nun eine Reihe von Vorträgen, Themenführungen und eine Sonderausstellung im Schaufenster des ehemaligen Kaufhauses.
Vor 100 Jahren, am 24. April 1912, eröffnete die Leonhard Tietz AG ein neues Warenhaus am Neumarkt in Elberfeld.
Aus diesem Anlass organisiert die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal eine Reihe von Vorträgen, Themenführungen und eine Sonderausstellung im Schaufenster des ehemaligen Kaufhauses Tietz, heute Galeria Kaufhof.
Leonard Tietz (1849-1914) war Kaufmann und Warenhauspionier. Im Jahre 1889 verlegte erden Firmensitz seines expandierenden Unternehmens von Stralsund für mehrere Jahre in die aufstrebende Industrie- und Handelsmetropole (Wuppertal-) Elberfeld.
Nachdem mehrere Geschäftshäuser wegen der großen Nachfrage schnell zu klein wurden, ließ der jüdische Unternehmer Tietz einen prächtigen und modern gestalteten Neubau errichten, der im April 1912 eröffnet wurde. Das Gebäude, geplant von dem bekannten Architekten Wilhelm Kreis, galt neben dem von Josef Maria Olbrich 1909 fertig gestellten Tietz-Warenhaus in Düsseldorf als das größte und bedeutendste seiner Art in Westdeutschland. Heute ist der markante Tietz-Bau eine Filiale der GALERIA Kaufhof GmbH. Er liegt mitten im belebten Zentrum der Stadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Begegnungsstätte Alte Synagoge, wo sich bis 1938 die Elberfelder Synagoge befand.
Warenhäuser wie das von Leonhard Tietz in Elberfeld waren um 1900 in Deutschland ein Novum. Sie eröffneten erstmals breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zu einem vielfältigen Warenangebot mit festen Preisen und Umtauschmöglichkeit, faszinierten die Zeitgenossen durch ihre besondere Atmosphäre, inspirierten Dichter und Komponisten und etablierten sich schnell zu einem typischen „Ort der Moderne“. Das Warenhaus, dessen Etablierung in Deutschland maßgeblich von jüdischen Unternehmern betrieben wurde, steht als Geschäftsidee für Innovation und kaufmännische Weitsicht. Die neuartigen „Konsumtempel“ und „Kaufpaläste“ weckten aber auch das Misstrauen des mittelständischen Einzelhandels, der sich in seiner Existenz bedroht sah. Daraus erwuchs rasch das Feindbild vom „jüdischen Warenhausbesitzer“, das Neidgefühle stimulierte und von antisemitischen Kreisen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik zu Propagandazwecken diente.
Geplant sind zwischen dem 14. April und dem 27. April 2012 folgende Veranstaltungen:
14. April 2012, 11h: „Schön einkaufen bei Tietz“ – Eine Schaufenster Ausstellung in der GALERIA Kaufhof.
16. April 2012, 19.30h: Von der Warthe an die Wupper – Leonhard Tietz und die Demokratisierung des Konsums, Vortrag von Nils Busch-Petersen, Berlin Ort: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Genügsamkeitsstraße.
18. April 2012, 16h: Ein Stadtrundgang mit Dr. Ulrike Schrader auf den Spuren jüdischer Kaufleute in Wuppertal, Treffpunkt: Hofaue, EckeZollstraße, Wuppertal-Elberfeld.
18. April 2012, 19.30h: Warum die Deutschen, Warum die Juden, Vortrag von Prof. Dr. Götz Aly, Berlin, City Kirche Elberfeld.
19. April 2012, 19.30h: Dichter im Warenhaus, Offener Abend mit Literatur, Erinnerung, Sekt und Suppe, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal.
23. April 2012, 14h: „Die Juden sind reich und tragen Spitze“, Lehrerfortbildung über antisemitische Klischee, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal.
24. April 2012, 19h: „Ein Tempel der Kauflust“ – Das Warenhaus Tietz und sein Architekt Wilhelm Kreis, Vortrag von Prof. Dr. Joachim Preiß, Weimar, Begegnungsstätte Alte Synagoge.
25. April 2012, 19.30h: „Der Kaufhof ist ein arisches Unternehmen!“ Die „Entjudung“ der Leonard Tietz AG durch die Nationalsozialisten, Vortrag von Hildegard Jacobs, Düsseldorf, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal.
26. April 2012, 21h (Einlass 20.30h): Es liegt in der Luft. Ein Spiel im Warenhause. Revue in 24 Bildern, Damenkonfektionsabteilung GALERIA Kaufhof.
27. April 2012, 16h: Zwischen Hofaue und Herzogstraße, Ein Stadtrundgang auf den Spuren jüdischer Kaufleute, Treffpunkt: Hofaue, Ecke Zollstraße, Wuppertal-Elberfeld.

