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Sechs Monate Dauerausstellung „Tora und Textilien“ in Wuppertal – Ein Blick ins Gästebuch

Die neukonzipierte Dauerausstellung "Tora und Textilien" präsentiert sich nun seit sechs Monaten erfolgreich und mit großer Resonanz in neuem Design

Verfasst am 25. Oktober 2011

Gespannt verfolgten zahlreiche Gäste am 10. April diesen Jahres die Eröffnung der neu konzipierten Ausstellung „Tora und Textilien“, nachdem die Türen der Alten Synagoge in Wuppertal über Monate für den regulären Besucherverkehr geschlossen blieben.

Die Dauerausstellung mit neuem Konzept

Seit sechs Monaten lädt die Alte Synagoge zum Eintritt in das „Neue“ ein. Denn sie präsentiert sich für den Besucher nun als musealer Ort und ermöglicht ihm, sich mit dem weit gespannten Panorama jüdischen Lebens in Wuppertal  von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis in die heutige Gegenwart zu beschäftigen.

Ein Novum in der bereits vielfältigen Museumslandschaft in NRW, denn für Ulrike Schrader, als Leiterin der Begegnungsstätte und Verantwortliche für Konzept und Idee, ist es ein zentrales Anliegen, das jüdische Leben nicht auf eine Leidens- und Opfergeschichte zu reduzieren, sondern auch als eine Geschichte der Emanzipation, Integration und aktiven Partizipation am gesellschaftlichen Leben bewusst werden zu lassen. Natürlich würden der Nationalsozialismus und der Holocaust zentrale Kapitel der Ausstellung bilden, dominieren würden sie diese Gesamtschau aber nicht, betont Ulrike Schrader. Der Fokus richte sich auf Geschichten von Männern und Frauen, die das gemeinsame Ziel verfolgten, gesellschaftlich anerkannt zu werden, religiös und kulturell frei handeln zu dürfen und sich wünschten, in sozialer und ökonomischer Sicherheit leben zu können.

Positive Besucherresonanz zur Neukonzeption

Die Resonanz der Besucher zeigt, dass die bewusste Entscheidung für den Bruch mit dem Klischee des Juden als ewigem Opfer sehr gut angenommen wird. Die Konzeption, die über die reine Darstellung von zwölf Jahren nationalsozialistischer Judenverfolgung hinausgeht und den Blick gezielt auf die Geschichte des jüdischen Volkes von den ersten Spuren bis in die heutige Gegenwart richtet, stößt auf große Bewunderung und positiven Zuspruch. Dadurch, dass Juden als aktive und gestaltende Figuren der Geschichte dargestellt werden, ermöglicht die Ausstellung eine Begegnung mit dem Anderen. Gerade für Schulklassen bietet diese Ausstellung Möglichkeiten, im Kontext jüdischen Lebens in Kontakt mit dem bisher Fremden zu treten, um Toleranz gegenüber Andersartigkeit zu entwickeln. Die Reaktionen der Lehrer würden zeigen, so Ulrike Schrader, dass diese Präsentation eine Lücke schließe, die es in der Auseinandersetzung mit dieser Thematik über Jahrzehnte, auch in der Begegnungsstätte, gegeben habe. Die zahlreichen Wechselausstellungen seien dem Anspruch und Bedürfnis nach einer auf die Stadt und Region bezogenen historischen Aufarbeitung nie gänzlich gerecht geworden.

Hinzu komme, dass sich diese Ausstellung in ihrer Konzeption und der Aufbereitung an modernen didaktischen Konzepten orientiert. In dem Besucherbuch werden die Möglichkeiten, die die neue Ausstellung biete, deutlich hervorgehoben und gelobt. Dabei werden vor allem die Aktivierung des Besuchers durch die Ausstellung selbst, sowie die freundliche Gestaltung und die Qualität des Designs begrüßt. Zudem überzeugt die Präsentation durch ihre gute Lesbarkeit der Texte und die zum Verweilen einladenden Sitzmöglichkeiten bieten besucherfreundlichen Komfort.

Mit Blick auf die Zukunft...

Mit Interesse verfolgt der Besucher diese Entwicklung in der (Neu)Konzeption von Ausstellungen und Bildungs- und Erinnerungsangeboten in NRW. Er darf gespannt sein, ob sich die Erinnerungsarbeit in NRW zunehmend mit einem neuen Gesicht präsentieren wird.

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