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Personensuchanfragen – Onlinedatenbanken und die Arbeit der Gedenkstätten In einer Übersicht stellen wir die gängigen Onlinedatenbanken für die Suche nach Personen vor und geben anschließend einen Einblick in die Vorgehensweise der Gedenkstätten und Erinnerungsorte bei der Bearbeitung von Personensuchanfragen.
Die nationalsozialistische Herrschaft und der Zweite Weltkrieg hinterließen Millionen von Menschen in Ungewissheit über das Schicksal ihrer Familienangehörigen und Freunde.
Die Gede
nkstätte Yad Vashem und ihre Partner haben in der „Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer“ die Daten von zwei Drittel der im Zuge des Nationalsozialismus ermordeten sechs Millionen Juden erfasst (<link http: db.yadvashem.org names>
db.yadvashem.org/names/search.html
).In der Onlineversion seines Gedenkbuches hat das Bundesarchiv Angaben zu 159.972 Personen gespeichert, die in der Zeit von 1933 bis 1945 Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung geworden sind (<link http: www.bundesarchiv.de gedenkbuch>
www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
).Der Internationale Suchdienst in Bad Arolsen beherbergt in seinem Archiv Daten über das Schicksal von über 17 Millionen Menschen, welche die nationalsozialistischen Verbrechen der Verfolgung, der Zwangsarbeit und des Holocausts erlitten haben (<link http: www.its-arolsen.org>
).Der 1945 als Folge der durch den Zweiten Weltkrieg ausgelösten Flüchtlingsbewegungen gegründete Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes existiert bis heute und hilft Menschen weiterhin bei der weltweiten Such nach Familienangehörigen (<link http: www.drk-suchdienst.org>
).Neben diesen national und international tätigen großen Institutionen und Organisationen leisten auch die jeweiligen Einrichtungen in den Bundesländern der Bundesrepublik einen wichtigen Beitrag, wenn es um das Auffinden von Personen und Aufspüren von Geschichten geht. Die NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW verfügen gerade aufgrund ihrer geographischen und thematischen Spezialisierung und ihrer jahrelangen Arbeitserfahrung über einen wertvollen Wissensschatz über die Vorgänge in ihrer Region und über die Schicksale der Menschen, die in ihnen gelebt haben. Neben Suchanfragen zu Familienmitgliedern und Freunden, erhalten die Gedenkstätten auch Nachfragen zu jüdischen Nachbarn oder Zwangsarbeitern, über deren Lebensgeschichten die Anfragerinnen und Anfrager eine Auskunft zu erhalten hoffen.
Erreicht eine Personensuchanfrage eine der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte, so können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein dichtes Netz an Recherchemöglichkeiten im Internet, in eigenen Beständen und an persönlichen Kontakten zurückgreifen.
In vielen Fällen verfügen die Einrichtungen über ein hauseigenes Archiv, in dem über die Jahre eine Vielzahl von Informationen über die Region zusammengetragen wurde. Darüber hinaus stehen die Einrichtungen oft in engem Kontakt mit den umliegenden Archiven bei denen sie weitere Informationen erfragen und an die sie Anfragen weiterleiten können.
Um Suchanfragen nach Personen beantworten zu können, nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätten die verschiedensten Quellen, wie Melderegister, Zeitungen, Gedenkbücher, Opferlisten und Adressbücher.
Die Geschichtswerkstatt Französische Kapelle e.V. Soest verfügt über ein besonderes „Adressbuch“, das ein französischer Offizier während seiner Gefangenschaft angelegt hatte und in dem die Namen von fast 4.000 französischen Gefangenen, die während des Zweiten Weltkrieges in Soest gelebt haben, erfasst sind.
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal dient ein von den Nationalsozialisten zu Denunziationszwecken angelegtes Firmenverzeichnis aller jüdischen Gewerbetreibenden als Quelle für Personensuchanfragen.
Gerade aufgrund ihres Erinnerungs- und Gedenkauftrages für eine bestimmte Personengruppe oder auch aufgrund ihrer thematischen Spezialisierung auf eine Täterfraktion können viele Einrichtungen Suchanfragen umfassend beantworten.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte in der Wewelsburg können Auskünfte über die hier tätigen SS-Mitglieder, deren Angestellte und Angehörige erteilen. Gleichzeitig verfügt die Einrichtung über Informationen über die Häftlinge des Konzentrationslagers Niederhagen-Wewelsburg.
Auch kleinere Einrichtungen, wie z. B. der Lern- und Gedenkort Jawne in Köln, die nicht über ein eigenes Archiv verfügen, können aufgrund ihrer zahlreichen Kontakte und persönlichen Beziehungen bei Anfragen nach Personen oft behilflich sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jawne stehen im regen Austausch mit vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern des jüdischen Reform-Realgymnasiums.
Auch ein Großteil der im Archiv der Alten Synagoge in Essen befindlichen Informationen konnte durch die Zusammenarbeit mit ehemaligen jüdischen Essenerinnen und Essenern, die der Gedenkstätte für ihre Arbeit persönliche Dokumente wie Fotos oder Briefe zur Verfügung stellten und Interviews gaben, zusammengetragen werden.
Generell besteht im Falle der Personensuche auch eine intensive Kooperation und ein reger Austausch zwischen den Einrichtungen des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW und oft liefern Kolleginnen und Kollegen wertvolle Hinweise für die Bearbeitung einer Suchanfrage.
Letztlich bleibt festzuhalten, dass die Personensuchanfragen auch für die NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte selbst von zentraler Bedeutung sind, denn mit Hilfe der durch sie zutage geförderten Informationen und Erkenntnisse können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen ihren Wissensschatz über Menschen und Region stetig erweitern.

