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OPEN MEMORY

Aufwendige Gedenkinstallation am Kölner Rheinufer erinnert an den 70. Jahrestag der Deportationen von Sinti und Roma und weckt auch bei Passanten Interesse am Schicksal der NS-Verfolgten.

Verfasst am 20. Mai 2010

Veranstaltung: bis einschließlich 24. Mai 2010, zwischen Heinrich-Böll-Platz und Hohenzollernbrück, Köln

Gedenken im öffentlichen Raum

Die 26 großflächigen Plakate mit mehr als 1.500 Porträtbildern von Männern, Frauen und Kindern bilden das Kernstück der Gedenkinstallation „OPEN MEMORY“, die derzeit in der Kölner Innenstadt an den 70. Jahrestag der Deportationen von Sinti und Roma erinnert. Allein in der Domstadt wurden im Zeitraum zwischen dem 16. und 21. Mai 1940 über die Kölner Messe rund 1.000 Angehörige der Bevölkerungsgruppe aus dem Rheinland und Westfalen in die Konzentrations- und Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes verschleppt. Mit ihrem Projekt wollen die Organisatoren von der Initiative „Die Bahn erinnern“, dem ROM e.V. Köln sowie dem Jugendclub Courage Köln e.V. auf die Ausgrenzung und den Völkermord an einer Minderheit aufmerksam machen, die im offiziellen Gedenken der Bundesrepublik lange nur eine untergeordnete Rolle spielte. Der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW e.V. engagiert sich als Kooperationspartner in dem Projekt und bedankt sich bei der Landeszentrale für politische Bildung NRW für die finanzielle Unterstützung. Bis zum 24. Mai ist die Ausstellung nahe dem Kölner Dom noch zu besichtigen.

Die ersten Deportationen von Sinti und Roma aus dem Rheinland und Westfalen im Mai 1940 erfolgen unmittelbar nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die westlichen Nachbarn Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Frankreich. Stellvertretend für alle deportierten Sinti und Roma und die deportierte jüdische Bevölkerung Europas während des Zweiten Weltkriegs zeigt die Installation die Porträtbilder von Insassen zweier Transporte nach Auschwitz: einem Zug mit Roma aus Nordfrankreich und einem Zug mit Juden aus dem besetzten Belgien. Aufgebaut ist die Ausstellung auf einer Strecke zwischen dem Heinrich-Böll-Platz und dem Beginn der Hohenzollernbrücke – einer stark frequentierten Eisenbahn- und Fußgängerbrücke über den Rhein. Diesen Weg mussten zu Beginn der 1940er Jahre Sinti und Roma zum damaligen Kölner Messelager und dem dort benachbarten Deportationsgleis „Deutz-Tief“ nehmen.

Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW e.V. unterstützt das Projekt

Die atmosphärische Dichte zwischen dem historischen Ort, den Fahrgeräuschen der unentwegt über die Brücke rollenden Personenzüge und den großformatigen Porträts war entscheidend für die Wahl dieses Platzes. Dem Betrachter wird die Möglichkeit gelassen, sich gezielt oder auch zufällig dem Schicksal der dargestellten Personen zu nähern. Antworten auf die Fragen, wer die Männer, Frauen und Kinder sind, woher sie kamen und was aus ihnen geworden ist, können an einem Infostand im persönlichen Gespräch oder den angebotenen Faltblättern gefunden werden. Als Kooperationspartner unterstützt der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW e.V. das Projekt OPEN MEMORY als eine der zentralen Aktivitäten zum landesweiten Gedenken an den 70. Jahrestag der Deportationen. Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Zusammenschlusses von Dokumentationszentren, Begegnungsstätten und Erinnerungsorten in NRW, lobte das Projekt nach einer Besichtigung als sehr gelungenes Angebot: „Mit ihrer Unterbringung im öffentlichen Raum macht die Gedenkinstallation eine Offerte an die Vorbeigehenden. Die Begegnung mit der Vergangenheit wird nicht erzwungen, sondern passiert einfach. Jeder kann sich frei entscheiden, ob er stehen bleibt und sich mit dem Schicksal der Verfolgten auseinandersetzen möchte oder nicht.“

Publikation zur Verfolgung in Arbeit

Schon seit den 1980er Jahren widmen sich die im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW zusammengeschlossenen Einrichtungen der Aufgabe, an die Verfolgung der Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma zu erinnern. Aktuell ist eine Publikation in Vorbereitung, in der Historiker/innen und Gedenkstättenpädagog/innen aus dem gesamten Bundesland ihre aktuellen Forschungsergebnisse, pädagogischen Konzepte und Ausstellungsangebote zur nationalsozialistischen Zigeunerverfolgung vorstellen werden.

Schon im Rahmen der Gedenkveranstaltung "Abgemeldet auf unbestimmte Zeit nach Auschwitz-Birkenau", die am 16. Dezember 2002 in der Kölner Messe von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW, dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage und dem Verein EL-DE Haus e.V., ausgerichtet wurde, erschien ein Begeleitband zur Thematik. Informationen und die Bestellmöglichkeit zum kostenlosen Begleithheft finden <link arbeitskreis literatur detailseite abgemeldet.html _blank>hier.

 

Veranstalter von OPEN MEMORY:

Initiative „Die Bahn erinnern“, ROM e.V. Köln, Jugendclub Courage Köln e.V.
in Kooperation mit: Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW e.V., NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Lern- und Gedenkort Jawne im EL-DE Haus Verein Köln, Jüdisches Deportations und Widerstandsmuseum (JDWM) in Mechelen/Belgien, La Coupole, Centre d`Histoire et de Memoire du Nord-Pas-de-Calais (Saint Omer) / Frankreich

Das Projekt wird gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW.
Spendenkonto:
Jugendclub Courage Köln e.V.
Konto-Nr.: 295 447-504
BLZ: 370 100 50
Postbank Köln
Stichwort: OPEN MEMORY

Weitere Informationen im Internet:
<link http: www.open-memory.info _blank>www.open-memory.info

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