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Neid, Ressentiments, Überlegenheitsgefühl - Gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen gestern und heute 4. wissenschaftliches Symposium in Kooperation mit dem Förderverein Kreismuseum Wewelsburg. e.V.
Am kommenden Samstag, 22.09.2012, findet in der Gedenk- und Erinnerungsstätte Wewelsburg zum vierten mal ein wissenschaftliches Symposium statt. Diesmal zum Thema "Neid, Ressentiments, Überlegenheitsgefühl - gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen gestern und heute". Dabei soll, zusammen mit Wissenschaftlern, über Mentalitäten und Strömungen diskutiert werden, die zu Ausgrenzungen, Gewalt und letztlich zu Völkermord führen.
Antisemitismus als soziale Praxis
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin Dr. Isabel Enzenbach diskutiert in ihrem Vortrag "Antisemitismus als soziale Praxis", ausgehend von der Entstehung des modernen Antisemitismus am Ende des 19. Jahrhunderts, über die überlieferten Traditionen und neuartigen judenfeindlichen Ressentiments. Anhand von Alltagsobjekten wie Postkarten, Karikaturen und Aufklebern erläutert sie die wesentlichen Bilder und Semantiken des Antisemitismus. Das Feindbild wird dabei nicht nur als antimoderne Weltanschauung, sondern auch als soziale und kommunikative Praxis beschrieben.
Natürliche Ungleichheit
Zu feministischen Diskussionen über gesellschaftliche Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus spricht Dr. Silke Schneider in ihrem Referat "Natürliche Ungleichheit". Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Ungleichheit und deren Legitimationen war zentral für die Entwicklung von Frauenbewegungen und Feminismus. Gleichzeitig ist das Spannungsfeld von Gleichheit und Differenz der feministischen Debatte von Beginn an eingeschrieben: die Konfrontation mit traditionell, religiös oder biologisch begründeter Ungleichheit der Geschlechter führte auf der einen Seite zu Gegenpositionen und Gleichheitsforderungen, auf der anderen Seite zu einem positiven Bezug auf die Geschlechterdifferenz bis hin zu überhöhten Weiblichkeitsidealen. Während die erste Frauenbewegung soziale Differenzen zwischen Frauen eher bezüglich der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten thematisierte, sind „rassische“, ethnische und kulturelle Differenzen für die zweite Frauenbewegung zur Herausforderung geworden. Der Bezug auf „natürliche“ Ungleichheiten verbindet die Phänomene von Sexismus und Rassismus, außerdem sind geschlechtsspezifische Ausprägungen von Rassismus und Antisemitismus in historisch unterschiedlicher Form aufgetreten. Die Politikwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte der Evangelischen Hochschule Berlin problematisiert die Naturalisierung gesellschaftlicher Ungleichheiten, stellt Beispiele geschlechtsspezifischer Ressentiments vor und diskutiert feministische Reaktionen und Positionierungsversuche.
Kontinuitäten des Ressentiments. Von Oswald Spengler bis Thilo Sarrazin
Das Symposium beschließt Dr. Volker Weiß, Historiker, Autor, Publizist und Lehrbeauftragter am Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg, mit dem Vortrag zum Thema "Kontinuitäten des Ressentiments. Von Oswald Spengler bis Thilo Sarrazin." Darin analysiert Weiß aktuelles Elitedenken und Überlegenheitsdünkel in Deutschland. Er schlägt dabei einen historischen Bogen von deutschsprachigen Autoren seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zur "Sarrazin-Debatte" und zeichnet einen Wandel in der Debatte nach. Hatte nach 1945 die Beschwörung eines kulturellen und nationalen Verfalls der „Untergangsliteratur“ vor allem in den Kreisen der „Neuen Rechten“ Anklang gefunden, so wurden deren Inhalte im Schatten von "Deutschland schafft sich ab" auf der breiten politischen Bühne diskutiert.
weitere Informationen
Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren
02955- 76 22 0
email: kreismuseum.wewelsburg@t-online.de

