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Mitgliederversammlung in Stukenbrock: Gemeinsam Wege zur Unterstützung gefährdeter Gedenkstätten finden

Bei der letzten Mitgliederversammlung des Arbeitskreises am 22. Juli 2013 in Stukenbrock betonte der Vorstand um Prof. Dr. Kenkmann angesichts der drohenden Schließung der Dokumentationsstätte Stalag 326 (IV K) die Bedeutung der Gedenkstätten vor Ort auch über die lokale Erinnerungskultur hinaus.

Verfasst am 05. August 2013

Bevor die Mitglieder an der Gedenkstätte auf dem Gelände der Landespolizeischule Stukenbrock zusammenkamen, bezog der Vorstand um Prof. Dr. Kenkmann vor der Presse Stellung zur aktuellen Situation der existenzbedrohten Dokumentationsstätte Stalag 326 (IV K). Der Gründungsdirektor der Villa ten Hompel in Münster und Professor für Geschichtsdidaktik an der Universität Leipzig betonte dabei die Bedeutung der Gedenkstätten vor Ort auch über die lokale Erinnerungskultur hinaus. Auch die Lokalzeitungen berichteten: <link http: www.nw-news.de owl kreis_guetersloh schloss_holte_stukenbrock>

www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/schloss_holte_stukenbrock/schloss_holte_stukenbrock/8916436_Arbeitskreis_unterstuetzt_Stalag_326.html

Anschließend gingen die insgesamt 16 anwesenden Mitglieder zur Tagesordnung über: Gemeinsam mit den beiden Referenten der Landeszentrale für politische Bildung NRW, Herrn Krause und Herrn Dr. Wupper-Tewes, wurde über zukünftige Förder- und Kooperationsmöglichkeiten diskutiert. Dabei zeigten die intensiven Absprachen und Bemühungen beider Seiten in den letzten Wochen erste Erfolge. Denn wegen dieser umfangreichen Vorplanungen konnte sehr konkret und anhand anschaulicher Beispiele über die aktuelle Lage und zukünftige Möglichkeiten einer dauerhaften Sicherung der Gedenkstättenarbeit im gesamten Land diskutiert werden. Im Namen des Arbeitskreises bedankte sich Prof. Dr. Kenkmann für die präzisen Antworten und auch dafür, dass die gemeinsamen Absprachen bisher umgesetzt wurden und die Arbeit insgesamt auch sehr gut funktioniert habe.

Dieses Gespräch war für beide Seiten ertragreich, zumal es – wie Herr Dr. Wupper-Tewes betonte – für eine kontinuierliche Unterstützung der Gedenkstätten in NRW keine Standards gäbe, sondern im Dialog neue Perspektiven entwickelt würden. Grundsätzlich sei aber wichtig, dass die dezentrale, plurale und zivilgesellschaftliche Gedenkstättenlandschaft NRWs erhalten und gestärkt werden soll. Deutlich wurde den Anwesenden gerade in Hinblick auf den gastgebenden Erinnerungsort, die Dokumentationsstätte Stalag 326 bei Stukenbrock, dass genau hier aber auch die Kommunen vor Ort in der Pflicht stehen.

Bildungspartnerschaft „Schule und Gedenkstätte“ ab 2014 in NRW

Weiteres Thema waren die seit 2003 bestehenden Bildungspartnerschaften der Landeszentrale NRW von Schulen mit Museen oder auch Archiven. Ab 2014 sollen hier gezielt auch die NS-Gedenkstätten in den Fokus gestellt werden. Man darf gespannt sein, welche gemeinsamen Aktionen im Kooperationsjahr 2014 auf die Gedenkstättenbesucher zukommen werden. Auf diesen Seiten werden Sie über aktuelle Entwicklungen informiert! Dabei gibt es bereits auf kommunaler Ebene einige Kooperationen (z.B. in Lemgo); in der neuen Arbeitsgemeinschaft, die ein weiteres Forum für einen fachdidaktischen Austausch bietet, wird diese Zusammenarbeit verstetigt. Außerdem können die Schulen durch das Landesprogramm auf die vielfältigen Erinnerungsorte aufmerksam gemacht werden. Dafür sollten die Gedenkstätten mit ihrer meist professionellen und innovativen pädagogischen Arbeit als Fortbildungsträger für Lehrkräfte dann anerkannt werden.

Dass die NRW-Gedenkstättenlandschaft immer in Bewegung ist, zeigen nicht nur neue Landesprojekte wie die Bildungspartnerschaft „Schule und Gedenkstätte“, sondern auch die Entstehung neuer Erinnerungsorte, über deren Aufnahme in den Arbeitskreis in Zukunft zu entscheiden sein wird. Wichtig war dem Arbeitskreis als Netzwerk aller Einrichtungen auch schon immer, den Austausch mit anderen Institutionen zu suchen. Inhaltlich bedeutet dies auch, dass den Gedenkstättenbesuchern deutlich gemacht werden muss, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus überall, auch „vor er eigenen Haustür“, stattgefunden haben und nicht ausschließlich außerhalb Deutschlands in Konzentrationslagern. Aktuell ist in diesem Sinne auch eine Kooperation mit Yad Vashem geplant. Gab es bisher vereinzelte Kooperationen wie die Fortbildungsreihe „Yad Vashem Lectures“ in der Villa ten Hompel in Münster oder wissenschaftlichen Austausch zur Erweiterung der Personendatenbank in einer der weltweit bedeutendsten Holocaust-Forschungszentren, soll dieser Austausch nun intensiviert werden.

Dokumentationsstätte Stalag 326: Beeindruckender historischer Ort – weitere Arbeit gefährdet

Abschließend wurden die Mitglieder dann vom Gastgeber Oliver Nickel, dem Vorsitzenden des Fördervereins zur Erhaltung der Dokumentationsstätte Stalag 326, durch die Ausstellung und über den Kriegsgefangenenfriedhof geführt. Vorher beschrieb er noch die existenzbedrohende Situation der Gedenkstätte: Nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert und durch jährlich über 1600 Stunden Ehrenamt am Leben erhalten, mussten in letzter Zeit bereits die Öffnungszeiten gekürzt werden. Verbessert sich diese Situation nicht schnell, wird die Einrichtung noch in diesem Jahr schließen müssen. Dies wäre nicht nur für Schulklassen aus der Region tragisch, sondern auch für viele Angehörige von ehemaligen Kriegsgefangenen, die bei den Besuchen der Gräber nicht mehr so betreut werden könnten, sie es angebracht wäre. Beeindruckend war der Ort an sich mit den historischen Überresten aus der Zeit des Nationalsozialismus und den verschiedensten Formen ihrer Aufarbeitung seit den 1950er Jahren auf jeden Fall. Und so bleibt zu hoffen, dass möglichst bald durch die Kommune finanzielle Unterstützung bereitgestellt wird, um die Gedenkstätte am Leben zu halten. Nur so können neben einer Überarbeitung der Ausstellung auch bisher unerschlossene Zeugnisse der Vergangenheit wie das so genannte „Entlausungsgebäude“ des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers eingebunden werden.

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