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Mit Gedenkstätten gegen Rechtsextremismus?

Zur (Nicht-)Bedeutung des Nationalsozialismus in der Auseinandersetzung mit aktuellem Rechtsextremismus und Rassismus

Verfasst am 27. August 2013

„Wir würden gern bei Ihnen was zum Nationalsozialismus machen. Wir haben hier immer wieder Jugendliche, die Parolen gegen Muslime bringen.“ Regelmäßig melden sich Lehrerinnen und Lehrer in Gedenkstätten zum Nationalsozialismus mit Anliegen wie diesem – und sind irritiert, wenn die Mitarbeiter/innen dann erklären, dass es so einfach nicht sei. Der Richter eines Amtsgerichts in Westfalen ist zudem ehrlich verwundert: Wieder hat er es mit einem Neonazi zu tun, der wegen gewalttätiger Übergriffe auf seine Gegner angeklagt ist. Der Besinnungsaufsatz zum Thema Auschwitz, der dem Delinquenten bei einem vorherigen Prozess auferlegt wurde, scheint nicht den erhofften Erfolg gebracht zu haben.

Die sich anschließende Erkenntnis ist nicht neu: Die Konfrontation mit den Schrecken des Nationalsozialismus, sei es im Geschichtsunterricht, in Gedenkstätten oder an anderen Erin-nerungsorten führt nur in den seltensten Fällen zu der erhofften Immunisierung gegen aktuellen Rechtsextremismus und Rassismus. Bereits vor einigen Jahren konstatierte etwa Jan Philipp Reemtsma provokant: „Ganz absurd wird aber das pädagogische Bemühen dort, wo Gedenkstätten etwas sein sollen, wie Orte der Umkehr [...]. Was denkt man sich eigentlich? Dass einer sagt, wenn er geahnt hätte, dass man in den Lagern Asoziale umgebracht habe, dann hätte er seinerseits den Penner nicht zusammengeschlagen?“

Dennoch kann historisch-politische Bildung in Gedenkstätten und anderen außerschulischen Lernorten einen wichtigen Beitrag im Rahmen einer aus verschiedenen Methoden und Zu-gängen bestehenden Rechtsextremismus-Prävention leisten. Den Ausgangspunkt einer sol-chen Einbindung bildet die Grundannahme, dass Rechtsextremismus und Rassismus die Gleichheit der Menschen sowie die universale Gültigkeit der Menschenrechte verneinen. Ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein, das durch Multiperspektivität und grundlegende histo-rische Kenntnisse über die Entwicklung der deutschen und europäischen Geschichte geprägt ist, trägt dazu bei, Ideologien der Ungleichwertigkeit und extrem rechte Geschichtsmythen in Frage zu stellen.

Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Einige Aspekte sollen im Rahmen des Seminars näher beleuchtet werden, vorhandene Präventionskonzepte kritisch auf ihre Wirkung hinterfragt und gegebenenfalls um Zugänge zu aktuellen Ausprägungen von Rechtsextre-mismus und Rassismus erweitert werden.

GEPLANTES PROGRAMM

09.30 – 11.00 Uhr:
Begrüßung und Einführung
Erfahrungsabfrage und Reflexion eigener Erfahrungen (1)

11.15 – 12.45 Uhr:
Inhaltlicher Input zum Spannungsfeld der Auseinandersetzung mit der aktuellen extremen Rechten, mit Rassismus und dem Nationalsozialismus
Planspiel I: Hakenkreuzschmiererei in der Schule – „Was tun?!“ Vorbereitung und Durchführung

13.45 – 15.15 Uhr:
Planspiel II: Auswertung und Diskussion
Reflexion eigener Erfahrungen (2) (mit aktuellen Praxis- und Impulsbeispielen)

15.45 – 17.15 Uhr:
Impuls zu aktuellen Konzepten nicht-rassistischer Bildungsarbeit
Kleingruppenarbeit zu Möglichkeiten der Umsetzung in den jeweiligen Arbeitsbezügen der TeilnehmerInnen
Historisch-politische Bildung und Menschenrechte heute. Abschluss und Seminarkritik

Leitung: Heiko Klare, Michael Sturm - Mobile Beratung im Regierungsbezirk Münster - Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie (mobim)

Ort: KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen, Vortragsraum 1. OG
Parkmöglichkeit im Parkhaus Rathaus (Navi-System-Eingabe: Hinterstraße)

Zielgruppen: LehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen, Multiplikator/innen aus Jugendhilfe- und Jugendbildungsarbeit und Initiativen

Teilnahmegebühr: 12 EUR

In Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum Südwestfalen

Anmeldung und Infomrationen beim:
Bildungswerk der Humanistischen Union
Kronprinzenstraße 15, 45128 Essen, Tel.: 0201/22 79 82
E-Mail: <link>buero@hu-bildungswerk.de

oder bei:

Aktives Museum Südwestfalen e.V.
Häutebachweg 6, 57072 Siegen
E-Mail: <link>siegen-ams@t-online.de

Es wird um frühzeitige Anmeldung per Mail oder Brief gebeten, da die Zahl der Plätze begrenzt ist.

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