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Geschichte hautnah erfahren: Wanderausstellung in Köln gestartet

"Die Deportation der Juden aus dem Rheinland ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź)"

Verfasst am 18. September 2011

In diesem Herbst jährt sich im Rheinland mit den Deportationen der jüdischen Bevölkerung in das Ghetto Litzmannstadt der Beginn der Shoah zum 70. Mal: Im Oktober 1941 wurden 3.014 jüdische Männer und Frauen aus Köln, Düsseldorf und vielen weiteren Städten und Gemeinden des Rheinlandes in das Ghetto Litzmannstadt im besetzten Łódź deportiert. Viele starben im Ghetto, die meisten wurden von dort in das Vernichtungslager Kulmhof gebracht und im Gas ermordet oder starben in anderen Konzentrations- oder Vernichtungslagern. Nur 34 von ihnen überlebten.

70 Jahre sind eine lange Zeit, doch lang nicht genug, um die Vergangenheit zu vergessen, sind sich Hildegard Jakobs von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und Karola Fings vom NS-Dokumentationszentrum Köln sicher. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW, dem Staatlichen Archiv Łódź und dem Designer Thomas Ullrich, eröffneten sie am 08. September die eigens konzipierte Ausstellung "Deportiert ins Ghetto. Die Deportation der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź)". Ein Rundgang der Erinnerung, der dem Besucher vor allem durch seinen persönlichen Bezug zu den Opfern und den biographischen Darstellungen Nahe geht.

Ausstellung zeigt biographische Fotografien und Schriftstücke

In den Räumen des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, finden die Besucher zur Zeit auf 72 qm² Ausstellungsfläche Nachzeichnungen und Spuren aus dem Leben einiger, der rund 3000 deportierten jüdischen Mitmenschen aus dem Rheinland. Anhand authentischer Briefe, Fotografien und Texte, erlangt der Besucher schon vor Beginn des Krieges Zutritt zu Leben und Leidenswegen der Frauen und Männer, erlebt mit ihnen den Beginn der antisemitischen Politik Hitlers, die ersten Fluchtversuche und die unfreiwillige Reise ins polnische Łódź. Die persönliche Darstellung und Nähe zu den Geschichten der Opfer war Hildegard Jakobs und Karola Fings ganz besonders wichtig. Dank der Rekonstruktion vieler biographischer Schriftstücke, können zum ersten Mal die Lebenszeugnisse der deportierten Personen gezeigt und nachempfunden werden.

Unmenschliche Lebensbedingungen im zweitgrößten "Judenghetto" des Dritten Reiches

Das Ghetto Litzmannstadt im Zentrum Polens, erlangte zwischen 1940 und 1944 traurige Berühmtheit. Mit Ausnahme von Warschau, galt die einstige Industriemetropole Łódź als größtes "Judenghetto" des Dritten Reiches, mit einer noch längeren Bestandsdauer.

Im Februar 1940 erklärte der deutsche Polizeipräsident von Łódź und SS-Brigadeführer Johannes Schäfer einige Viertel des ohnehin bereits rückständigen Nordens der Stadt zum Ghetto. Das von der SS streng bewachte "Gefängnisviertel" und Arbeitslager, zeigte sich für viele Opfer nur als Zwischenstation auf dem Weg in die Konzentrations- und Vernichtungslager Polens. Aufgrund seiner unmenschlichen Lebensbedingungen, der stetigen Unterernährung, Unterkühlung und daraus resultierenden Krankheiten, verstarben in wenigen Jahren mehr als 43.000 Menschen innerhalb des Ghettos, während sich damalige Großunternehmer, wie auch Josef Neckermann, über die äußerst preisgünstigen Arbeitskräfte freute.

Die Opfer "entanonymisieren"

Die immer wieder aufflackernde Hoffnung und den starken Lebenswille der "Gefangenen" in Litzmannstadt, spürt auch der Besucher der neuen Ausstellung in Köln. Anhand der Rekonstruktion des täglichem Post- und Briefmaterials, schufen Hildegard Jakobs und Karola Fings ein eindringliches Zeugnis des Holocaust, der auch in Köln seinen Ausgang fand. Mit Hilfe vieler authentischer Details und Dokumente, möchten die Historikerinnen die Opfer "entanonymisieren", ihnen ihr Gesicht, ein Stück ihrer Würde zurück zu geben, zwischen Geschichte und Ausstellungsbesucher verbinden.

Bis zum 23. Oktober wird die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zu sehen sein, bevor sie im November in den Landtag NRW in Düsseldorf umzieht. Am 02. November, um 17 Uhr, wird die Ausstellung in den Räumen des Regierungssitzes mit einer zentralen Gedenkveranstaltung eingeleitet. Bis zum 26. November wird die Ausstellung dann im Landtag zu finden sein, bevor sie im Anschluss in verschiedenen Städten NRWs gezeigt werden soll.

Infos: Hildegard Jakobs: 0211-8996208; auf Schulklassen abgestimmte Führungen sind buchbar unter 0221-221-26331 oder 0221-221-26567

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