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Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Portrait: Die Gedenkhalle Schloss Oberhausen

Verfasst am 19. Dezember 2014

Die Gründung der Gedenkhalle

Am 28.10.1959 legte die Stadt Oberhausen den Grundstein für die erste westdeutsche Einrichtung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag nahm der Stadtrat den von der SPD-Fraktion eingereichten Antrag für die Errichtung eines Gedenkortes einstimmig an. Als Ort wählte man den Südflügel des neu errichteten Schlosses Oberhausen und kam damit dem Wunsch der SPD nach, die Gedenkräume an einem „historischen, geographischen und kulturellen Mittelpunkt“ der Stadt zu errichten.[1] Knapp drei Jahre später, am 2.9.1962, konnte der „Gedenkraum für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ eröffnet werden.  

Die erste Ausstellung und die Dauerausstellung von 1988

Über die Ausstellung, die damals für die Gedenkhalle gestaltet wurde, ist leider nur wenig bekannt. Die Ausstellung selbst ist nicht erhalten und auch detaillierte Aufnahmen der hier gezeigten Tafeln existieren nicht. Feststellen lässt sich, dass die Ausstellung die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und die nationalsozialistischen Konzentrationslager thematisierte. Sie informierte darüber hinaus über die Verhaftung von Oberhausener SPD-Politikern und die „Gleichschaltung“ der Stadtverwaltung. Ab 1962 wurden in der Gedenkhalle Führungen für Schulklassen angeboten und Lehrerfortbildungen durchgeführt.[2]

Etwa 25 Jahre später, im Jahr 1988, richtete man in den Räumlichkeiten eine neue Dauerausstellung unter dem Titel „Widerstand und Verfolgung in Oberhausen 1933 bis 1945“ ein. Die Konzentration auf die Widerstandsopfer und die Überbewertung des durch die Arbeiterbewegung geleisteten Widerstandes können als zeittypisch angesehen werden. In der Ausstellung fanden darüber hinaus die Opfer der Luftangriffe auf Oberhausen und die Industrie als „Wegbereiter des Faschismus“ Erwähnung.[3]

Die Entstehung der neuen Dauerausstellung 

Siebzehn Jahre später hatten sich die Ansprüche an die Wissensvermittlung in Gedenkstätten und Erinnerungsorten verändert, die Entwicklung einer neuen Dauerausstellung schien geboten und daher begann man 2005 mit der Neukonzeption der Gedenkhalle. Die Ausrichtung ihrer Erinnerungsarbeit konnte in der Gedenkhalle Oberhausen, anders als bei anderen Erinnerungsorten und Gedenkstätten, die in ehemaligen Synagogen, früheren nationalsozialistischen Verwaltungsbehörden, Gefängnissen etc. untergebracht sind, nicht von einem konkreten Ortsbezug abgeleitet werden. Bei der Neukonzeption entschied man sich, die Geschichte Oberhausens im Nationalsozialismus zu thematisieren und die Ausstellung durch einen zweiten Themenfokus auf die Zwangsarbeit seit 1939 zu ergänzen. Auch die Geschichte der Gedenkstätte selbst sollte, mit Blick auf die frühen Anfänge der Oberhausener Erinnerungsarbeit, Erwähnung finden. 2010 konnte die neue Dauerausstellung in der Gedenkhalle Oberhausen eröffnet werden.[4]

Die Ausstellung

Die Gedenkhalle Oberhausen präsentiert die Geschichte der Stadt im Nationalsozialismus und der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet an vier zu einem Karree gestellten Wänden. An den Außenseiten der Ausstellungswände wird die Stadtgeschichte von 1933 bis in die Nachkriegszeit präsentiert. Thematisiert werden unter anderem „Machtübernahme“, Widerstand, die Verfolgung jüdischer Oberhausenerinnen und Oberhausener, die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg und der Luftkrieg. Die Nachkriegszeit wird durch die Themenfelder „Entnazifizierung“ und „Wiedergutmachung“ abgedeckt.

Die Besucherinnen und Besucher können durch mehrere Durchgänge in den zweiten Teil der Ausstellung gelangen, der den Titel „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus (1939-1945)“ trägt. An einer Reihe von Medienstationen finden sich Interviews mit Menschen, die während des Nationalsozialismus als Zwangsarbeiter gewaltsam nach Oberhausen und andere Orte des Ruhrgebiets gebracht wurden. Die Männer und Frauen berichten über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen, die Kontakte zur deutschen Bevölkerung und die Nachwirkungen, mit denen sie nach ihrer Befreiung zu kämpfen hatten.

Neben diesen Interviewstationen können sich die Besucher der Ausstellung an einem Touchscreen einen Überblick über die bekannten Unterbringungsorten von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Oberhausen verschaffen. Sie wurden in über 60 Lagern in der ganzen Stadt untergebracht. Die Unterkünfte reichten von Barackenlagern für mehrere tausend Menschen über Fabrikhallen bis hin zu Gaststätten.

Pädagogische Angebote

Die Gedenkhalle Oberhausen bietet im Rahmen ihres museumspädagogischen Programms eine Reihe von Workshops an, die speziell auf die Arbeit mit Jugendlichen ausgerichtet sind. Es werden jedoch auch Veranstaltungen für Erwachsenengruppen angeboten. Das Bildungsangebot der Gedenkhalle Oberhausen umfasst unter anderem die Module „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus zwischen 1939 und 1945“, „Jüdisches Leben in Oberhausen“ und „Jugend im Nationalsozialismus“. Des Weiteren bietet die Gedenkhalle einen Workshop zum Thema „Luftkrieg in Oberhausen“ an, der im Bunkermuseum Oberhausen stattfindet.

Weitere Informationen über die Gedenkhalle Oberhausen und ihre Bildungsangebote finden Sie unter:

<link http: www.oberhausen.de gedenkhalle.php>

www.oberhausen.de/gedenkhalle.php

Öffnungszeiten der Gedenkhalle Schloss Oberhausen

Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Montag geschlossen

Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet

24., 25., 31. Dezember und 1. Januar geschlossen

Der Eintritt ist frei


[1] Zitiert nach: Katrin Dönges: „…in den Grundfragen der Freiheit und des Rechts auch heute zusammenstehen.“ Die Gründung der Gedenkhalle vor 50 Jahren, in: Schichtwechsel. Journal für die Geschichte Oberhausens, Ausgabe 2/2012, S. 14-19, hier S. 15.

[2] Katrin Dönges, S. 19.

[3] Clemens Heinrichs: Neue Dauerausstellung in der Gedenkhalle Oberhausen, in: Gedenkstättenrundbrief 161, S. 3-13, online unter: <link http: www.gedenkstaettenforum.de nc gedenkstaetten-rundbrief rundbrief news neue_dauerausstellung_in_der_gedenkhalle_oberhausen>

www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/neue_dauerausstellung_in_der_gedenkhalle_oberhausen/

[4] Clemens Heinrichs: Neue Dauerausstellung in der Gedenkhalle Oberhausen.

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