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Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Portrait: Der Lern- und Gedenkort Jawne Der Lern- und Gedenkort Jawne erinnert an das jüdische Reform-Realgymnasium in Köln und bietet einen außergewöhnlichen Einblick in die Geschichte des Schul- und Lebensalltags jüdischer Kinder und Jugendlicher im Rheinland.
Der Lern- und Gedenkort Jawne befindet sich mitten im Herzen der Stadt Köln und ist dennoch gar nicht so leicht zu finden. In einer ruhigen Seitenstraße, nur einige Gehminuten entfernt vom Trubel auf der Kölner Domplatte, liegen die Räumlichkeiten des Lernortes und die Gedenkstätte Löwenbrunnen, die an das private jüdische Reform-Realgymnasium erinnern, das von 1919 bis 1942 in der St.-Apern-Straße zu finden war.
Viele Kölnerinnen und Kölner sind auch heute noch überrascht, dass sich in ihrer Stadt das bis heute einzige jüdische Gymnasium des Rheinlandes befand. Dabei hat sich der Lern- und Gedenkort Jawne seit seiner Entstehung zu einer zentralen Anlaufstelle sowohl für ehemalige Schülerinnen und Schüler der Einrichtung als auch für Schülergruppen und andere Besucher aus ganz NRW entwickelt.
Die Dauerausstellung des Lern- und Gedenkortes Jawne trägt den Titel „Die Kinder auf dem Schulhof nebenan“. Aufgrund des breiten thematischen Spektrums der Ausstellungen erfahren die Besucherinnen und Besucher jedoch nicht nur etwas über die Geschichte des jüdischen Reform-Realgymnasiums Jawne, sondern erhalten auch einen Einblick in die Geschichte jüdischer Kindheit und Jugend im Rheinland.
Neben der Dauerausstellung werden in den Räumlichkeiten des Lern- und Gedenkortes in regelmäßigen Abständen Wechselausstellungen gezeigt. Bis zum Herbst dieses Jahres beherbergt die Einrichtung eine Ausstellung zur Geschichte der Städtischen Israelitischen Volksschule zu Köln, die aus einem Projekt mit Studierenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hervorgegangene ist.
Der Lern- und Gedenkort Jawne zeichnet sich, neben der Ausstellungsarbeit, auch durch verschiedene pädagogische Projekte aus. Die pädagogischen Angebote werden von der verantwortlichen Arbeitsgruppe der Gedenkstätte individuell auf die verschiedenen Zielgruppen zugeschnitten. Neben öffentlichen Führungen, regelmäßigen Gedenktagen (27. Januar/9. November) und Lehrerfortbildungen bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allen voran verschiedene Workshops für Schülerinnen und Schüler an.
Die von den Schülergruppen erarbeiteten Projekte werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jawne in das Konzept der Ausstellung integriert. Auf diese Art und Weise wird der Lern- und Gedenkort Jawne durch die Besucherinnen und Besucher aktiv mitgestaltet.
Zurzeit erarbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lern- und Gedenkortes ein neues Projekt, das an die Online-Ausstellung www.kindertransporte-nrw.eu anknüpft. Circa 130 Schülerinnen und Schüler der Jawne waren während der nationalsozialistischen Diktatur durch die Kindertransporte gerettet worden. In dem neuen Projekt „75 Jahre Kindertransporte – 75 Jahre Polen-Aktion“ beschäftigt sich das Team der Gedenkstätte zusammen mit polnischen Künstlerinnen und Künstlern mit den Kindestransporten, die von Zbąszyń nach England uns Palästina durchgeführt wurden. Im Rahmen dieses Projektes sprachen die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Jawne mit ehemaligen Jawne-Schülerinnen und --Schülern in England und Israel.
Das Team des Lern- und Gedenkortes hält Kontakt zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Jawne überall in der Welt. Trotz der grauenvollen Erfahrungen, die diese Menschen im nationalsozialistischen Deutschland durchleben mussten, hat ein Großteil von ihnen einen positiven Bezug zu der Jawne und dem heute hier existierenden Lern- und Gedenkort. Viele Jawne-Schülerinnen und -Schüler reisen mit ihren Familien in die Domstadt, um ihnen diesen wichtigen Ort ihrer Kindheit zu zeigen.
Der Umstand, dass es sich bei der Jawne um einen positiven Erinnerungsort handelt und die die offene Atmosphäre der kleinen Gedenkstätte erleichtern Interessierten den Besuch des Lern- und Gedenkortes und die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Allen voran Kindern und Jugendlichen wird die Identifikation durch die Orientierung an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schülern der Jawne erleichtert. Die Angebote des Lern- und Gedenkortes Jawne bieten den Kindern die Möglichkeit, an ihre eigenen Erfahrungen anzuknüpfen und sensibilisieren sie für Ausgrenzungsprozesse in ihrem eigenen Alltag.
Die Ausstellung im Lern- und Gedenkort Jawne ist Dienstag und Donnerstag von 11 bis 14 Uhr und Sonntag von 12 bis 16 Uhr geöffnet.
Die öffentliche Führung findet an jedem ersten Sonntag im Monat statt.
Weitere Informationen zum Lern- und Gedenkort Jawne in Köln finden Sie unter www.jawne.de

