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Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Portrait: Das Frenkel-Haus in Lemgo

Die neue Rubrik „Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Portrait“ stellt verschiedene Einrichtungen aus NRW vor

Verfasst am 11. März 2013

In der neuen Rubrik „Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Portrait“ stellen wir in nächster Zeit die verschiedenen Gedenkstätten und Erinnerungsorte des Arbeitskreises in Kurzportraits vor. Den Auftakt macht das Frenkel Haus in Lemgo, ein Ausstellungshaus zur deutsch-jüdischen Geschichte mit biographischem Schwerpunkt: Die Ausstellung erzählt am Beispiel der Familie Frenkel, die Geschichte der Lemgoer Jüdinnen und Juden von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Verfolgung während der NS-Herrschaft und ihrer Deportation 1942. Dabei portraitiert die Ausstellung zudem das Leben der Holocaust-Überlebenden Karla Raveh, die mit ihrer Familie im Frenkel Haus gelebt hat.

Ursprünglich wurde das Frenkel Haus von der jüdischen Familie Frenkel als Wohn- und Geschäftshaus um 1900 errichtet. Die Familie war von der lippischen Gemeinde Varenholz nach Lemgo gezogen, als am 30. Juni 1858 die Niederlassungsbeschränkungen für Jüdinnen und Juden in der Stadt Lemgo endeten.

Bis in die 30er Jahre diente das Haus in der Echternstraße 70 der Familie Frenkel als Wohnhaus von drei Generationen, u.a. den Großeltern von Karla Raveh.

1934 zogen Herta und Walter Frenkel, die Eltern von Karla Raveh, mit ihren Kindern  in die Wohnung im 1. Stock, da sie ihre Mietwohnung auf Druck des Vermieters aufgeben mussten.

Ab 1939 wurden jüdische Frauen und Männer in Lemgo in vier Häusern zusammen gedrängt. Auch das heutige Frenkel Haus wurde zu einem sogenannten Judenhaus, indem bis zu 14 Personen auf engstem Raum leben mussten.

Im März 1942 wurden zuerst die Geschwister von Walter Frenkel deportiert und 1943 im Warschauer Ghetto ermordet. Am 28. Juli 1942 wurden die restlichen BewohnerInnen des Hauses in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

Herta und Walter Frenkel, sowie ihre Kinder Helga, Ludwig und Uriel wurden 1944 in Auschwitz ermordet.

Allein Karla Raveh und ihre Großmutter überlebten den Holocaust. Karla Raveh kehrte nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern nur kurz nach Lemgo zurück, da sie 1949 mit ihrem Ehemann Szmuel nach Israel auswanderte und sich dort ein neues Leben aufbaute.

Zwischen Karla Raveh und der Stadt Lemgo besteht bis heute eine enge Beziehung. Seit der Veröffentlichung ihres autobiographischen Buches „Überleben“ (1986) und der Eröffnung des Frenkel Hauses als Dokumentations- und Erinnerungsstätte 1988 gab es viele persönliche Begegnungen, vor allem im Rahmen von Zeitzeugengesprächen. Karla Raveh ist dieser Kontakt sehr wichtig: „(…) Es ist mir wichtig, mit den Leuten zu sprechen, zu reden, ihnen von meiner Familie, von ihrem Schicksal, von dem Schicksal der ehemaligen jüdischen Lemgoer zu erzählen. (…) Ich will die Erinnerung wach halten. Ich will, dass nicht vergessen wird. Das ist mir zur Lebensaufgabe geworden. Die Menschen müssen es von jemanden hören, der es erlebt hat.“ (Karla Raveh)

Seit August 2012 zeigt das Frenkel Haus eine neue Dauerausstellung, die sich am Beispiel von Karla Ravehs Familie mit der Geschichte christlich-jüdischen Zusammenlebens in Lippe beschäftigt. Historische Fotos, Filme und authentische Dokumente vermitteln einen intensiven Einblick in die Geschichte der Familie Frenkel.

Geöffnet ist die Ausstellung samstags und sonntags von 15-17h und nach Voranmeldung.

Zu finden ist das Frenkel Haus in der Echternstraße 70, 32657 Lemgo. Weitere Informationen  erhalten Sie unter 05261-213276.

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