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Gedenkstätten aus dem Arbeitskreis im Porträt: Gelsenkirchen Ein Rundgang durch die Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus"
Die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ liegt an der belebten Cranger Straße über einer Zweigstelle der Stadtbücherei. Seit 1994 befindet sich hier eine sehr sehenswerte Ausstellung über die Stadtgeschichte Gelsenkirchens zur Zeit des dritten Reiches.
NSDAP bezieht neues Parteibüro
Nach ihrer Machtübernahme 1933 zog die NSDAP in das Gebäude der heutigen Dokumentationsstätte ein. Sie nutzte die erste Etage als Büro der Ortsgruppenleitung Buer-Erle und der Erler SA. Erst lange nach dem Krieg wurde hier 1986 in einem der Räume das überstrichene erste Parteiprogramm der Nationalsozialisten an der Wand wiederentdeckt. Die Stadt entschied sich, an diesem Ort eine Dokumentationsstätte einzurichten.
Dokumente zeigen wie der Nationalsozialismus im Ruhrgebiet Fuß fasste
Die heute hier untergebrachte Ausstellung veranschaulicht gut nachvollziehbar, wie der Nationalsozialismus in Gelsenkirchen Fuß fasste. Am Beispiel der Stadt zeigt sich, welche fatalen Auswirkungen die NS-Ideologie in Bevölkerung, Wirtschaft und Verwaltung im Ruhrgebiet hatte. Dabei sind die zahlreichen Dokumente zur Stadtgeschichte eingebettet in einen multimedialen Rundgang zur allgemeinen deutschen Geschichte in den Jahren der NS-Herrschaft. Alte Fotos, Zeitungsausschnitte, Tondokumente und Gegenstände aus dem Gelsenkirchen dieser Zeit werden erhellend ergänzt durch Erläuterungen, die die politische Entwicklung im damaligen Deutschland skizzieren.
Der Besucher beginnt den Rundgang in einem Raum zum Aufstieg des Nationalsozialismus, der Hintergründe wie die enorme Arbeitslosigkeit in Gelsenkirchen infolge der Weltwirtschaftskrise und das damit verbundenen Zechenschließen sowie die Entstehung der lokalen NSDAP beleuchtet. Peter Stagnier, ein überzeugter Faschist früher Stunde aus dem Stadtteil Buer und späterer Hetzredner auf Gelsenkirchens Plätzen steht hier exemplarisch für den Aufstieg seiner Partei.
Gelsenkirchens Rolle in der Kriegswirtschaft
Es folgt ein Raum zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, der auch die anschließende „Gleichschaltung“ wie etwa die Abschaffung der freien Gelsenkirchener Presse zeigt. Im dritten Raum wird dann das Thema „Organisierte Volksgemeinschaft“ dargestellt. Hier befinden sich auch einige Tondokumente sowie Informationen zum Umbau der regionalen Wirtschaft: Die Nationalsozialisten wollten das Reich in Vorbereitung des Krieges vom Ausland wirtschaftlich unabhängig machen und Gelsenkirchen spielte dabei eine interessante Rolle – unter anderem durch die Herstellung von Treibstoff aus Kohle statt Mineralöl. Zechen wurden wieder in Betrieb genommen und die Hydrierwerke Scholven sowie die Gelsenberg-Benzin-AG sollten helfen die Kriegswirtschaft in Gang zu bringen.
Das Parteiprogramm prangt an der Wand
Im vierten und zentralen Raum der Ausstellung steht die Wand mit dem ersten Wahlprogramm der Nationalsozialisten, das in großen Lettern die faschistische Weltanschauung verkündet. Entsprechend ist dieser Raum dem Thema Ideologie gewidmet. Deren trauriges Ergebnis bezeugen die Listen aus Gelsenkirchen deportierter Juden, die auf dem Schreibtisch liegen. Früher befand sich hier das Büro des NSDAP-Ortsgruppenleiters.
Verfolgung von Andersdenkenden und Arbeiterwiderstand
Der vorletzte Raum des Rundgangs zeigt sehr konkret und persönlich die Verfolgung und den Widerstand in der Ruhrgebietsstadt anhand biographischer Stelen. Dabei werden Beispiele für die unterschiedlichen Gruppen von Oppositionellen gegeben, die dem Nationalsozialismus Widerstand leisteten, darunter überzeugte Christen, Kommunisten, Sozialdemokraten, aber auch parteilose Arbeitergruppen und gewöhnliche Bürger.
Im letzten Raum geht die Ausstellung auf den zweiten Weltkrieg ein. Hier finden neben der Zerstörung der Stadt, die durch im Raum liegende Trümmer veranschaulicht wird, auch interessante Details Platz wie die propagandistische Verklärung des Jagdfliegers Werner Mölders zum Kriegshelden. Seine Verehrung als mutig-kameradschaftliches Vorbild setzte sich noch lange nach Kriegsende in der Bundeswehr fort.
Verzahnung von lokaler und nationaler Geschichte
Insgesamt bietet die Ausstellung nicht nur für Gelsenkirchener viele anschauliche Beispiele und Hintergrundinformationen dazu, was der Nationalsozialismus im Ruhrgebiet bedeutet hat. Die gelungene Verzahnung von städtischer und deutscher Geschichte hilft, sich ein Bild von der Zeit und dem damaligen Leben zu machen.
Weitere Informationen zur Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ finden Sie im <link http: www.ns-gedenkstaetten.de nrw gelsenkirchen literatur detailseite dokumentationsstaette-gelsenkirchen-im-nationalsozialismus.html>Katalog zur Ausstellung sowie auf unserer <link>Website.

