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Fritz Bauer. Der Staatsanwalt – NS Verbrechen vor Gericht In einer Sonderausstellung zeigt das NS-Dokumentationszentrum Köln in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt vom 22. April bis zum 21. August 2016 „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt – NS Verbrechen vor Gericht.“
Der liberale Jurist und sozialdemokratische Politiker Fritz Bauer engagierte sich für Demokratie, soziale Gerechtigkeit, eine freie Gesellschaftsordnung und schließlich auch für die öffentliche und juristische Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Ausstellung im NS Dokumentationszentrum Köln zeichnet anhand vieler Dokumente aus Bauers Leben und seiner Arbeit ein facettenreiches Bild seiner Persönlichkeit, seiner Arbeit und seines unbeirrbaren moralischen Geistes.
Fritz Bauer kämpfte in den 1960er Jahren als hessischer Generalstaatsanwalt für einen Prozess gegen die Verbrecher im KZ Auschwitz – gegen viele Widerstände auch aus der eigenen Behörde. Zuvor hatte er dem israelischen Geheimdienst Mossad geholfen, den Organisator des nationalsozialistischen Massenmords an den europäischen Juden, Adolf Eichmann, in Argentinien ausfindig zu machen. Aus Angst, dass die Informationen aus den bundesdeutschen Strafverfolgungsbehörden durchsickern und Eichmann warnen könnten, eröffnete er gegen Eichmann selbst kein Ermittlungsverfahren. Bauer war jedoch bewusst, dass es von äußerster Wichtigkeit war, die Schuldigen des Nationalsozialismus vor deutsche Gerichte zu stellen, um gesellschaftliche Aufklärungsarbeit zu leisten und hierdurch Wege zu einer nachhaltigen Demokratisierung des Landes zu eröffnen.
Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die großen Prozesse Fritz Bauers, die er als Generalstaatsanwalt zunächst am Oberlandesgericht Braunschweig, dann in Frankfurt am Main führte, sondern gibt darüber hinaus Informationen zu seinem familiären Hintergrund und den Jahren der Emigration. Bauer, jüdischstämmig und Atheist, engagierte sich schon früh politisch als Sozialdemokrat und flüchtete in den 1930er Jahren zunächst nach Dänemark und dann nach Schweden.
Mit dem Remer-Prozess gegen den Wehrmachtsoffizier Otto Ernst Remer wegen übler Nachrede, der zur Rehabilitation der vorher als Verräter abgewerteten Stauffenberg-Attentäter führte, wurde Bauer im Jahr 1952 zum ersten Mal internationale Beachtung zu Teil. „Ein Unrechtsstaat, der täglich zehntausende Morde begeht, berechtigt jedermann zur Notwehr“ sagte Bauer. Das Urteil von 1952 trug in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft wesentlich dazu bei, die Leistung des militärischen Widerstandes gegen das faschistische Regime im bürgerlich-konservativen Kreisen anzuerkennen und von dem Stigma des Verrats zu befreien. Für seine Ermittlungen gegen NS-Täter scheute Bauer auch nicht den Kontakt zur ostdeutschen Justiz, während die offizielle Bundesrepublik unter Adenauer der DDR noch jegliche internationale Anerkennung verweigerte und Veröffentlichungen der DDR-Presse über Nazi-Eliten im Westen als bloße Diffamierungskampagnen abkanzelte.
In der Ausstellung werden Dokumente wie Zeitungsausschnitte, Briefe, juristische Texte und Fotografien aus Bauers Leben in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Durch mehrere Videointerviews und Tonbandmitschnitte werden Bauers Motivation und sein Selbstverständnis als emigrierter und zurückgekehrter progressiver Demokrat und liberaler Aufklärer nachvollziehbar, der eine Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in Westdeutschland einforderte, als die bundesrepublikanische Gesellschaft mehrheitlich kaum Interesse an einer ernsthaften und grundlegenden Aufarbeitung der Vergangenheit zeigte.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. August 2016 zu sehen.
Kontakt und weitere Informationen:
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23-25
50667 Köln
Tel. 02 21 / 221 -2 63 32
<link>nsdok@stadt-koeln.de<link http: www.nsdok.de>
www.nsdok.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 10 - 18 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag 11 - 18 Uhr
Jeden 1. Donnerstag im Monat (außer Feiertag) bis 22 Uhr

