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Erinnerungskultur - Zur Arbeit in den Gedenkstätten für NS-Opfer Tagung im Haus der Geschichte befasst sich mit aktuellem Stand in Deutschland
Erinnerungskultur ist heute ein weiter Begriff. Am häufigsten in Verbindung gebracht wird er in Deutschland mit der kritischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus und dem Gedenken an die Opfer des terroristischen Regimes. Welche aktuellen Herausforderungen insbesondere für die zahlreichen NS-Gedenkstätten im ganzen Bundesgebiet bestehen, ist nun Thema einer Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung, die in enger Kooperation mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW e.V., dem Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie" und der Stiftung Topographie des Terrors im Haus der Geschichte in Bonn ausgetragen wird.
Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und zu vergegenwärtigen vollzieht sich in einem vielfältigen Spektrum. Die Kultur des Erinnerns bildet nicht nur einen Kernbereich der kulturellen Bildung, sondern trägt mit ihrer subjektiven und kollektiven Wahrnehmung auch zur Identitätsbildung der Menschen bei. Neben der Sammlung von historisch relevanten Informationen durch Archive, Museen und Bibliotheken spielen dabei heute vor allem die Gedenkstätten an authentischen Orten eine große Rolle.
Auf der Tagung unter dem Titel "Erinnerungskultur - Zur Arbeit in den Gedenkstätten für NS-Opfer" wird Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung, in seinem einleitenden Vortrag zunächst die provokative Frage aufwerfen: "Wozu Gedenkstätten?". Beantworten können werden ihm das spätestens die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion zur aktuellen Situation und den Perspektiven von Dokumentations-, Lern- und Erinnerungsorten in Deutschland. Unter der Leitung von Prof. Dr. Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, werden die Experten versuchen, einen Überblick über die Situation der vielen unterschiedlichen Einrichtungen aus der sehr heterogenen deutschen Gedenkstättenlandschaft zu bieten. Dabei wird unter anderen Dr. Karola Fings, Vorstandsmitglied im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW über die Lage der Einrichtungen im bevölkerungsreichsten Bundesland der Republik berichten.
Ob man aus der Geschichte wirklich lernen kann, will Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises und Professor für Geschichtsdidaktik an der Universität Leipzig, daraufhin in seinem Vortrag untersuchen. In der Ritualisierung von Erinnerung und der Routine liegt die Gefahr, dass die Erinnerungskultur erstarrt. Um auch junge Menschen zu erreichen, gerade im Hinblick auf das Problem der aussterbenden Zeitzeugengeneration, ist es umso wichtiger eine aktivierende, lebendige und kontinuierliche Formen der Erinnerung zu finden. Dies gilt auch immer mehr für diejenigen Menschen, die in Deutschland eine Zuwanderungsgeschichte besitzen. Dabei bedarf es neuer Impulse und Ansätze, um Menschen mit Migrationshintergrund für die Besonderheiten der deutschen Geschichte zu sensibilisieren. Mit dieser akuten Herausforderung befasst sich NRW-Integrationsminister Armin Laschet zu Beginn des letzten großen Panels der Tagung in einem einleitenden Referat. Vertreter aus der Jugend- und Erwachsenenbildung werden die vielfältigen Aspekte dann bei einer anschließenden Diskussion noch einmal aus der Perspektive der alltäglichen Praxis etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Zum Ende der Veranstaltung folgt eine freie Schlussdebatte über die aktuellen Probleme der politischen Bildung im Bereich der Gedenkstättenarbeit. Thomas Lutz, Gedenkstättenreferent bei der Stiftung Topographie des Terrors wird den Austausch der Argumente leiten.
Zu der Tagung werden zahlreiche Vertreter der NS-Gedenkstätten aus dem ganzen Bundesland aber auch aus anderen Teilen des Bundesgebiets erwartet. Sie steht aber auch Multiplikatoren, Studenten und historisch interessierten Bürgern offen.
Die Veranstaltung findet statt am Freitag, 3. April 2009.
Beginn ist um 11:30 Uhr im Haus der Geschichte in Bonn.

