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Erinnern für die Zukunft - Fachtagung nimmt Kooperation zwischen Gedenkstätten und Schulen in den Blick

Der Austausch stand in Mittelpunkt der Veranstaltung "Bildungspartner NRW - Gedenkstätte und Schule. Erinnern für die Zukunft" in Düsseldorf

Verfasst am 30. Mai 2014

"Erinnern für die Zukunft" - Impulse für die Zusammenarbeit in Sachen Demokratie 

In dem Eröffnungsgespräch erinnert sich die Ministerin Sylvia Löhrmann, die zudem als Präsidentin der Kultusministerkonferenz spricht, an die Zeit ihres eigenen Geschichtsunterricht, der die Vergangenheit des Nationalsozialismus an der Schule tabuisiert habe. Sie selbst habe jedoch das Glück gehabt, dass eine junge engagierte Lehrerin der Klasse den Zugang zu dem Thema ermöglicht und kritische Fragen erlaubt habe. Dieser Unterricht habe sie geprägt und ihr Interesse für das Thema geweckt. 

Die Ministerin betont die große Bedeutung der Auseinandersetzung mit Erinnerung und Gedenken in der heutigen Gesellschaft und an Schulen, um das "schwierige Erbe von Gewalt und Diktatur, von Ausgrenzung, Misshandlung, aber auch die gemeinsame Erinnerung an fröhliche und beglückende Momente aufgreift und in seiner Aktualität zu würdigen". Die zu fördernde Zusammenarbeit von Schulen und Gedenkstätten stellt einen wichtigen Baustein für die geschichtliche und politische Bildung von Schülerinnen und Schüler dar. 

Talkrunde "Das gemeinsame Erinnern gestalten" mit kritischen Stimmen zu Gelingensbedingungen 

Die Zuhörerschaft ist gemischt. Vertreter der Gedenkstätten, Lehrer, die sich an ihren Schulen bereits im Rahmen der Erinnerungskultur engagieren oder eben Anregungen für ihr mögliches Engagement suchen und auch Schüler, die am Nachmittag eigene Projekte vorstellen werden, lauschen interessiert der Podiumsdiskussion am Vormittag zum Thema "Das gemeinsame Erinnern gestalten".

Prof. Dr. Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises der Gedenkstätten, betont deutlich die Bedeutung der Gedenkstätten im Prozess der politischen Bildungsarbeit für die Schulen, da die Lernprozesse an außerschulischen Lernorten mehr zu bieten hätten als der Klassenraum. Er stellt die wichtige Arbeit der Gedenkstätten heraus, die in den letzten Jahren auf die Anforderungen durch die wachsende Heterogenität der Lerngruppen konzeptionell reagiert  und zahlreiche Zugänge zur Auseinandersetzung mit Geschichte geschaffen haben. Als Vorsitzender des Arbeitskreises verweist er auf die bereits bestehende Zusammenarbeit von Gedenkstätten und Schulen und die zahlreichen Projekte, die gemeinsam gestalteten Erinnerungsveranstaltungen an Gedenktagen und Fahrten, die von Schulen und Gedenkstätten durchgeführt werden. 

Prof. Dr. Kenkmann: "Erinnerungskultur ist nicht statisch, sondern immer ein dynamischer Prozess."

Neben der hervorragenden Arbeit, die bereits vielerorts für das aktive Erinnern geleistet werde, greift Prof. Dr. Kenkmann allerdings auch die Problematik der Finanzierung auf, der sich zahlreiche Gedenkstätten und Schulen stellen müssten. Er erinnert an die ermürbenden Kämpfe um Gelder und Gedenkstätten, die ihre Arbeit trotz zahlreicher Ehrenämter nicht fortführen konnten. Die Gedenkstätten würden für alles herangezogen, wenn es um die Aufarbeitung ginge, wenn es dann aber um die Finanzierung, z.B. von Mitarbeitern gehe, dann streikten die Verantwortlichen", so Prof. Dr. Kenkmann, der durch lauten Beifall der Zuhörer in seinem Statement unterbrochen wird. Erfolgreiche Erinnerungsarbeit gibt es nicht umsonst und alle Beteiligten wünschen sich mehr Unterstützung durch die verantwortlichen Kommunen und die Regierung, um die notwendige stetige Weiterentwicklung von Konzepten auch realisieren zu können. Aus dem Publikum folgen zahlreiche kritische Stimmen, zumeist von engagierten Lehrern und auch Schülern, die aufgrund der fehlenden finanziellen Unterstützung bei der Umsetzung von Projekten und Fahrten Enttäuschungen hinnehmen mussten. 

"Ein großer Fehler wäre das Stehenbleiben bei der Betroffenheitskeule"

Nachdem die Moderatorin Judith Schulte-Loh (WDR) zahlreiche kritische Stimmen zur Ressourcen-Debatte zugelassen hatte, fokussiert sie die Art und Weise der zukünftigen Auseinandersetzung. Stimmen vom Podium und auch aus dem Publikum zeigen, dass Einigkeit darüber besteht, dass der pädagogische Zeigefinger und die Betroffenheitspädagogik mit Blick auf die heutigen Jugendlichen aufgrund ihrer Geschichte nicht zur gewünschten bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema führen kann. Die Konzepte müssten auf die Heterogenität, die Aktualität des Erinnerns und auch auf die Situation der Jugendlichen mit Migrationshintergrund reagieren. 

Markt der Möglichkeiten und Projekte

Am Nachmittag standen den interessierten Anwesenden im Saal des LVR-Medienzentrums zahlreiche Stände zur Verfügung, um sich über bestehende Projekte und Kooperationsmöglichkeiten zu informieren. Auch der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten NRW war durch einen Stand vertreten und konnte mit der Präsentation der Homepage, Literaturbeispielen und Projektvorstellungen auf das rege Interesse reagieren. 

In zahlreichen Workshops stellen sowohl Schüler als auch Mitarbeiter der Gedenkstätten ihre gemeinsamen Projekte vor und beantworteten Fragen hinsichtlich der Kooperationsmöglichkeiten, Herangehensweisen und Umsetzungen in Schulen, die durch Interessierte gestellt wurden. 

In einer gemeinsamen Abschlussrunde stellten die Beteiligten nochmals ihren Konsens dar, dass das Erinnern in der Zukunft einen großen Stellenwert zur Erhaltung der Demokratie in Deutschland einnimmt und jeder Beteiligte seinen  Beitrag leisten kann und sollte. 

Zitat entnommen: Sylvia Löhrmann: Erinnern für die Zukunft, Schule NRW 10/13; www.schulministerium.nrw.de

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