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„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ (Heinrich Heine) Zahlreiche Veranstaltungen erinnern der Verfolgung von Schriftstellern durch die Aktion "Wider den undeutschen Geist" vom 10. Mai 1933
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Das aus dem Jahre 1820 von Heinrich Heine stammende Zitat findet sich auf einer von zwei im Boden des Bebelsplatz in Berlin eingelassenen Bronzeplatten, die Teil des Mahnmals zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 sind.
Die Aktion „Wider den undeutschen Geist“ stellt ein trauriges Beispiel für die schnelle Umsetzung organisierter Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller als so genannte „Reichsfeinden“ dar. Die von der Deutschen Studentenschaft geplante und durchgeführte Aktion, angeführt von einem Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, fand ihren Höhepunkt am 10. Mai 1933 in 21 deutschen Universitätsstädten durch die öffentlich inszenierten Bücherverbrennungen.
Die Vorbereitungen der Aktion begannen im Kleinen. Alle Studenten mussten vorab ihre eigenen Bücher prüfen und von „schädlichem Schrifttum säubern“, bevor sich die teilnehmenden Studenten den Universitäts- und Institutsbibliotheken zuwandten. Mithilfe einer „Schwarzen Liste“, die sich auf den damals 29-jährigen Bibliothekar Wolfgang Herrmann zurückführen lässt, forderten sie die freiwillige Herausgabe von „schädlichen Büchern auch aus öffentlichen Bibliotheken und Buchhandlungen.
Verfolgte Schriftsteller
Anschließend fanden sich die Werke von Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholksy, Albert Einstein, Theodor Lessing, Karl Marx, Franz Kafka, Heinrich Mann und Klaus Mann auf riesigen Scheiterhaufen auf öffentlichen Plätzen der jeweiligen Städte wieder. Die Verbrennung selbst unterlag einem strengen Protokoll, an dessen Ablauf sich die Studenten genau hielten. Die zuvor versandten „Feuersprüche“ sollten die symbolträchtige „Reinigung von undeutschem Geiste“ zusätzlich stützen.
Zusätzlich wurden in den Universitätsstädten Dresden, Erlangen, Königsberg, Münster und Rostock von Studenten im Mai 1933 die etwa zwei Meter hohen „Schandpfähle“ samt Anschlag von Namen angefeindeter Professoren und Schriftsteller errichtet, in Auftrag gegeben von den Organisatoren per Rundbrief:
„Wir werden an allen Hochschulen einen Schandpfahl errichten. Einen klobigen Baumstamm, etwas über mannshoch, auf Hochschulgebiet. An den Schandpfahl werden wir die Erzeugnisse derer nageln, die nicht unseres Geistes sind. Und wir werden diesen Schandpfahl für alle Zeiten stehen lassen. Solange wir ihn brauchen. Heute für die Schriftsteller, morgen für die Professoren. Im Ganzen immer bereit für die, die es nicht begreifen wollen oder nie begreifen können. Der Schandpfahl soll etwa am 3. Mai in den Hochschulen zur Aufstellung gelangen.“
Der Verfasser sollte Gott sei Dank nicht Recht behalten, denn die Schandpfähle sind mit der Niederlage der Nationalsozialisten aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Was bleibt, auch 80 Jahre nach diesen Ereignissen, ist die Notwendigkeit, dieser Taten zu gedenken. Zahlreiche Denk- und Mahnmale wurden mittlerweile auf den jeweiligen Plätzen errichtet und die Universitäten als damalige Initiatoren, gleichgeschaltet durch das NS-Regime, nehmen ihre Verantwortung wahr, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten.
Veranstaltungshinweise
„Nur Emil überlebte“ – Kinderuniversität und Ausstellungen in Münster
Die Universität Münster widmet diesem Thema im Rahmen der Kinder-Universität eine Vorlesung am Freitag, 10. Mai, um 16.15 Uhr im H1, Schlossplatz 46 , in der Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting den Schülerinnen und Schülern erläutert, was in den Jahren 1933-45 genau in Deutschland passierte und welche Bedeutung der Bücherverbrennung in diesem Kontext der Schreckensherrschaft zukam. Allen Interessierten steht darüber hinaus die Ausstellung „Verbrannte Asche“ im Foyer der Universitäts – und Landesbibliothek und weiteren Gebäuden zur Verfügung. Hier werden u.a. ausgewählte Autoren vorgestellt.
Eine weitere Ausstellung präsentiert die Stadtbücherei Münster in Kooperation mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel und der Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. , welche politische Karikaturen von Joseph Capek aus den Jahren 1933-´38 zeigt.
„Vor 80 Jahren- Die Bücherverbrennungen im Mai 1933 in Dorsten“
Am Donnerstag, 16. Mai um 19.30 Uhr, referiert Dr. Jan- Pieter Barbian im Jüdischen Museum in Dorsten zum Thema Bücherverbrennung.
Enthüllung eines neuen Denkmals in Bonn
Am 10. Mai enthüllt die Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus ein neues Denkmal am Markt/Altes Rathaus und erinnert im Rahmen des 36. Internationalen Museumstags an Autoren, Verlage und Bücher. Ein Flyer, einsehbar auf der Homepage der Gedenkstätte, verweist auf die Veranstaltungsreihe.
"80 Jahre Bücherverbrennung -Verfolgt- Verboten- Verbrannt"
Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund widmet diesem Thema zahlreiche Veranstaltungen, wie etwa eine Reihe von Vorträgen und Lesungen, die jeweils um 19 Uhr beginnen.
Freitag, 17. Mai
Walter Gödden: "Hingeduckt wie ein Tier lauert die Fabrik"
Donnerstag, 23. Mai
Edda Ziegler: Verboten- verfemt- vertrieben
"Konzert der verbrannten Dichter" in Köln
Am 17. Mai 1933 verbrannten Kölner Studenten ausgewählte Bücher von Autoren, die ihnen als Demokraten, Pazifisten und Juden bekannt waren. Zum 80. Jahrestag erhalten die verfolgten Autoren und ihre Texte eine Stimme durch Anna Haentjens und Sven Selle (Klavier) am 15. Mai 2013 um 19.30 Uhr in der Lutherkirche Südstadt.
Verbotene Autoren- Verbrannte Bücher
Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger lesen Auszüge aus Werken von verbotenen Autoren in Kooperation mit der Stadtteilbibliothek Erle. Dazu lädt die Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" am Mittwoch, 26. Juni 2013 um 19.oo Uhr ein .

