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Buchvorstellung "Kinder über den Holocaust"

Vorsitzender des Arbeitskreises präsentiert gesammelte Interviews mit überlebenden Kindern aus Polen

Verfasst am 16. April 2008

Unmittelbar nach dem Ende der deutschen Besatzung in Polen befragten Vertreter der Jüdischen Historischen Kommission überlebende Kinder - eine einzigartige Quellensammlung entstand. Die nun in der Edition "Kinder über den Holocaust. Frühe Zeugnisse 1944-1948" erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Überlebensberichte erzählen von Drangsalierung, Angst und Verfolgung, mutiger Rettung, aber auch verweigerter Hilfe.

Am Dienstag, 15. April stellten die beiden Herausgeber der Neuerscheinung, Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten in NRW und Prof. Dr. Feliks Tych die gesammelten Berichte in Berlin vor. Entstanden ist die Quellenedition in einem Projekt des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung an der Universität Leipzig, unter der Leitung von Prof. Kenkmann. In enger Zusammenarbeit mit der Vereinigung "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V." und dem Jüdischen Historischen Institut (ZIH) in Warschau erschloss das Projektteam den in Warschau vorliegenden Bestand an Dokumenten, der bisher von der Öffentlichkeit und Forschung kaum wahrgenommen worden war. Es handelt sich um 437 Berichte jüdischer Kinder aus ganz Polen, die ihre Erlebnisse während des Holocausts bereits kurz nach Ende der deutschen Besatzung aufschrieben oder zu Protokoll gaben. Für den langjährigen Direktor des ZIH, Prof. Feliks Tych, der selbst als Kind versteckt den Holocaust überlebte, ist dieser Quellenfundus vergleichbar mit dem bekannten Ringelblum-Archiv aus dem Warschauer Ghetto, das sich ebenfalls im Besitz des ZIH befindet.

Ziel des Projektes war es, die interessantesten dieser Texte in einer Quellenedition zu erschließen und darüber hinaus durch die Entwicklung einer pädagogischen Handreichung diese Texte für den Schulunterricht und außerschulische Projektarbeit in Deutschland und Polen nutzbar zu machen. Die Handreichung erscheint voraussichtlich im Oktober dieses Jahre.

Das Jüdische Historische Institut in Warschau ist zugleich Museum, Archiv, Bibliothek sowie Forschungsinstitut und führt ebenfalls Lehrerfortbildungen sowie pädagogische Projekte zur jüdischen Geschichte in Polen durch.

Die bundesweite Vereinigung »Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.« widmet sich der Auseinandersetzung mit den beiden deutschen Diktaturen, der Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Förderung bürgerschaftlichen Engagements.

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