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Bekenntnisse für den Frieden Aktionen der AK-Gedenkstätten zum Antikriegstag
Am 1. September jährt sich zum 70. Mal der deutsche Überfall auf Polen und damit der Beginn eines verbrecherischen Eroberungs- und Vernichtungskrieges, der 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Seit 1957 wird dieser Tag in Deutschland als Antikriegstag begangen. Die Mitgliedseinrichtungen des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten in NRW bekennen sich auch in diesem Jahr mit vielen Veranstaltungen zum Frieden und zur Völkerverständigung und erinnern zugleich an die Opfer des NS-Regimes.
Führungen und Vorträge, Ausstellungen und Konzerte, eine Denkmaleröffnung und Theaterstücke - die Gedenkstätten setzen sich auf ganz unterschiedlichen Wegen mit den Ereignissen von 1939 und ihren Folgen auseinander. Dabei rücken auch Opfergruppen in das Blickfeld, die erst spät die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhalten haben.
So wird beispielsweise in Köln ein Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz eingeweiht. Sein Werk widmet der Künstler Ruedi Baur all jenen Menschen, die sich dem verbrecherischen und rassistischen Eroberungskrieg des nationalsozialistischen Staates widersetzten. Als zivile Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner, als Deserteure, "Wehrkraftzersetzer", Kriegsdienstverweigerer oder "Kriegsverräter". Gerade das Bild der Deserteure hat sich im Zeitverlauf gewandelt. Ermöglicht wurde das Denkmal durch die Zusammenarbeit von Rat, Verwaltung und dem Einsatz engagierter Bürger.
Eine Ausstellung über das Schicksal tausender Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegsgefangener im Kreis Herford öffnet Mitte September in der Gedenkstätte Zellentrakt im Rathaus ihre Tore. Dargestellt wird der Leidensweg von der Verschleppung zur Arbeit in der Industrie und Landwirtschaft über die Einweisung in Lager bis hin zum Tod oder Ermordung. Die Ausstellung will einen Beitrag zu Aussöhnung leisten und die heutige Jugend mahnen.
Mit dem Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs im Allgemeinen beschäftigt sich am 1. September Dr. Ingrid Schupetta in ihrem Vortrag in der Villa Merländer in Krefeld. Im Mittelpunkt steht vor allem die Schwierigkeit, die gefallenen deutschen Soldaten vor dem Hintergrund des Vernichtungskrieges als Helden darzustellen. Zudem lassen die verheerenden Folgen des Krieges bis heute ein gemeinsames Denkmal für alle zivilen Opfer nicht zu. Im Gegenteil, siebzig Jahre nach Kriegsbeginn liegt eine zunehmende Fragmentierung der Denkmallandschaft vor.
Die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte lädt abends zu einem außergewöhnlichen Konzert ins Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation (zakk) ein. Verschiedene Musikstile und Generationen treffen aufeinander: HipHop und Weltmusik gemeinsam gegen den Krieg! Im Mittelpunkt steht die 1924 geborene Esther Bejarano. Sie ist das letzte noch lebende Ensemblemitglied des Mädchenorchesters von Auschwitz, in dem sie Akkordeon spielte.
Der mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete Friedenspädagoge Bernhard Nolz wird im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund sprechen.
Anknüpfend an den Vortrag von Dr. Ingrid Schupetta veranstaltet die Geschichtswerkstatt Krefeld am 6. September eine Stadtrundfahrt der besonderen Art. Anlaufpunkte sind Erinnerungszeichen, die an die Kriege der letzten 200 Jahre, insbesondere an die beiden Weltkriege und an ihre Opfer erinnern.
Die Gedenkstätten Münster, Gelsenkirchen und Dorsten legen in ihren Veranstaltungen den Schwerpunkt auf die Hintergründe, Fakten und Folgen des Krieges. Im Mittwochsgespräch beleuchtet Prof. Dr. Feliks Tych (Jüdisches Historisches Institut Warschau) im Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster die polnische Sicht auf den deutschen Überfall.
Dr. Ulrich Grochtmann (Hagen) zeichnet Ende September in der Gedenkstätte Gelsenkirchen die historische Entwicklung in den Krieg nach. Ausgehend von der Situation nach dem Ersten Weltkrieg sowie den Krisenherden in den darauffolgenden Jahren kommt er schließlich zu den Ereignissen 1938/1939.
Neu entdecktes Quellenmaterial aus den US-amerikanischen Archiven bietet neue Einblicke in die Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht. Gesprächsmitschnitte, Abhörprotokolle und Vernehmungsberichte des US-Nachrichtendienstes geben Auskunft, wie Wehrmachtssoldaten kontrovers über Kampferfahrungen und Judenverfolgung diskutierten. Referent Dr. Felix Römer (Mainz) berichtet am 1. Oktober im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten über das Forschungsprojekt.
Weiterführende Informationen mit Uhrzeiten und Ortsangaben zu den genannten Veranstaltungen finden sie in unserer Rubrik Veranstaltungs-Vorschau.

