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Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW trauert um Hans-Wilhelm Bohrisch Langjähriger Leiter der Gedenkstätte Steinwache plötzlich verstorben
Am Montag, 21. Januar, ist Hans-Wilhelm Bohrisch, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs Dortmund, überraschend verstorben. Hans-Wilhelm Bohrisch wurde am 3. Mai 1954 geboren. Seit 1992 war der Historiker bei der Stadt Dortmund beschäftigt und hat mit großer Sachkunde und Ideenreichtum die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Dauerausstellung "Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945" geleitet. Von Gründung an engagierte sich Hans-Wilhelm Bohrisch auch im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen e.V., dem Zusammenschluss der Einrichtungen im bevölkerungsreichsten Bundesland.
Dortmunds Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Dr. Günther Högl, Leiter des Stadtarchivs: "Wir sind tief betroffen über den plötzlichen Tod Hans-Wilhelm Bohrischs. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau Dagmar Bohrisch und seiner Familie. Hans-Wilhelm Bohrisch hat mit seiner ausgezeichneten wissenschaftlichen und konzeptionellen Arbeit und mit seinem Organisationsgeschick dazu beigetragen, dass die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache zu einem Forum der Erinnerungsarbeit und einem viel besuchten Lernort für die jüngere Generation geworden ist. Er war wesentlich daran beteiligt, eine gesamtstädtische Kultur der historischen Erinnerung zu entwickeln. Der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache hat er einen festen Platz im Herzen und Gedächtnis der Stadt gesichert."
Hans-Wilhelm Bohrisch hatte die Fähigkeit, Aufklärungsarbeit über die NS-Geschichte und die NS-Verbrechen vor Ort öffentlichkeitswirksam zu vermitteln und mit konzeptionellen Neuerungen und inhaltlichen Ergänzungen überzeugende aktuelle Bezüge herzustellen. Dadurch erfuhr die Steinwache breite Anerkennung als Vorbild für alle NS-Gedenkstätten in NRW und darüber hinaus. Sein Wirken galt der engen und fruchtbaren Kooperation mit den vom NS-Regime Verfolgten, den NS-Verfolgtenverbänden, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund und der Unterstützung des seit 1980 bestehenden Kuratoriums zur ständigen Ausstellung "Widerstand und Verfolgung" unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer.
Darüber hinaus hat er sich im Stadtarchiv an verschiedenen archiv-wissenschaftlichen und stadtgeschichtlich wichtigen Projekten maßgeblich beteiligt. Eines davon war die wissenschaftliche Edition des Nachlasses des ehemaligen Reichtstagsabgeordneten und späteren Oberbürgermeisters Fritz Henßler (1886-1953), einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der Nachkriegsgeschichte Dortmunds. Im Verlauf dieser jahrelangen historischen Kärrnerarbeit, mit der er sich in der ersten Phase seiner Zeit beim Stadtarchiv auseinander setzte, machte er sich in großer persönlichen Bescheidenheit auch das Lebensmotto seines großen Vorbildes Fritz Henßler "Die Person immer ganz weit hinter der Sache" zu eigen.
Die Stadt Dortmund, das Stadtarchiv, Vorstand und Mitglieder des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen und insbesondere die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund trauern um einen Kollegen, der von vielen Menschen in Dortmund und weit darüber hinaus geschätzt wurde.

