Inhalt Seitenleiste
Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW trauert um Dr. Ernst Schmidt Das von dem Historiker begründete Archiv bleibt im Haus der Essener Geschichte erhalten
Am 16. Dezember vergangenen Jahres verstarb der Historiker und Archivar Dr. Ernst Schmidt im Alter von 85 Jahren.
Dr. Ernst Schmidt, geboren in Essen-Borbeck, hat sich durch viele Aktivitäten in und über Essen hinaus einen Namen gemacht. Bekannt ist sein Archiv zur Essener Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Er hat wie kein anderer die Ereignisse in der Ruhrgebietsstadt zur Zeit des Nationalsozialismus gekannt und aufgearbeitet. Ohne ihn hätte es weder die Ausstellungen in der Alten Synagoge Essen gegeben, noch die bekannten Stadtspiele zur NS-Geschichte oder die Jugendgedenkstättenfahrten nach Amsterdam.
Auch als Buchautor ist der promovierte Historiker bekannt geworden, so durch die Veröffentlichungen „Essen erinnert“, „Lichter in der Finsternis“ und seine 1998 erschienene Biografie „Vom Staatsfeind zum Stadthistoriker“. Akzente setzt Schmidt zudem in der „Arbeitsgemeinschaft Essener Geschichtsinitiativen“. Mehrere seiner Bücher und Geschichten wurden zur Grundlage für unzählige Projekte an Essener Schulen sowie für die außerschulische Jugendbildungsarbeit, insbesondere für die Infothek der politischen Bildung im Jugendamt Essen.
Das Archiv Ernst Schmidt ist aus der privaten Sammlung des Historikers entstanden und bietet heute einen Fundus an einmaligen Dokumenten zur Essener Stadtgeschichte. Es umfasst etwa 12.000 Schriftstücke (Akten, Briefe, Flugblätter), umfangreiche Zeitungsbestände, Fotografien, lebensgeschichtliche Interviews mit Zeitzeugen, gegenständliche Objekte und wissenschaftliche Publikationen vor allem zur Geschichte der Essener Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert sowie zu den Ereignissen in der Ruhrgebietsstadt während der nationalsozialistischen Herrschaft. 1993 übergab Ernst Schmidt das Archiv zunächst in den Bestand des Ruhrlandmuseums. Seit Anfang 2010 ist das Archiv nun Bestandteil des neuen Hauses der Essener Geschichte.
Beharrlich hat Ernst Schmidt versucht, die Zeit von 1933-1945 vor der Vergessenheit zu bewahren. Stets legte er großen Wert darauf, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger und vor allem Jugendliche mit seinen Projekten und Veröffentlichungen erreicht wurden. Über 30 Jahre lang ist er als Gesprächspartner und Zeitzeuge mit Essener Schülern zusammen gekommen, hat erzählt, zugehört und diskutiert. Im Oktober des vergangenen Jahres, an seinem 85. Geburtstag, äußerte er sich zufrieden über all jene Vorhaben, die er in seinem Leben umsetzen konnte.
Der Vorstand und die Mitglieder des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen trauern um einen Kollegen, der von vielen Menschen in Essen und weit darüber hinaus hoch geschätzt wurde.

