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Vom „Freund und Helfer“ zum willigen Vollstrecker des Terrors?

Internationale Tagung in Münster untersucht die Rolle der Polizei im NS-Staat

Verfasst am 17. April 2009

Welche Funktion übernahm die Polizei in der nationalsozialistischen Diktatur? Unterstützte sie aktiv die verbrecherische Politik der neuen Herrscher oder war sie - wie so viele andere - nur Mitläufer und willenloser Auftragserfüller?

Um diese Frage zu klären, lädt die Deutsche Hochschule der Polizei in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum vom 13.-15. Mai 2009 zum Symposium „Die Polizei im NS-Staat“ nach Münster ein.

Beteiligt ist auch der Geschichtsort Villa ten Hompel, der 2001 mit der Dauerausstellung "Im Auftrag. Polizei, Verwaltung und Verantwortung" bundesweit zum ersten Mal dargestellt hat, inwieweit die Mannschaft eines regionalen Polizeibefehlshabers in den Terror der Nationalsozialisten involviert war. Bei einem Besuch des Münsteraner Geschichtsortes bekommen die Gäste seitdem einen Eindruck davon, wie Polizisten im Rheinland und Westfalen innerhalb von zwei Jahrzehnten vom Verfassungsverteidiger zum Werkzeug von Verfassungsbrechern und zum ausführenden Organ einer menschenverachtenden Vernichtungspolitik wurden.

In welchem Ausmaß sich die deutsche Polizei insgesamt an Deportationen, Zwangsarbeit und Völkermord im Inland und später in den besetzen Gebieten beteiligte, steht nun im Mittelpunkt des dreitägigen Symposiums. Ziel der Veranstalter ist es, den aktuellen Forschungsstand zur Polizeigeschichte im „Dritten Reich“ zu dokumentieren, neue Untersuchungsfelder vorzustellen und Fragen für zukünftige Studien zu entwickeln. Dabei geht es auch um die verschiedenen Möglichkeiten, die heutigen Kenntnisse Schülern und jungen Erwachsenen vermitteln zu können. Die Ergebnisse der Tagung sollen schließlich zur Vorbereitung einer temporären Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin dienen. Ihre Präsentation ist für das Jahr 2011 geplant.

Das Symposium steht einem breiten Publikum offen. Es soll sowohl Historikern und Polizeibeamten als auch Studenten, Journalisten, Lehrern und weiteren Multiplikatoren aus der historisch-politischen Bildungsarbeit den Raum für anregende Debatten und einen regen Austausch bieten. Als Moderatoren der Tagung sind unter anderen der Gründungsvater der Villa ten Hompel und Vorsitzende des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten in NRW, Prof. Dr. Alfons Kenkmann, sowie der aktuelle Leiter des Münsteraner Geschichtsortes, Christoph Spieker, eingeladen.

Eröffnen wird die Konferenz Prof. Dr. Patrick Wagner von der Universität Halle. In seinem einführenden Vortrag beschäftigt er sich mit dem „Kern des völkischen Maßnahmenstaates“. Dabei geht es um die Rolle, Macht und das Selbstverständnis der Polizei im Nationalsozialismus. Auf dem Programm für den Abend des ersten Veranstaltungstages steht dann ein Gespräch mit dem Regisseur Romuald Karmakar über den Umgang mit der NS-Vergangenheit im Film.

Am zweiten Konferenztag finden parallel fünf Panel mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten statt. Hier werden nach dem aktuellen Stand mehr als 20 Wissenschaftler, überwiegend aus Deutschland aber auch aus Griechenland, Italien und Israel, ihre Forschungsergebnisse präsentieren. In Planung sind zudem weitere Beiträge aus Frankreich, Norwegen und den Niederlanden.

Am Schlusstag werden die Diskussionsergebnisse schließlich von den Moderatoren der Panels vorgestellt und bei einer Podiumsdiskussion erörtert.

Symposium „Die Polizei im NS-Staat“

Datum/Ort: 13. - 15. Mai 2009 an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster

Anmeldung:

Eine verbindliche Anmeldung ist bis Mittwoch, 22. April 2009 an symposium2009@dhpol.de zu richten. Die Angabe der postalischen Anschrift ist notwendig. Alle Tagungsgäste werden zudem gebeten, sich für die Teilnahme an einem Panel zu entscheiden und ihre Wahl der Anmeldung beizufügen.

Teilnahmegebühr:

Die Teilnahmegebühr beträgt 80 Euro inkl. zweier Übernachtungen (EZ); 30 Euro ohne Übernachtung.

Studierende mit gültigem Ausweis zahlen ohne Übernachtung 15 Euro.

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