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Neue Ausstellung der Villa ten Hompel: Ministerpräsident Rüttgers übernimmt Schirmherrschaft

Unterstützung für "Wiedergutmachung als Auftrag" / Zur Eröffnung trägt Prof. Dr. Lutz Niethammer vor

Verfasst am 19. September 2005

Erfreuliche Nachricht für Münster aus der Düsseldorfer Staatskanzlei: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers hat das Engagement des Geschichtsortes Villa ten Hompel zur Erforschung der Nachkriegszeit ausdrücklich gewürdigt und persönlich die Schirmherrschaft für die neue Ausstellung „Wiedergutmachung als Auftrag“ übernommen. Eröffnet wird die Multimedia-Präsentation am Sonntag, 30. Oktober, um 15 Uhr mit einem offiziellen Festakt im Stadtweinhaus; den Fachvortrag wird der auch international angesehene Zeithistoriker und „Oral History“-Nestor Prof. Dr. Lutz Niethammer halten. Regierungschef Rüttgers kann einen Besuch in der Villa ten Hompel zwar wegen wichtiger Außentermine wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt zusagen, versah das Großprojekt der Stadt aber bewusst mit geschichtspolitisch hoher Priorität. Aus seinem Kabinett wird der Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Armin Laschet, an der Feierstunde teilnehmen. NRW und der Bund fördern die von Wissenschaft und interessierter Fachöffentlichkeit mit Spannung erwartete neue Dauerausstellung mit erheblichen Finanzmitteln.

Aus erster Hand, von Prof. Dr. Alfons Kenkmann und Christoph Spieker, ließ sich jetzt die städtische Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke über den aktuellen Stand der Forschungen und Ausstellungsvorbereitung informieren. Sie dankte der Landesregierung für den Rückhalt und lobte auch die Leistungen des pädagogisch-wissenschaftlichen Teams vor Ort, das innerhalb der Stadtverwaltung im Einsatz ist. So arbeiten die Historiker, Designer und Techniker mit Hochdruck an der Ausgestaltung von kontrastreichen Räumen, Objektvitrinen, Displays, Text- und Bildfahnen, die ein bislang wenig geläufiges Kapitel zur Geschichte der Villa ten Hompel ins Blickfeld rücken.

In der einstigen Fabrikantenresidenz, die während des Krieges zum Sitz von NS-Schreibtischtätern aus den Reihen der Ordnungspolizei wurde, waren von 1954 bis 1968 Mitarbeiter des Dezernates für Wiedergutmachung tätig. Die Dienststelle der Bezirksregierung kümmerte sich um ehemals Verfolgte und um Überlebende, die unter dem braunen Regime gelitten und Angehörige durch nationalsozialistischen Terror oder Lagerhaft verloren hatten. Die Zahl der Entschädigungsanträge summiert sich allein regional auf über 12000. Wobei die Ausstellung über Stadt und Münsterland hinaus nach den Menschen vor und hinter den Schreibtischen, internationalen sowie ethischen Dimensionen, nach Rückerstattung geraubten Eigentums und nach Entschädigungsbilanzen fragt.

Dr. Marc von Miquel, Julia Volmer-Naumann und Susanne Muhle, ein Projektteam des Fachbereichs Design um Professor Norbert Nowotsch (Fachhochschule Münster) sowie weitere Experten und Ausstellungsentwickler konnten mit Unterstützung etlicher Hinweis- und Leihgeber aufschlussreiche historische Spuren sichtbar machen, kaum bekannte Quellen aus Archiven und Privatbesitz ins Projekt einbeziehen und vor allem auch viele Zeitzeugen interviewen.

Als einer der ersten Fachleute, der Zeitzeugen mit einem Verfolgungsschicksal auch wissenschaftlich wirklich ernst nahm, gilt Prof. Dr. Lutz Niethammer, zuletzt Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Für die Grundsteinlegung einer deutschen „Oral History“, für seinen Einsatz innerhalb der Erinnerungskultur des Ruhrgebiets sowie für die Aufarbeitung diktatorischen Unrechts ist Niethammer u.a. 2002 als erster Würdenträger mit dem renommierten Bochumer Historikerpreis geehrt worden. Das Anliegen der Ausstellung, sehr unterschiedliche Opferbiographien und damit die Nachkriegsperiode auch alltags- und erfahrungsgeschichtlich zu analysieren, sei ein zentrales, lobte er in Vorgesprächen die Initiative am Geschichtsort Villa ten Hompel.

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