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"Expedition Münsterland" zum Tunnel in Lengerich

Im Rahmen der „Expetition Münsterland“ fuhren rund 100 Studierende, Wissenschaftler und interessierte BürgerInnen aus Münster und Lengerich zum alten Einsenbahntunnel Lengerich, um dessen wechselvolle Geschichte zu erkunden.

Verfasst am 05. Dezember 2011

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Veranstaltet von der Arbeitsstelle Forschungstransfer, dem Geschichtsort Villa ten Hompel  und dem Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster fuhren am 20. November 2011 im Rahmen der „Expetition Münsterland“ rund 100 Studierende, Wissenschaftler und interessierte BürgerInnen aus Münster und Lengerich zum alten Einsenbahntunnel Lengerich, um dessen wechselvolle Geschichte zu erkunden.

Startpunkt war die Villa ten Hompel, wo Dr. Wilhelm Bauhus als Leiter der Arbeitsstelle Forschungstransfer die „Expedition Münsterland“ vorstellte, Dr. Sabine Kittel vom Historischen Seminar der WWU Münster den historischen Kontext erläuterte und Thomas Köhler vom Geschichtsort Villa ten Hompel mögliche zukünftige Trassen einer zeitgemäßen Geschichtskultur rund um den „Denkort“ Tunnel Lengerich skizzierte. 

Per Bus fuhren die TeilnehmerInnen dann zur stillgelegten alten Tunnelröhre in Lengerich.

Als einer der nördlichsten Eisenbahntunnel Deutschlands hatte man diesen 1871 eröffnet und 1928 zugunsten einer neuen Röhre wieder stillgelegt. Im Zweiten Weltkrieg diente der über 700 Meter lange Tunnel zunächst mehrfach als bombensicherer Schutzraum für die Lengericher Bevölkerung. 1944 akquirierte der NS-Staat den ungenutzten Tunnel, er diente nun als bombensicheres Geheimlager für die Kriegsproduktion. Die unterirdische Fabrik mit dem Tarnnamen „Rebhuhn“ gewährleistete fortan die Fertigung von Profilen für Tragflächen von Jagdflugzeugen. Organisatorisch war die Produktionsstätte dem Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg zugeordnet. Das KZ stellte mehrere Hundert Zwangsarbeiter bereit. Der alte Tunnel wurde somit zum KZ-Außenlager Lengerich. Bis zum Frühjahr 1945 wurden mindestens 19 Menschen im Tunnel ermordet. Das nahe Kriegsende bewirkte die eilige Schließung von „Rebhuhn“, die geschwächten KZ-Häftlinge wurden auf den Todesmarsch Richtung Norden geschickt. Kurze Zeit später diente der Tunnel erneut als Schutzraum für die Lengericher Bevölkerung, die hier vor Bomben und Artilleriefeuer Schutz suchte. Als das britische Militär am 2. April 1945 Lengerich erreichte, fand der britische Kommandeur im Tunnel, so seine Schilderung, etwa 2.000 bis 3.000 Menschen vor; im hinteren Bereich entdeckte er gar ausgelagerte Krankenhauspatienten des städtischen Krankenhauses und schwerverletzte Wehrmachtssoldaten.  

Auf dem Vorplatz des Tunnels diskutierten die Teilnehmer intensiv mit den eingeladenen Experten, neben Dr. Sabine Kittel und Thomas Köhler vor allem der Lengericher Stadtarchivar Berghoff und der Eisenbahnhistoriker Prof. Dr. Fiegenbaum - über die Geschichte des Tunnels und eine mögliche zukünftige Nutzung als Erinnerungs- und Denkort. 

Im Sommersemester 2012 wird ein Haupt- und Masterseminar an der Universität Münster das Thema weiter erforschen. Die Ergebnisse sollen im Juli 2012 im Rahmen einer weiteren „Expedition“ vorstellt werden.

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