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Auftrag: Wiedergutmachung

Pressebericht Münstersche Zeitung

Verfasst am 31. Oktober 2005

Auftrag: Wiedergutmachung

Münster - "Wer die Opfer vergisst, tötet sie ein zweites Mal." Mit diesen Worten stellte gestern Armin Laschet, NRW-Minister für Generationen, Familien, Frauen und Integration, die große gesellschaftliche und historische Bedeutung der neuen Ausstellung in der Villa ten Hompel heraus.

Im heutigen Geschichtsort am Kaiser-Wilhelm-Ring 28 war von 1954 bis 1968 das Dezernat für Wiedergutmachung der Bezirksregierung Münster untergebracht. 12 000 Anträge wurden dort gestellt. Die Ausstellung "Wiedergutmachung als Auftrag" präsentiert erstmals in Deutschland die wechselvolle Geschichte der Entschädigung.

Gestern wurde sie mit einem Festakt im Rathaussaal in Anwesenheit zahlreicher Zeitzeugen wie etwa Marga Spiegel sowie von Vertretern aus Politik, Bildung und Wissenschaft eröffnet. Bürgermeisterin Karin Reismann machte deutlich, dass "sich mit Wiedergutmachung nichts bewältigen und schon gar nichts abschließen lässt". Gleichzeitig erinnerte sie daran, wie schwierig die Arbeit für die Beamten des Dezernates war und wie die NS-Opfer erneut in die Mühlen der Verwaltung getrieben wurden, "zuweilen mit erniedrigenden Fragen".

Minister Laschet betonte, wie wichtig die Ausstellung sei für die mögliche Rehabilitierung der Opfer und deren Anerkennung, auch als Vorbildfunktion für heutige und künftige internationale Konflikte. Für sein Plädoyer für den Staat Israel erhielt er spontanen Applaus. Laschet lobte die Villa ten Hompel als interaktiven Geschichtsort, der junge und alte Besucher gleichermaßen anspreche.

In seiner Festrede erläuterte Prof. Dr. Lutz Niethammer die drei wechselvollen Phasen der Wiedergutmachung in Deutschland und in der ehemaligen DDR. Er erinnerte an die "Debatte um vergessene Randgruppen" und an die damals fehlende solidarische Hilfe bei vielen Deutschen für die Opfer des NS-Regimes. Erst der internationale Druck habe etwas bewirkt.

Dr. Christoph Spieker, kommissarischer Leiter der Villa, bedankte sich bei seinem Team und den Designer-Kollegen von der FH Münster für die neue Dauerausstellung: "Ich vermisse die produktiven Pizza-Pausen und die Spontankonferenzen auf den Fluren." Die Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers steht, öffnet am Dienstag. - PWS -

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