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Widerstand in Düsseldorf Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

Düsseldorf war eine Großstadt mit 498.600 Einwohnern, deren Mehrheit Katholiken waren (61,23 %). Politisch überwiegend die Zentrumspartei wählend, war das katholische Milieu mit vielfältigen Einrichtungen und Organisationen ein nicht zu unterschätzendes resistentes Potential gegen den Nationalsozialismus.

Besonders heftig verliefen die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und dem NS-Staat, als es um den Einfluss auf die Jugend ging. Mit dem "Jugendhaus" befand sich in Düsseldorf die Zentrale des Katholischen Jungmännerverbandes, der Deutschen Jugendkraft und anderer Jugendverbände. Insbesondere gegen führende Jugendleiter, die Redaktion der Zeitschrift "Junge Front" und einzelne katholische Priester führte die Gestapo einen ständigen Kleinkrieg bis hin zu Verhaftungen wegen "Vorbereitung zum Hochverrat", "Verstoß gegen § 175 des Strafgesetzbuches" oder Devisenvergehen. Während die kirchliche Hierarchie mit Versetzungsangeboten, Predigtverboten oder Entlassungen reagierte, kam es an der Basis immer wieder zu "Treuekundgebungen für Kirche und Papst".

Die evangelische Kirche verfügte weder über eine einheitliche Leitung, noch eine gemeinsame Organisation. Ihre Situation in der NS-Zeit war auch in Düsseldorf von innerer Zerrissenheit und Druck von außen gekennzeichnet. Gegen die religiöse Umdeutung des Religionsbekenntnisses durch die Deutschen Christen und die Kontrolle durch den Staat wandte sich die "Bekennende Kirche unter dem Wort", die bei den Pfarrern in Düsseldorf die Oberhand behielt. Einzelne Pfarrer versuchten auch, ihre "nicht-arischen" Pfarrmitglieder zu schützen. Die Zeugen Jehovas (Internationale Bibelforscher) gerieten durch ihre Verweigerung des Hitlergrußes und des Wehrdienstes in einen schweren Konflikt mit dem Staat, der diese Verweigerung mit Gefängnis, Zuchthaus oder Konzentrationslager ahndete. Dies betraf auch Familien aus Düsseldorf.

Nach dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 setzte die Verfolgung der Anarchisten durch die Nationalsozialisten mit aller Härte ein. Der bekannte Anarchist Anton Rosinke wurde 1937 verhaftet und im Polizeipräsidium ermordet.

Am 22. Juni 1933 wurde die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) verboten, die in Düsseldorf 1932 die viertstärkste Partei gewesen war. Die Sozialdemokraten und die ihnen nahestehenden Gewerkschafter versuchten, illegal den Zusammenhang der eigenen Reihen in kleinen Zirkeln zu sichern. Einigen bekannten Repräsentanten, wie den Redakteuren der "Volkszeitung" Gerth Schreiner und Helmuth Kern, gelang die Flucht; andere, wie Ernst Gnoss, wurden verhaftet und misshandelt. Noch im Sommer 1944 wurden einige bekannte Sozialdemokraten neuerlich verhaftet und in Konzentrationslager verbracht.

Bei der Reichstagswahl vom 6. November 1932 wurde die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Düsseldorf zur stärksten Partei. An die zweite Stelle war die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gerückt, gefolgt von Zentrum und SPD. Trotz der auf der Basis der am 28. Februar 1933 erlassenen "Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat" vorgenommenen Verhaftungen blieb die KPD in einigen Düsseldorfer Wahlbezirken stärkste Partei. Bis 1935 gelang es der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), die KPD weitgehend zu zerstören. Bis dahin waren viele Mitglieder aktiv im Widerstand, z.B. in der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern, illegaler Informationsweitergabe und Schulungen. Unter den organisierten Widerstandsgruppen hatten die Kommunisten besonders viele Opfer zu beklagen. In Düsseldorf sind es mehr als 150 Tote und mehrere hundert Verurteilte.

Neben den aus Gruppenmilieus, Religionsgemeinschaften und Parteien resultierenden Widerstandshandlungen gab es Einzelne ganz unterschiedlicher Herkunft, die nicht nur innerlich das Regime ablehnten, sondern mutig Menschlichkeit bewiesen. Das Spektrum reichte vom aus Düsseldorf stammenden Industriemanager Eduard Schulte, der die Alliierten über Auschwitz informierte, über die katholische Sozialarbeiterin Elisabeth Heidkamp, die ein jüdisches Kind zu Pflegeeltern ins Sauerland brachte, die einfache Bürgerin aus Vennhausen, Else Gores, die einem von der Luftabwehr abgeschossenen englischen Piloten Erste Hilfe leistete und dafür von einer Heeresstreife erschossen wurde, bis zum Musikdirektor Prof. Josef Neyses, der zusammen mit seiner Frau Hilde Neyses, geborene Möllenhoff, eine Jüdin vor der Deportation rettete. Dazu gehört auch das Antifako, das im März 1945 Kontakt zu den Alliierten aufnahm, um die Stadt vor weiterem Beschuss zu retten, aber keinen Erfolg hatte, während die Gruppe von Bürgern um den Architekten Odenthal und den Rechtsanwalt Wiedenhofen, denen Polizeioberstleutnant Jürgens die Passierscheine ausstellte, zu den Alliierten vordrang und am 17. April 1945 die Befreiung Düsseldorfs erlebte. Franz Jürgens und vier andere Widerstandskämpfer wurden für ihre mutige Tat wenige Stunden vor Befreiung der Stadt erschossen.

Einige der hier Erwähnten wurden inzwischen geehrt, in der Regel erst viele Jahre nach Kriegsende. Das widerständige Handeln oder Akte spontaner Menschlichkeit anderer blieben bis heute unerwähnt.