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Schreckliches erfahren

Seit mehr als 10 Jahren beschäftigt sich Anna Andlauer mit dem Schicksal überlebender Kinder des Holocaust. Dabei konzentrierte sie ihre Recherche auf das erste internationale Kinderzentrum der US-Zone, das von 1945 bis1946 im Kloster Indersdorf in Bayern untergebracht war.

Verfasst am 12. Februar 2017

Seit mehr als 10 Jahren beschäftigt sich Anna Andlauer mit dem Schicksal überlebender Kinder des Holocaust. Dabei konzentrierte sie ihre Recherche auf das erste internationale Kinderzentrum der US-Zone, das von 1945 bis1946 im Kloster Indersdorf in Bayern untergebracht war. Am Samstag, den 12. November stellte sie auf Einladung des Fördervereins ihr Lebenswerk in der ehemaligen Synagoge Drensteinfurt vor. Eine große Hilfe bei ihren Recherchen waren die Aufzeichnungen von Greta Fischer, die als freiwillige Helferin für die Hilfsorganisation UNRR im Kinderzentrum gemeinsam mit den barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul tätig war. Anhand von Bildern, Film- und Tonmaterial schilderte Anna Andlauer die wichtige Arbeit der Helfer. Neben der notwendigen Grundversorgung der Kinder mit Lebensmitteln und Kleidung habe man versucht, ein therapeutisches Milieu zu schaffen, damit die Kinder ihre schrecklichen Erfahrungen verarbeiten konnten, um die im späteren Leben notwendigen soziale Kompetenzen zu entwickeln. Das war sehr schwierig, denn die Kinder hatten in den Lagern vor allem gelernt, sich Nahrungsmittel zu beschaffen, um nicht zu verhungern. Anna Andlauer, die etwa 80 dieser ehemaligen Waisenkinder aufspüren konnte, lud diese bis heute regelmäßig zu Treffen in Indersdorf ein. Für ihre intensive Forschungsarbeit wurde sie 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ihr Buch „Zurück ins Leben“ ist ein wichtiges Dokument der verzweifelten Situation elternloser Kinder am Kriegsende, die durchaus Parallelen zur Situation der heutigen Flüchtlingskinder und Jugendlichen aufweist.

Mechthild Wiesrecker, Westf. Anzeiger v. 12.11.2016

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