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Keine Euthanasie in Bethel

Vortragsveranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit

Verfasst am 04. April 2012

Der Historiker Reinhard Neumann, der die Geschichte der Betheler Anstalten in vierzehnjähriger Arbeit gründlich erforscht hat, berichtete am Mittwochabend ausführlich in der ehemaligen Synagoge über die Ergebnisse seiner Recherchen. Er ging intensiv auf die Gefährdung der Patienten durch die Euthanasiepolitik des NS-Regimes ein. Fast alle Kranken und Behinderte konnten vor der Ermordung bewahrt werden. Im Gegensatz zu vielen
kleineren Pflegeeinrichtungen schützten der hohe Bekanntheitsgrad und das Renommee seines Leiters, Friedrich von Bodelschwingh, die Patienten vor den Euthanasiemaßnahmen. Der „kalte Tod“ durch Verhungern, dem viele Patienten in kleineren Pflegeeinrichtungen zum Opfer fielen, konnte dank der eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse abgewendet werden. Das Leben von sieben jüdischen Kranken war jedoch nicht zu retten. Nach der erzwungenen Separierung von den „arischen“ Patienten wurden sie in andere Pflegeanstalten gebracht und getötet. Dass die Anstaltsleitung die Ermordung dieser Kranken nicht verhinderte, wurde von den Verantwortlichen nach 1945 öffentlich als ihre Schuld eingestanden. Im Anschluss an den Vortrag diskutierten Zuhörer und Referent die Frage, ob es unter den damaligen Umständen Möglichkeiten gab, den Abtransport der jüdischen Patienten zu verhindern. Der Vorsitzende des Vereins Alte Synagoge, Dr. Kurt Omland, bedankte sich bei dem Referenten für den informativen Vortrag, der den Zuhörern die schwierigen Entscheidungssituationen der Verantwortlichen in den Betheler Pflegeanstalten
verdeutlichte.

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